Sammlerin beschimpft Konzertgäste wegen «zu wenig» Kollekte

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Bern,

Eine Nau.ch-Leserin legt nach einem Konzert in einer Berner Kirche 15 Franken in den Kollekten-Korb. Die Reaktion der Sammlerin: «Das ist ja der Gipfel!»

Kollekte
In einer Berner Kirche sind Konzertgäste angeschnauzt worden, die der Sammlerin zu wenig Kollekte da liessen. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein Orchesterkonzert in einer Berner Kirche ist gratis – empfohlen wird eine Kollekte.
  • Als die Gäste zum Ausgang kommen, erleben sie eine böse Überraschung.
  • Die Kollektensammlerin schnauzt Gäste an, die weniger als 25 Franken spenden.

«Zuerst dachte ich, ich habe mich verhört.» Eine Nau.ch-Leserin legt nach einem Gratis-Konzert in der Berner Kirche Frieden 15 Franken in den Kollekten-Korb. Ihr Mann, der vor ihr die Kirche verlässt, gibt 20.

Doch: Beides ist der Kollektensammlerin zu wenig, beide Male empört sie sich: «Das ist ja der Gipfel!» Leserin Anna F.* ist überrumpelt und geht nach draussen, ohne darauf einzugehen.

Schnell bekommt sie mit, dass auch andere Gäste zusammengestaucht werden. «Das ist mir schliesslich so sauer aufgestossen, dass ich beschlossen habe, die Frau anzusprechen.»

Denn: Auf dem Flyer, der in der Kirche vor dem Konzert verteilt wurde und der auch Nau.ch vorliegt, steht klar: «Eintritt frei, Kollekte. Empfehlung: 25 Franken

«Das ist doch der Gipfel, so wenig zu geben!»

«Wir haben alles Bargeld gegeben, das wir dabei hatten. Im Vorfeld wurde man nicht informiert, dass 25 Franken empfohlen werden», sagt Anna.

F. geht auf die Kollektensammlerin zu und fragt nach, ob sie sie richtig verstanden habe. Die Reaktion: «Ja, das ist doch der Gipfel, so wenig zu geben! Es heisst schliesslich 25 Franken

Auch ein weiterer Konzertgast kommt dazu und unterstützt die Nau.ch-Leserin. «Ich habe ihr gesagt, dass ich ihr Verhalten unhöflich finde. Wenn sie auf die 25 Franken angewiesen ist, dann solle sie einen Eintritt verlangen, Kollekten sind nun mal freiwillig.»

«Verhalten wird nicht toleriert»

Stossend: Auf dem Flyer stand gar nicht, wofür die Kollekte sei. Wie die Kirche Frieden auf Anfrage von Nau.ch sagt, sei das aber am Ende des Konzerts noch explizit erwähnt worden: Die Kollekte ging an die Musikschule, die das Orchesterkonzert organisierte.

«Die meisten Besucher hatten Freunde, Familienmitglieder oder Bekannte, die im Orchester mitwirkten. Somit ging das Geld direkt dorthin, wo diese Personen davon profitieren können», so Karin Zürcher von der reformierten Kirchgemeinde Frieden.

Sind Sie spendabel?

Die Frau, die am Konzert die Kollekte einsammelte, gehört laut Zürcher zum örtlichen Singkreis. Ihre Reaktion sei auch von der Kirche nicht gewünscht, betont sie.

Der Leiter des Singkreises habe direkt nach der Veranstaltung das Gespräch mit ihr gesucht. «Er hat ihr erklärt, dass solch ein Verhalten nicht toleriert wird. Es wurde klar vermittelt, dass ein empfohlener Betrag für eine Kollekte freiwillig ist und nicht zwingend.»

*Name geändert

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