Das älteste aktive Motorschiff auf dem Vierwaldstättersee wird neu von einem Elektromotor angetrieben.
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Die «MS Rütli» wird zur «eMS Rütli» umgewandelt. - Keystone

Die Schifffahrtsgesellschaft des Vierwaldstättersees (SGV) hat die 1929 erbaute «MS Rütli» erfolgreich zur «eMS Rütli» umgerüstet. In ihrer eigenen Werft Shiptec präsentierte die SGV am Donnerstagnachmittag stolz das umgebaute Schiff und liess es in See stechen. Ihre erste fahrplanmässige Fahrt wird die elektrifizierte «Rütli» am Samstag mit dem Start des Sommerfahrplans unternehmen.

Nach Aussagen des Kapitäns lässt sich das Schiff mit dem Elektroantrieb feiner steuern als mit dem alten Antrieb. Ein weiterer Unterschied sei, dass das Tuckern fehle. Das Schiff ist nicht nur das älteste noch aktive Motorschiff der Schifffahrtsgesellschaft, sondern mit seinen 22 Metern Länge und einem Gewicht von 28 Tonnen auch das kleinste.

Es kommt vor allem für Spazierfahrten in der Luzerner Seebucht oder für Anlässe zum Einsatz. Weil das Schiff leicht sei und vor allem kürzere und langsamere Fahrten unternehme, sei es für den Elektroantrieb geeignet, sagte SGV-Geschäftsführer Stefan Schulthess.

Elektrische Leistung und Reichweite

Das «eMS Rütli» verfügt über einen 245 PS starken Motor und kann mit einer Geschwindigkeit von maximal 20 km/h fahren. Die Batterien sind zwei Tonnen schwer und werden über Nacht geladen. Eine spezielle Ladevorrichtung ist nicht nötig.

Der Strom soll für einen ganzen Tag reichen. Das Schiff könnte, bei reduzierter Geschwindigkeit, von Luzern nach Flüelen UR und zurück fahren, sagte Schulthess. Auch eine längere Fahrt bei normalem Tempo, etwa nach Brunnen SZ, wäre möglich, doch müssten die Batterien dort wieder neu geladen werden.

Kosten des Umbaus: 1,2 Millionen Franken

Die Kosten für den Umbau beliefen sich auf 1,2 Millionen Franken. Dies sei viel Geld nur für einen neuen Motor, sagte der SGV-Direktor. Der alte Dieselmotor hätte aber in der nächsten Zeit ohnehin ersetzt werden müssen.

Die SGV hat sich zum Ziel gesetzt, den Dieselverbrauch in ihrer Flotte zu reduzieren. Bis 2026 soll der Anteil der fossilen Treibstoffe der Kursschiffe gegenüber 2019 um 20 Prozent gesenkt werden.

Innovation in der SGV-Flotte

Die «Rütli» ist nicht das erste Schiff der SGV, die mit einem neuartigen Antriebssystem unterwegs ist. Die Werft Shiptec habe bereits die Motorschiffe «Diamant» und «Bürgenstock» mit modernen Antrieben ausgerüstet, teilte die SGV mit. Im Winter 2025/26 solle zudem die «Saphir» auf einen Wasserstoff-Antrieb umgerüstet werden.

In der Schweiz verkehren einige wenige Schiffe mit Elektromotor, so auf dem Luganersee, dem Greifensee oder auf der Limmat. Gebaut worden war die «MS Rütli» vor fast hundert Jahren in Deutschland. Die SGV erhielt es als Konventionalstrafe, weil die Werft das von ihr gebaute Dampfschiff «Stadt Luzern» mit Mängeln ausgeliefert hatte.

Die «Rütli» ist zwar das älteste Motorschiff der SGV-Flotte, war aber nicht ihr erstes Motorschiff: 1910 wurde ein Motorschiff in Betrieb genommen, das als Shuttle zwischen Luzern und Tribschen verkehrte. Damals befand sich dort vor den Toren Luzerns eine Zeppelinstation.

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