Im Aargau dürfen zwei Buben nicht in die Spielgruppe, weil ihre Eltern homosexuell sind. Dies stösst sogar SVP-Nationalrätin Nadja Pieren sauer auf.
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Die Spielgruppe will keine Kinder mit homosexuellen Eltern. (Symbolbild) - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Buben eines schwulen Paars dürfen im Aargau nicht in die Spielgruppe.
  • Die Spielgruppenleiterin hat sie wegen der sexuellen Orientierung ihrer Eltern abgelehnt.
  • Politiker von links bis rechts verurteilen diese Entscheidung.

Die dreieinhalb-jährigen Zwillinge Rafael und Rahul dürfen eine Spielgruppe in Lenzburg AG nicht besuchen. Grund dafür ist die sexuelle Orientierung ihrer Eltern. Dass die beiden Männer als homosexuelles Paar Kinder grossziehen, findet die Spielgruppenleiterin «weder normal noch natürlich». Deshalb hat sie die Aufnahme der Zwillinge verweigert.

Für SVP-Nationalrätin und Kita-Betriebsleiterin Nadja Pieren unverständlich. «Bei mir in der Kita ist die sexuelle Orientierung der Eltern kein Thema», erklärt sie auf Anfrage von Nau.

Sie habe auch schon Kinder von gleichgeschlechtlichen Paaren betreut. «Diese Kinder wachsen ganz normal auf», so Pieren.

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Kita-Gründerin Nadja Pieren kennt in ihrem Betrieb keine solche Regeln. - Keystone

Den Spielgruppen Vorschriften zu machen, wen sie aufnehmen müssen, findet Nadja Pieren hingegen unnötig. «Sie sind privat organisiert, also sollen sie auch frei entscheiden dürfen».

Wermuth fordert Qualitätskriterien

Anders sieht dies der Aargauer SP-Nationalrat Cédric Wermuth. Er fordert, dass die gesamte vorschulische Kinderbetreuung teil der Volksschule wird. «Bis wir dort angelangt sind, muss es klare Qualitätskriterien für Spielgruppen geben», so Wermuth.

Die öffentliche Hand müsse genügend Plätze anbieten können. Dies sagt der zweifache Vater, für den der Fall in seiner ehemaligen Wohngemeinde «beschämend» ist.

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SP-Nationalrat Cédric Wermuth fordert eine Verstaatlichung der vorschulischen Kinderbetreuung. - Nau

Dass Spielgruppen in der Schweiz nicht kommunale oder kommunal kontrollierte Einrichtungen sind, ist für CVP- Nationalrat Stefan Müller-Altermatt kein Problem.

Diese privaten Initiativen würden meist mit viel Idealismus und auf eigenes Risiko betrieben. «Dieses Engagement durch staatliche Angebote zu konkurrenzieren oder durch staatliche Kontrolle zu erdrücken, wäre falsch», sagt der vierfache Familienvater.

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CVP-Nationalrat Stefan Müller-Altermatt findet, das Kindswohl müsste im Vordergrund stehen. - Nau

Ebenfalls falsch sei jedoch die Entscheidung der Spielgruppenleiterin, die Buben wegen ihrer homosexuellen Eltern nicht zuzulassen. «Die familiären Hintergründe oder gar ideologische Überlegungen haben hier keine Rolle zu spielen. Es zählt das Kindswohl», betont er.

Abstimmung über «Schutz vor Hass» im Februar 2020

Zurzeit gibt es in der Schweiz keinen Diskriminierungsschutz aufgrund der sexuellen Orientierung.

Mit der Abstimmung vom 9. Februar 2020 über den «Schutz vor Hass» könnte sich dies ändern. Mit dieser Erweiterung der Rassismus-Strafnorm wäre ein Ausschluss aufgrund der sexuellen Orientierung in Zukunft strafbar. Das Parlament hatte dieser Erweiterung im Dezember 2018 mit grosser Mehrheit zugestimmt.

Die Schweizer LGBT-Gemeinschaft ist schockiert über den Fall in Lenzburg und hofft auf ein Ja am 9. Februar.

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