Donald Trump und die brasilianische Gesundheitsbehörde empfehlen ein Malaria-Medikament als Corona-Prophylaxe. Schweizer Apotheker sind entsetzt.
Medikament Coronavirus Hydroxychloroquin
Das Malaria-Mittel Hydroxychloroquin. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Hydroxychloroquin ist ein Malaria-Medikament und soll vor dem Coronavirus schützen.
  • Das behaupten Donald Trump sowie die brasilianischen Gesundheitsbehörden.
  • Schweizer Apotheker sind entsetzt ab diesen Empfehlungen.

Das brasilianische Gesundheitsministerium empfiehlt das umstrittene Malaria-Medikament Hydroxychloroquin jetzt offiziell zur Behandlung von Coronavirus-Patienten.

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Brasiliens Staatschef Bolsonaro (r) bei einem Treffen mit US-Präsident Trump in dessen Resort in Mar-a-Lago in Florida. - sda - KEYSTONE/EPA/Alan Santos/Brazilian Presidency

Das Mittel könnte auch Menschen mit nur leichten Symptomen verabreicht werden, hiess es in einem am Donnerstag veröffentlichten Leitfaden für Ärzte. Auch US-Präsident Donald Trump preist Hydroxychloroquin als «Geschenk Gottes» und nimmt es nach eigenen Angaben prophylaktisch, um sich gegen eine Ansteckung zu schützen.

«Prophylaktisch gar nicht sinnvoll»

In Brasilien hatte zuletzt Gesundheitsminister Nelson Teich gar um seine Entlassung gebeten, nachdem er sich mit dem Präsidenten Jair Bolsonaro wegen des Einsatzes des umstrittenen Medikaments überworfen hatte.

Der Haltung des brasilianischen Behörden-Chefs schliesst sich auch der Schweizer Apothekerverband an. Mediensprecher Tom Glanzmann erklärt: «Prophylaktisch erachten wir Hydroxychloroquin gar nicht als sinnvoll. Auch bei der therapeutischen Anwendung stellen sich noch einige Fragen: Die Wirksamkeit für die Behandlung ist noch unklar. Zudem sind die Nebenwirkungen beträchtlich und es ist nicht in genügender Menge vorhanden.»

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Hydroxychloroquin wird eigentlich als Malaria-Prophylaxe eingesetzt. Es gilt aber auch als Hoffnungsträger im Kampf gegen das Coronavirus. - Keystone

Hydroxychloroquin wird zur Behandlung von Malaria und bestimmten Autoimmunkrankheiten eingesetzt. Ob sich das Medikament auch zur Behandlung der Lungenkrankheit Covid-19 eignet, ist noch nicht abschliessend geklärt. Die Nebenwirkungen des Präparats hingegen gelten als gut erforscht. Unter anderem kann die Einnahme zu einem erhöhten Risiko für Herzrhythmusstörungen führen.

Keine höhere Nachfrage

Berichte, gemäss denen die Nachfrage nach Hydroxychloroquin in der Schweiz nach den Trumpschen Kommentaren gestiegen sei, kann Glanzmann nicht generell bestätigen.

Das BAG habe den Einsatz zudem reglementiert und klare Weisungen für die Spitäler erlassen, erklärt Glanzmann. In der Apotheke kann man das Malaria-Medikament darum nur noch mit spezifischem Formular für die zugelassenen Indikationen bei den Grossisten bestellen.

Medikamente Apotheke
Besonders am Anfang der Pandemie deckten sich die Schweizer in unseren Apotheken vermehrt mit Schmerzmitteln ein. - Keystone

Schweizer deckten sich vorsorglich mit Schmerzmitteln ein

Stattdessen deckten sich die Schweizer besonders zu Anfang der Pandemie mit anderem in den Apotheken ein. «Bei den Schmerzmitteln war der Absatz 2,5-mal höher als in der Vorjahresperiode (2,54 Mio. verkaufter Packungen). Doppelt so hoch wie im Vorjahr war der Absatz bei Erkältungs- und Hustenmitteln (0,5 Mio. Packungen) und Vitaminpräparaten (0,6 Mio. Packungen)», erzählt Glanzmann.

«Nach einer anfänglich erhöhten Nachfrage zu Beginn des Lockdowns ist diese jedoch jetzt bezogen auf das ganze Sortiment in Apotheken deutlich gesunken. Dies mitunter als Folge, dass die Bevölkerung beispielsweise weniger Ärzte aufsuchte oder Spitäler Eingriffe nicht durchführten.»

Apotheken wollen in der Krise mehr bieten

Der Branchenverband ist zurzeit daran, anerkannte Anti-Körper-Tests für die breite Bevölkerung in Apotheken aufzugleisen. Ziel sei es dabei mitunter, die kantonale Rechtsgrundlage für die venöse Blutentnahme in Apotheken zu schaffen, erklärt Glanzmann.

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Wer soll zuerst geimpft werden? Das BAG hat nun eine Priorisierung durchgeführt. - dpa

«Zudem sind wir daran interessiert, eine künftige Covid-19-Impfung in den Apotheken zugänglich zu machen. Die Apotheken sind aufgrund ihrer Kompetenzen zum Impfen dafür prädestiniert. Bei unseren Mitgliedern – allen voran den Impfapotheken – wäre Interesse vorhanden.»

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