Recycling: Expats sind überfordert mit Schweizer System

Mia Fasser
Mia Fasser

Zürich,

In der Schweiz wird einem der Sinn für Recycling quasi in die Wiege gelegt. Bei Expats sorgt unser Abfalltrennungssystem dagegen häufig «für Stirnrunzeln».

Recycling Schweiz
In der Schweiz wird grosser Wert auf Recycling gelegt. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Expats sind mit dem Recyclingsystem in der Schweiz überfordert.
  • Ungewohnte Abfalltrennung führt bei Neuzuzüglern oft zu «Stirnrunzeln».
  • Städte und Berater bieten Infos, Apps und Hilfe, um Expats beim Recycling zu unterstützen.

«Ich habe das Gefühl, im Müll zu ertrinken.» Und: «Überall im Haus stapeln sich kleine Häufchen Abfall, die an verschiedene Orte gebracht werden müssen.» Oder: «Macht ihr noch etwas anderes [als recyceln] oder ist das ein Vollzeitjob?»

So lauten einige der Aussagen im Internet-Forum Reddit zum Thema «Recycling in der Schweiz».

Die Beiträge stammen von Expats. Personen also, die in der Schweiz leben, zum Beispiel für einen befristeten Job, aber nicht mit der Schweizer Kultur aufwuchsen.

«Lebe in einem Schweinehaufen»

In einer Gruppe bittet Expat Jonathan um Rat. Er hat den Post mit dem Titel «Recycling – es ist unmöglich» verfasst. Darin beschreibt er, wie überfordert er mit all den verschiedenen Containern und Abfallsäcken ist.

«Meine Wohnung ist 35 Quadratmeter gross und ich lebe in einem Schweinehaufen, weil ich in diesem Dilemma stecke», schreibt er.

Der Post sei aber kein Witz, betont Jonathan. Er liebe die Schweiz und möchte alles richtig machen. Recyceln sei aber so schwierig.

Ist unser Recyclingsystem für Aussenstehende wirklich so kompliziert? Nau.ch hat nachgefragt.

Recycling in der Schweiz «sorgt oft für Stirnrunzeln»

Michael Büchi, Berater für Expats bei Büchi International Counsels, bestätigt: «Dieses Thema sorgt wirklich oft für Stirnrunzeln.»

Das Hauptproblem sieht Büchi darin, dass viele Personen aus Übersee die Abfalltrennung aus ihrer Heimat nicht kennen.

Darum seien einige Grundregeln nicht von Anfang an klar. Darunter falle zum Beispiel, was in die Grünabfuhr gehöre oder dass Altpapier gebündelt werden müsse.

Auch sei für einige Expats nicht nachvollziehbar, warum die gebührenpflichtigen Abfallsäcke an ein Gebiet, zum Beispiel eine Gemeinde, gebunden sind. Ein in der Stadt Zürich gekaufter Abfallsack darf halt nicht in einer Vorortsgemeinde verwendet werden.

Berater schafft «Verständnis und Klarheit»

Büchi bietet Beratungen für Expats in der Schweiz für alle Lebenssituationen an.

Auch Mülltrennung ist ein Thema. Wie geht der Berater vor? «Ich lade die entsprechenden Informationen von der Website des Wohnsitzes des Expats herunter und gehe diese Schritt für Schritt durch.»

Ausserdem erkläre er die Gemeindeautonomie in der Schweiz. Darunter fällt, dass die Abfallbewirtschaftung in die Gemeindeautonomie gehört und es daher kommunale Gebührensäcke gebe.

Büchi: «In der Regel kann mit diesem Vorgehen Verständnis und Klarheit geschaffen werden.»

Recyclinginfos in bis zu 20 Sprachen

Auch Maria Colon, Mediensprecherin Entsorgung + Recycling Zürich, sieht im Recyclingsystem eine potenzielle Herausforderung für Expats: «Für Menschen aus anderen Ländern stellt das Entsorgungssystem in der Schweiz und in Zürich oft eine Umstellung dar.»

Recycelst du alles?

Die Stadt Zürich bietet Mittel an, die Abhilfe schaffen sollen: «Alle Personen, die neu in die Stadt Zürich ziehen, also auch Expats, erhalten wichtige Unterlagen und Informationen zur Stadt Zürich. Mit dabei ist auch ein Merkblatt zum richtigen Entsorgen.»

Dieses Merkblatt gebe es auf Deutsch sowie in acht weiteren Sprachen, die in der Stadt Zürich häufig gesprochen werden. Ausserdem biete Entsorgung + Recycling Zürich eine App sowie ein Servicecenter an.

Einzelne Schweizer Städte schneiden noch besser ab als Zürich. Bern, Basel und Luzern beispielsweise bieten Info-Websites zum Recycling in gleich 20 Sprachen an.

Expats haben also viele Gelegenheiten, sich über das komplizierte Schweizer Recycling zu informieren. Damit sie in ihren Wohnungen nicht im Müll versinken müssen.

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Kommentare

User #5324 (nicht angemeldet)

ich vermochte den Vollzeitjob auf 75% zu rationalisieren. Endlich wieder Zeit mit der Freundin ins Kino zu gehen.

User #5429 (nicht angemeldet)

.lol.die sollten mal bei unserem südl.Nachbarn schauen wie es dort ist. Dagegen ist unser System ein Kindergeburtstag.

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