Personen mit tiefem Einkommen leiden stärker unter Pandemie
Seit der Pandemie leiden viele Menschen unter verminderter Lebensqualität. Besonders hart trifft es aber Menschen, die sehr wenig verdienen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Corona-Pandemie macht Menschen mit tiefem Einkommen am stärksten zu schaffen.
- Dies zeigt eine von beiden Basler Kantonen finanzierte Langzeitstudie.
- Sowohl die psychische als auch die physische Gesundheit ist davon betroffen.
Die Studie CoVCo-Basel zeigt, dass Personen mit niedrigem Einkommen stärker unter der Corona-Pandemie leiden. Die Häufigkeit depressiver Symptome hat sowohl in dieser Bevölkerungsgruppe als auch bei Jüngeren und Frauen insbesondere zugenommen.
«Wir sehen, dass diese Personen schon früh in der Pandemie eine ausgeprägte Depressions-Symptomatik zeigten, die sich weiter verschärfte. Auch Mitte 2021 ging diese noch nicht auf das Niveau zu Anfang der Pandemie zurück.» Dies sagte Studienleiterin Nicole Probst-Hensch vom Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts (Swiss TPH) in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Tiefere Lebensqualität bei niedrigerem Einkommen
Das Swiss TPH fühlt im Rahmen der Langzeitstudie regelmässig den Puls von 13'000 Personen. Dies wird von den Kantonen Basel-Stadt und Basel-Landschaft mitfinanziert. Die neuen Studienergebnisse beziehen sich auf den Zeitraum zwischen Juli 2020 und August 2021.

Personen mit tieferen Einkommen wiesen bezüglich soziales Wohlbefinden, Zufriedenheit mit der Umwelt, physische und psychische Gesundheit eine tiefere Lebensqualität auf. Die in der Studie aufgezeigten sozialen Unterschiede seien vermutlich sogar eine Unterschätzung. «Sozial schwächer gestellte Personen mit anderen Nationalitäten» konnten nicht gut erreicht werden, merken die Forschenden in ihrer Studie an.
Rund die Hälfte sorgt sich um eigene Gesundheit
Unkontrolliertes Essverhalten schälte sich zudem als häufiges Problem heraus. Vor allem Jüngere und Frauen gaben an, zu viel, zu wenig oder zu ungesund zu essen. Einzelne Personen wiesen denn auch extreme Gewichtsveränderungen auf, was mit häufigerem Sitzen zusammenhängen könnte, so die Studienautoren. Allerdings habe die körperliche Aktivität nach dem Ende des ersten, teilweisen Lockdowns wieder zugenommen.
Auch zeigte die Studie, dass sich über die Hälfte der Teilnehmenden keine bis wenig Sorgen um die eigene Gesundheit machte. Rund 15 Prozent waren um die wirtschaftliche Lage anderer Menschen besorgt und noch mehr um die wirtschaftliche Situation der Schweiz. Am weitaus meisten Sorgen bereiteten den befragten Personen aber Reiseeinschränkungen und Einschränkungen bei kulturellen Anlässen.

Zudem ging hervor, dass Teilnehmende, die regelmässig im Home-Office arbeiteten, wöchentlich rund anderthalb Stunden mehr arbeiteten als im Büro. Häufiger auch abends und an den Wochenenden. Rund 70 Prozent beklagten sich über fehlende Gesellschaft im Home-Office. Viele berichteten auch über Rücken-, Nacken- und Kopfschmerzen - häufiger, wenn sie keinen fixen Arbeitsplatz zu Hause hatten.
Wenig Schutz am Arbeitsplatz
Von den zu den Risikogruppen zählenden Personen gaben neun Prozent an, weiter gearbeitet zu haben wie bisher. Dies, «obwohl sie sich am Arbeitsplatz nicht vor einer Infektion schützen können», heisst es in der Studie.
Teilnehmende, die sich mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht impfen lassen wollten, äusserten Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit und Sicherheit der Impfung. Interessant sei, so die Studienautoren, dass geimpfte Personen die Eindämmungs- und Hygienemassnahmen besser einhielten als Ungeimpfte. Dieser Unterschied habe sich über die Zeit eher noch verschärft.

«Die CoVCo-Basel Studie gibt wichtige Hinweise zu den Auswirkungen der Corona-Pandemie und hilft uns bei der faktenbasierten Bekämpfung des Coronavirus.» Dies sagte Kantonsarzt Thomas Steffen, Leiter der Medizinischen Dienste des Gesundheitsdepartements des Kantons Basel-Stadt, gemäss Mitteilung.