Gegen Bezahlung verteidigen Politikerinnen und Aktivisten in Europa die Krim-Annexion: Die Auswertung geleakter E-Mails zeigen den russischen Einfluss.
Russland
Laut einer Auswertung hat die russische Regierung über westliche Medien Propaganda betrieben. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Auswertung tausender E-Mails zeigt: Der Kreml nimmt Einfluss auf westliche Medien.
  • Politikerinnen und Aktivisten wurden dafür bezahlt, dass sie die Krim-Annexion gutheissen.
  • Auch in der Schweiz gibt es einen Fall.
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Russische Propaganda hat westliche Medien infiltriert. Das zeigt eine Auswertung von E-Mails aus dem Zeitraum 2007 bis 2017 der Organisation «Organized Crime and Corruption Reporting Project» in Zusammenarbeit mit Medienpartnern. Teil davon war das österreichische Nachrichtenmagazin «Profil», das Screenshots von Leaks veröffentlichte.

Eine Schweizer Zeitung namens «Zeit-Fragen» schreibt am 27. September 2016, nach den russischen Parlamentswahlen: «Honoriert und gewählt wurde der patriotische Kurs Putins, nicht das ‹wishful thinking› westlicher Thinktanks.»

Die Wahlen seien nach «echten Standards» durchgeführt worden, im Gegensatz zu «manchen westlichen Standards». Autor des Artikels ist Robert Stelzl, ein österreichischer Aktivist mit engen Verbindungen zu der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ), die rechts aussen steht.

Österreich
Robert Stelzl trägt an einer Demonstration ein T-Shirt, dass seine Russland-Nähe zeigt: «Z» steht für die Parole «Za Pobedu», übersetzt «Auf den Sieg». - ukrinform.ua

Doch geschrieben hat den Artikel gar nicht er. Sondern nur übersetzt und leicht angepasst. Entstanden ist er nämlich in Russland – das lassen geleakte E-Mails vermuten.

Im Austausch zwischen den zwei Parteien wird klar, dass Stelzl Geld für diesen Auftrag erhalten soll. Ob der Betrag wirklich auf sein Konto überwiesen wurde, ist unklar. Er habe stets offen prorussische Positionen vertreten, so der Aktivist gegenüber der österreichischen Zeitschrift.

Kein Einzelfall

Dabei handelt es sich jedoch nicht um einen Einzelfall: Politiker und Aktivistinnen in Deutschland, Österreich, Italien, Tschechien und Polen sollen gegen Bezahlung die Annexion der Krim befürworten. Auftraggeber hinter den E-Mails ist eine Person mit direktem Kontakt in die Präsidentenverwaltung von Wladimir Putin.

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Grund für diese Propaganda-Aktionen sind laut Experte Christopher Nehring «digitales Nachleben». Das erklärt er gegenüber dem «Tagesanzeiger». Denn «Zeit-Fragen» hat eine geringe Reichweite.

Darauf komme es aber nicht an. «Wenn in japanischen Chatgruppen steht, der Artikel sei in der Schweizer Zeitung ‹Zeit-Fragen› erschienen, kann niemand beurteilen, wie relevant die Zeitung ist.»

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