Vorwürfe zu Belästigung und Machtmissbrauch konfrontierten das Opernhaus Zürich. Wie sich herausstellt, sind diese nicht unberechtigt.
Opernhaus Zürich
Das Opernhaus Zürich. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Das Opernhaus Zürich wurde mit Belästigungs- und Machtmissbrauchsvorwürfen konfrontiert.
  • Eine Mitarbeiterumfrage bestätigt die Vorwürfe zu einem grossen Teil.
  • Mitarbeitende mit Führungsfunktion sollen jetzt eine Weiterbildung absolvieren.
  • Die meisten Beschäftigten arbeiten dennoch gerne im Opernhaus Zürich.
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Nachdem sich das Zürcher Opernhaus mit Belästigungs- und Machtmissbrauchsvorwürfen konfrontiert sah, haben die Verantwortlichen eine Mitarbeiterumfrage in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse zeigen: Die Vorwürfe stimmen zu einem grossen Teil. Trotzdem arbeiten die meisten gerne dort.

Weshalb der russische Operndirektor Michael Fichtenholz das Zürcher Opernhaus verlässt, ist bis heute nicht im Detail klar. Das Opernhaus zog aber eine externe Fachstelle bei, um Vorwürfe um Machtmissbrauch und Belästigung abzuklären.

Vorwürfe treffen durchaus zu

Die Abklärungen sind zwar mittlerweile beendet, deren Ergebnisse werden aber nicht öffentlich gemacht. Parallel dazu führte das Opernhaus aber eine Mitarbeiterbefragung durch. Es soll abgeklärt werden, ob und wie häufig tatsächlich Mitarbeitende belästigt werden. Auch will man herausfinden, ob und wie häufig Vorgesetzte ihre Macht missbrauchen.

Die Ergebnisse, die am Mittwoch veröffentlicht wurden, zeigen, dass diese Vorwürfe durchaus zu einem grossen Teil zutreffen. Von den 649 Mitarbeitende, die an der Umfrage teilnahmen, erlebten 12 Prozent in den vergangenen drei Jahren Belästigung. Am häufigsten waren verbale Belästigungen, gefolgt von Blicken und Gesten. Auch körperliche Übergriffe und solche per Text und Bild wurden genannt.

Opernhaus Zürich
Bei der Oper «Don Giovanni» im Zürcher Opernhaus (Bild) kamen der jungen Frau Erinnerungen zurück. (Archivbild) - Keystone

Hauptsächlich belästigten Vorgesetzte

Der grösste Teil der Belästigungen wurde von Vorgesetzten ausgeübt. Der Rest von Kolleginnen und Kollegen und von Gästen wie Dirigenten, Choreografen und Regisseuren.

27 Prozent waren mit Machtmissbrauch durch Vorgesetzte konfrontiert. Die Mitarbeitenden wurden entweder schikaniert oder aber mit persönlichen Vorteilen bevorzugt. Viele fanden zudem, dass ihnen persönlich geschadet werden sollte.

Täter oder Täterin waren in den meisten Fällen der oder die Vorgesetzte. Es folgten Kolleginnen und Kollegen und Gäste wie Regisseuren, Choreografen und Dirigenten. Unter den Teilnehmenden der Umfrage waren 51 Prozent Männer und 49 Prozent Frauen.

Weiterbildung für Mitarbeitende mit Führungsfunktion

Diese Ergebnisse nehme das Opernhaus sehr ernst, schreibt es in einer Mitteilung. Jeder Fall sei einer zu viel. Gemeinsam mit dem Personalrat werde das Opernhaus deshalb Massnahmen entwickeln. Man wolle die Mitarbeitenden und Künstlerinnen und Künstler vor Belästigung und Machtmissbrauch am Arbeitsplatz zu schützen.

Bereits sicher ist, dass Mitarbeitende mit Führungsfunktion in eine Weiterbildung geschickt werden. Ziel sei ein soziales Miteinander und eine partnerschaftliche Zusammenarbeit, schreibt das Opernhaus.

Trotz allem arbeiten aber 84 Prozent der Befragten gerne am Zürcher Opernhaus. Für 88 Prozent ist ihre Arbeit dort mehr als nur ein Job. Und vier von fünf befragten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden das Opernhaus auch als Arbeitgeber weiterempfehlen.

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