Ein SRF-Beitrag zum Truppenaufmarsch an der ukrainischen Grenze sorgt in Moskau für rote Köpfe. Grundlos, wie man beim Sender findet.
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Der SRF-Beitrag wird von Russland mit einem Fake-Stempel markiert. - Aussenministerium der Russischen Föderation
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das SRF veröffentlichte Ende Januar einen Bericht über den russischen Truppenaufmarsch.
  • Das russische Aussenministerium kritisierte das Medienhaus daraufhin aufs Schärfste.
  • Nicht einmal grosse US-Medien werden von Russland bislang derart heftig angegriffen.

Das Verhältnis zwischen Russland und dem Westen ist wegen des russischen Truppenaufmarschs an der Ukraine angespannt. Inmitten des internationalen Säbelrasselns sorgt SRF mit einem Bericht in Moskau für rote Köpfe.

In einem News-Beitrag vom 28. Januar 2022 erklärt Russland-Korrespondent David Nauer die Lage an der Grenze zur Ukraine. «Man hat den Eindruck, dass sich Russland auf einen Krieg vorbereitet», so Nauer.

Kreml Russland
Die Einschätzung eines SRF-Korrespondenten hat den Kreml offenbar verärgert. - Keystone

Mit dieser Einschätzung hat SRF Russland offenbar verärgert – so stark, dass sich das Aussenministerium zu einer offiziellen Reaktion hinreissen lässt.

In einer Stellungnahme schiessen die russischen Offiziellen gegen das Schweizer Radio und Fernsehen. Das Schreiben wurde keine 24 Stunden nach dem SRF-Bericht veröffentlicht und liegt Nau.ch vor.

SRF-Beitrag soll «Panik schüren»

Rund um die Ereignisse würden immer abstrusere Berichte erscheinen, so die Stellungnahme aus Moskau. «Aber der Schweizer Sender SRF hat alle übertroffen.» Zuerst einmal stört man sich im Aussenministerium am klassisch roten SRF-Titelbild. Für die Russen «ein blutig-roter Hintergrund, der Panik schüren soll».

Russland
Das russische Aussenministerium unter Sergei Wiktorowitsch Lawrow kritisiert das SRF scharf. - Keystone

Danach folgen 500 Wörter russische Propaganda, nur unterbrochen von Beleidigungen an die Adresse des SRF und seinem Korrespondenten David Nauer.

So schreibt das Aussenministerium beispielsweise sarkastisch von den «Schweizerischen Genies der Videomontage», die Videos aus dem Kontext reissen würden. Beim Truppenaufmarsch handelt es sich um «Vorbereitungen zur Defensivübung Unions-Entschlossenheit 2022.»

Dass der massive Truppenaufmarsch mit ungefähr 100'000 Soldaten eine Übungsvorbereitung bei Weitem überschreitet, beweisen US-Geheimdienstberichte.

Einzigartig aggressive Kritik am SRF

Beunruhigender ist jedoch der aggressive Ton der Nachricht, die in den offiziellen russischen Regierungsmitteilungen zur Schweiz auftaucht. Eine ähnliche Stellungnahme gab es in den letzten Wochen zu keinem anderen Land oder Medium – nicht einmal zu einer der grossen US-Zeitungen, die deutlich schärfer gegen Russland schiessen.

Bereitet Ihnen der Truppenaufmarsch an der Grenze zur Ukraine Sorgen?

Die härtesten verbalen Angriffe in der Kommunikation des Aussenministeriums sind sonst Wörter wie «Desinformationskampagne». Beim SRF heisst es dann «antirussisch» und «SRF-Korrespondent in Moskau, David Nauer, sorgt für Unruhe». Das sei mehr als unprofessionell, «sogar eine medizinische Diagnose».

SRF weist Russen-Vorwürfe als Fake News zurück

SRF ist der Bericht bekannt, wie der stellvertretende Radio-Chefredaktor Fredy Gsteiger auf Anfrage von Nau.ch sagt. Die russischen Behörden hätten aber keinen Kontakt mit dem Medienhaus aufgenommen.

«Wir weisen die Kritik vollumfänglich zurück. Es ist offensichtlich, wie diese einzuordnen ist», so Gsteiger. Fake News seien weitverbreitet, das gelte auch für die nicht belegten Vorwürfe aus Russland.

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Fredy Gsteiger, der stellvertretende Chefredaktor von SRF, weist die russische Kritik zurück. - SRF

Auch das eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA erklärt auf Anfrage, es habe Kenntnis vom Bericht des russischen Aussenministeriums. Weiter kommentieren will es diesen aber nicht.

Mediensprecher Pierre-Alain Eltschinger sagt: «Die Schweiz respektiert die Medienfreiheit und äussert sich daher weder zur Berichterstattung von SRF noch zum Statement des russischen Aussenministeriums.» Das EDA habe zudem auch nicht vor, in diesem konkreten Fall Kontakt mit dem SRF aufzunehmen.

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