Politiker schiessen nach Fake-Stalker gegen Zürcher Hochschule
Kunststudenten und eine Influencerin haben einen Stalkingfall vorgetäuscht. Das diene der Sache nicht – im Gegenteil, lautet die Kritik.

Das Wichtigste in Kürze
- Influencerin Antonella Patitucci liess Fake-Fotos und -Profile ins Netz stellen.
- 56'000 Follower wurden hinters Licht geführt und verängstigt.
- Die ZHDK engagierte für den Fake-Stalker ein Dutzend Studenten.
Der vorgetäuschte Stalker der Influencerin Antonella Patitucci ärgert die Politik: «Das zieht die wirklich harten Fälle in ein schiefes Licht», sagt SVP-Nationalrätin Verena Herzog, die selbst Stalking-Fälle kennt und dringenden Handlungsbedarf sieht. Aber nicht so, wie das die Zürcher Hochschule der Künste ZHDK angegangen ist. «12 Studenten für Fake-Stalker anzuheuern ist zudem äusserst fragwürdig.»

Verängstigte Opfer weiter verängstigt
«Wenn man das einfach so quasi ‹spielt›, ist das äusserst heikel und dient der Sache kaum», kritisiert Herzog. Dass auf das Thema Stalking aufmerksam gemacht werden müsse, sei durchaus richtig. Herzog hat dazu auch bereits zwei Vorstösse im Nationalrat eingereicht, um für schwere Fälle Haftstrafen zu fordern – statt wie jetzt Geldbussen.

Mit dem Fake-Projekt aber erweise die ZHDK den Betroffenen einen Bärendienst. «Opfer, die sonst schon ringen mit einer Anzeige, weil sie Angst haben, dass ihre Situation nicht ernst genommen wird, werden noch mehr verunsichert.»

Die ZHDK lobt sich derweil selbst. Studienleiter Nico Lypitkas sagt zu Nau: «Ich bin sehr zufrieden. Die Studierenden haben zu einem selbst gewählten Thema eine gut recherchierte und engagiert umgesetzte Awareness Kampagne realisiert.»