Humanitäre Hilfe

Sieben Kinder aus Gaza werden in Schweizer Spitäler behandelt

Gerry Reinhardt
Gerry Reinhardt

Bern,

Die Schweiz nimmt erstmals schwer verletzte Kinder aus dem Gazastreifen auf. Sieben sind bereits angekommen – weitere sollen folgen.

Gaza Kinder
Zwei Kinder aus Gaza werden in der Schweiz medizinisch versorgt; Appenzell Ausserrhoden und St. Gallen unterstützen die humanitäre Aktion. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • 20 Kinder sollen aus Gaza in die Schweiz kommen.
  • Sieben Kinder und ihre Begleitpersonen sind bereits in der Schweiz.
  • Sie werden von den Kantonen, TI, BS, GE, VD, LU, SG und AR aufgenommen
  • Die Kinder haben schwere, gravierende Kriegsverletzungen.

Sieben kriegsversehrte Kinder aus dem Gazastreifen werden seit Freitagabend in sechs Schweizer Spitälern behandelt. Die Aufnahme von 13 weiteren Kindern und ihren Angehörigen soll im November erfolgen. Die humanitäre Operation ist für die Behörden anspruchsvoll.

Vor einem Monat hatte der Bundesrat angekündigt, dass die Schweiz zwanzig verletzte Kinder aus Gaza aufnehmen will. Nun ist die erste Gruppe von sieben Kindern und 27 Begleitpersonen eingetroffen, wie Vertreterinnen und Vertreter von Bund und Kantonen am Freitagabend in Bern vor den Medien bekanntgaben.

Kinder werden in Spitäler behandelt

Die teils schwer verwundeten Minderjährigen – viele davon sind unter zehn Jahre alt – werden ab sofort in spezialisierten Kinderspitälern in den Kantonen Genf, Waadt, Tessin, Basel-Stadt, Luzern und St. Gallen behandelt.

«Wir versuchen, diesen Kindern wieder eine Perspektive zu geben», sagte Vincenzo Mascioli, Staatssekretär für Migration (SEM). Das menschliche Leid im Gazastreifen sei enorm.

Mascioli räumte ein, dass die Aufnahme von wenigen Kindern als wenig erscheinen möge. Für viele Menschen im Kriegsgebiet komme jede Hilfe zu spät. Das Schweizer Engagement sei deshalb «ein Tropfen auf den heissen Stein». Hilfe zu leisten, sei aber eine «menschliche Verantwortung».

Dass nicht mehr Kinder aufgenommen würden, habe verschiedene Gründe. «Die Logistik und Organisation der Operation ist ziemlich komplex und anspruchsvoll», sagte Mascioli.

Die Kinder und ihre Angehörigen hätten zunächst sicher aus dem Gazastreifen evakuiert werden müssen – mit der Zustimmung der israelischen Behörden. Danach sei der Transport nach Jordanien erfolgt, von wo aus am Freitag vier Rega-Flugzeuge und zwei Maschinen der Schweizer Luftwaffe in Richtung Schweiz gestartet seien.

Schwerste Verletzungen

«Das Wichtigste ist, dass die Kinder nun rasch behandelt werden», sagte Mascioli. Es handle sich um schwerste, aber heilbare Verletzungen. «Die Kinder können hoffentlich wieder gesund werden.»

Valerio Antonucci, der die operative Leitung der Aktion innehat, sagte, dass sich unter den in die Schweiz gebrachten Personen beispielsweise ein fünfjähriges Kind mit Beckenbrüchen und ein anderes mit einem Wadenbein-Durchschuss befänden. «Solche Verletzungen sehen wir in der Schweiz selten.»

Viele der verletzten Kinder sind laut Antonucci unter zehn Jahre alt und auch psychisch versehrt. Sie und auch die teils traumatisierten Angehörigen bräuchten enge Unterstützung.

Die Kinder und ihre Begleitpersonen – von den insgesamt 34 bislang in der Schweiz eingetroffenen Personen sind nur zehn volljährig – durchlaufen ein ordentliches Asylverfahren. Zuständig ist in der Regel der Kanton, in dem die Kinder in einem Spital medizinisch versorgt werden.

Ausnahme ist St. Gallen. Im dortigen Kantonsspital werden zwei Kinder betreut. Der Kanton Appenzell Ausserrhoden nimmt die Verletzten und deren Begleitpersonen in seine Asylstrukturen auf.

Standortkantone der Spitäler übernehmen die Kosten

Die Kosten für die Behandlungen werden von den Standortkantonen der Spitäler oder den Spitälern übernommen, falls sie nicht durch die obligatorische Krankenpflegeversicherung gedeckt sind.

Für die Evakuierung und den Transport zahlt der Bund. Sie belaufen sich laut Silvio Flückiger, dem Leiter humanitäre Hilfe bei der Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza), auf mehrere hunderttausend Franken.

Mascioli unterstrich die enge Zusammenarbeit zwischen den vier involvierten Departementen und zwischen dem Bund und den Kantonen.

Mehrere Kantone seien von sich aus aktiv geworden und hätten Hilfe angeboten. «Der Bund ist froh darüber.» Dass nicht alle Kantone mitmachen wollten, sei kein Problem. Er sei zuversichtlich, dass auch die restlichen 13 Kinder und deren Angehörige auf mehrere Kantone verteilt werden könnten.

Die Vorbereitungen für den zweiten Teil der Operation laufen gemäss den Behörden bereits. Voraussichtlich in den nächsten Wochen soll sie vollzogen werden.

Die Kinder und Angehörige werden von den Kantonen Tessin, Basel Stadt, Genf, Waadt, Luzern, St. Gallen und Appenzell Ausserrhoden aufgenommen.

Laut Mascioli wurden die insgesamt 34 Personen, die nun einer ersten Phase in die Schweiz kommen, geprüft. Er spricht dabei Sicherheitsbedenken an. Die Sicherheit sei sehr hoch gewichtet worden.

Die Personen seien zuvor nach Israel gebracht worden. «Wir können davon ausgehen, dass die Personen nicht hätten nach Israel einreisen können, falls Zweifel an der Sicherheit bestanden hätte.»

Kommentare

User #3705 (nicht angemeldet)

Über gewisse Kommentare hier, kann man sich nur noch schämen. Anstatt sich für diese Kinder zu freuen, zeigen wir Missgunst und Angst, wir würden wegen dieser kleinen Anzahl irgendwie notleiden müssen.

User #6449 (nicht angemeldet)

Die Ärzte könnten ja gratis operieren

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