In Zürich wurde die Debatte um rassistische Häusernamen eröffnet. Doch auch in anderen Städten ist die Diskussion präsent.
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Vor der Fassade der «Zunft zum Mohren» steht eine Statue einer dunkelhäutigen Person. Der rassistisch konnotierte Begriff sorgte in Bern bereits vor Jahren für eine politische Debatte. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich wurde die Diskussion um rassistisch konnotierte Häusernamen aufgenommen.
  • In Bern war die «Zunft zum Mohren» bereits vor Jahren Stein des Anstosses.
  • Andere Städte zeigen sich einer Diskussion gegenüber offen.

Das Zürcher Kollektiv «Vo Da» hat die aktuelle Rassismus-Diskussion um ein Kapitel erweitert: Die jungen Zürcher haben eine Debatte um rassistisch konnotierte Häusernamen eröffnet. Stein des Anstosses war das «Haus zum Mohrentanz». Das ehemalige Café zum Mohrenkopf erhielt zwar unter neuer Leitung einen neuen Namen – doch der Häusername blieb.

Doch Zürich ist kein Einzelfall: Vielerorts finden sich alte Gebäudenamen, welche nach modernen Standpunkten unangemessen sind. Vor allem der «Mohr» ist als Symbol wie auch als Name in der Schweiz weit verbreitet. Einige Städte beschäftigen sich daher mit den Begriffen – einige schon seit Jahren.

«Zunft zum Mohren» eckt in Bern an

In Bern beschäftigt man sich schon seit mehreren Jahren mit der Thematik: Die «Zunft zum Mohren» war bereits 2014 Stein des Anstosses für eine politische Debatte. Die alte Zunft der Tuchhändler wie auch deren Zunfthaus in der Altstadt trägt bis heute den umstrittenen Namen. Auf Antrag eines Gemeinderatsmitglieds prüfte die Stadt den Umgang mit dem Begriff.

Statue Mohren
Im Juni 2020 wurde die Statue aus Sorge vor Beschädigungen während der Antirassismus-Demonstrationen eingepackt. - Keystone

Der Gemeinderat zeigte in seiner Antwort Verständnis für das Anliegen: Man sei sich bewusst, dass der Begriff eine unreflektierte Haltung gegenüber der kolonialen Vergangenheit demütigend sein könne. Inzwischen wurde eine Informationstafel am Gebäude angebracht. Aufgrund des Denkmalschutzes habe man von weiteren Eingriffen, wie dem Entfernen der «Mohren»-Statue vor der Fassade, abgesehen.

Susanne Rebsamen vom Stadtberner Kompetenzzentrum Integration bestätigt, dass man sich mit dem Anliegen beschäftige. «Derzeit sind wir mit einer externen Organisation auf der Suche nach weiteren Gebäuden mit einem rassistischen Kontext.» Die Suche habe jedoch bisher keine weiteren Häuser zutage geführt. «Das heisst jedoch nicht, dass es keine gibt,» so Rebsamen.

Noch keine Häuser-Diskussion in Basel und Luzern

In Basel ist das Thema noch nicht angekommen: «Es gab und gibt in Basel historische Gebäude, die das Wort ‹Mohr› im Namen tragen», bestätigt Nicole Ryf vom Baudepartement der Stadt. Eine genaue Übersicht gebe es jedoch noch nicht: «An das Bau- und Verkehrsdepartement, zu dem die Denkmalpflege gehört, wurde bisher kein entsprechendes Anliegen herangetragen», so Ryf.

Auch in Luzern wurde die Diskussion noch nicht aufgegriffen, so Simon Rimle, Leiter Kommunikation der Stadt Luzern: «Es sind uns bis heute noch keine diesbezüglichen Anliegen aus der Bevölkerung bekannt.» Das könnte sich jedoch ändern: Sollte das Anliegen an die Stadt getragen werden, «würde dies die Stadt auf jeden Fall prüfen.»

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Der «Mohrenbrunnen» in Schaffhausen stammt aus dem 16. Jahrhundert. Direkt daneben befindet sich das Haus «Mohrenkopf». - Keystone

Die Diskussion zieht sich auch in die kleineren Städte der Schweiz: In Schaffhausen trägt der «Mohrenbrunnen» aus dem 16. Jahrhundert eine aus heutiger Sicht rassistisch wirkende Figur. In der Nähe steht das Haus «Mohrenkopf».

Häuser mit rassistisch konnotierten Namen dürften sich auch in weiteren Städten finden. Die Namensdebatte dürfte damit gerade erst ihren Anfang genommen haben.

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