Etwas mehr als eine halbe Million Menschen sind in der Schweiz von Armut betroffen. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern ist die Quote jedoch tief.
Armut
Armut in der Schweiz ist kaum sichtbar. aber sie existiert. (Symbolbild) - Pixabay

Das Wichtigste in Kürze

  • In der Schweiz leben gesamt eine halbe Million Menschen unter der Armutsgrenze.
  • Am Meisten angestiegen ist die Armutsquote bei Kindern.
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In der Schweiz bleibt die Armutsquote stabil bei knapp acht Prozent. Rund 660'000 Menschen sind 2018 von Einkommensarmut betroffen gewesen, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Dienstag mitteilte. Laut dem Hilfswerk Caritas ist der Anteil der Kinder sprunghaft angestiegen.

Jede achte Person hatte laut BFS Schwierigkeiten, finanziell über die Runden zu kommen. Der allgemeine Lebensstandard gehöre in der Schweiz jedoch nach wie vor zu den höchsten in Europa.

Schweizer Armutsgefährdungsquote fast die tiefste Europas

Zu den am häufigsten von Armut betroffenen sozialen Gruppen gehören Menschen in Einelternhaushalten mit einer Armutsquote von 19,3 Prozent. Auch stark betroffen sind ausländische Menschen aus ost- oder aussereuropäischen Staaten (17,5 Prozent). Nicht-erwerbstätige (14,4 Prozent) und Menschen ohne nach-Obligatorische Ausbildung (12,1 Prozent) machen auch ein grosser Teil aus.

Die Armutsquote der erwerbstätigen Bevölkerung lag laut BFS bei 3,7 Prozent. Dies entspreche rund 133'000 Menschen. Im Vergleich zum Vorjahr seien diese Werte stabil geblieben.

Um die Situation in der Schweiz mit anderen Ländern zu vergleichen, wird die international gebräuchliche Armutsgefährdungsquote verwendet. Diese habe in der Schweiz mit 14,6 Prozent unter dem Durchschnitt der Europäischen Union (EU) von 17,1 Prozent gelegen. Die Armutsgefährdungsquoten der Nachbarstaaten betrugen 13,4 Prozent in Frankreich, 14,3 Prozent in Österreich. In Deutschland betrugen sie 16,0 Prozent und 20,3 Prozent in Italien.

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in Berlin ist die Armutsquote viel höher als in der Schweiz - dpa

Die Armutsgefährdungsgrenze hängt vom Lebensstandard des jeweiligen Landes ab. Für eine Einzelperson betrug sie 2018 in der Schweiz rund 2500 Franken pro Monat. Sie war kaufkraftbereinigt zwischen rund 15 Prozent (Österreich) und 60 Prozent (Italien) höher als in den Nachbarländern.

Gemäss Caritas ist die Zahl der Betroffenen in der Schweiz seit 2014 angestiegen und hat 2017 einen Höchstwert erreicht. Trotz Wirtschaftswachstum und Rekordtiefe Arbeitslosigkeit im Jahr 2018 sei es nicht gelungen, die Armut zu reduzieren. Caritas liess das in einer Mitteilung sagen.

Sprunghafter Anstieg der von Armut betroffenen Kindern

Vor allem sei die Armutsquote von Kindern sprunghaft angestiegen, nämlich von 6,9 Prozent im Vorjahr auf neu 9,6 Prozent. Damit seien 144'000 Kinder von Armut betroffen gewesen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeige, dass die Armut trotz guter Wirtschaftslage nicht einfach verschwindet.

In der Schweiz bestehe ein strukturelles Armutsproblem, hält Caritas fest. Die Armut, besonders auch jene der Kinder, bleibe die grösste sozialpolitische Herausforderung und verlange ein entschlossenes Handeln.

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Zwar ist die Armutsquote in der Schweiz stabil, jedoch steigt die Zahl der von Armut betroffenen Kinder - Keystone

Mit der Unterzeichnung der Agenda 2030 habe sich der Bundesrat verpflichtet, Armut in der Schweiz bis 2030 reduzieren. Die Zahlen sollten mindestens um die Hälfte zurückgehen. Um dieses Ziel zu erreichen, brauche es dringend eine wirksame Armutsbekämpfung und eine gemeinsame Strategie von Bund, Kantonen und Gemeinden. Vor allem dürfe nicht toleriert werden, dass so viele Kinder in der Schweiz in Armut aufwachsen müssten.

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