Ökonomen sehen Nullzins als neue Normalität

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Zürich,

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag den Leitzins bei 0,00 Prozent belassen. Nachfolgend erste Kommentare und Einschätzungen von Ökonomen.

Schweizerische Nationalbank (SNB)
Am Donnerstag hat die Schweizerische Nationalbank (SNB) den Leitzins unverändert bei 0,00 Prozent belassen. (Symbolbild) - sda

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) hat am Donnerstag den Leitzins bei 0,00 Prozent belassen. Nachfolgend erste Kommentare und Einschätzungen von Ökonomen:

ZKB, David Marmet: Die Entscheidung der SNB ist alles andere als eine Überraschung, hatte doch das SNB-Direktorium im Vorfeld zum heutigen Zinsentscheid wiederholt betont, dass die Hürden für einen negativen Leitzins hoch seien. Wir erwarten, dass die Nullzinspolitik gekommen ist, um zu bleiben. Die geopolitische Lage bleibt fragil, die konjunkturellen Risiken sind erhöht.

Hingegen bewegt sich die Inflation in die «richtige Richtung» und gemäss unserer Prognose wird sich der Euro/Franken-Kurs seitwärts entwickeln. Zusammengenommen spricht also einiges für eine unveränderte Zinspolitik in den nächsten Quartalen. Wir gehen deshalb davon aus, dass der SNB-Leitzins Ende Jahr und darüber hinaus bei 0 Prozent verharren wird.

Raiffeisen, Fredy Hasenmaile: Insgesamt sind die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen des US-Zollhammers nicht derart gravierend, dass die SNB deswegen Negativzinsen applizieren muss. Gestützt auf eine noch immer robuste Binnenkonjunktur hält sich die Schweizer Wirtschaft im herausfordernden weltwirtschaftlichen Umfeld wacker.

Wenig Handlungsdruck herrscht auch von Währungs- und Inflationsseite. Sollten sich die US-Zollerhöhungen aber stärker negativ auf den Schweizer Exportsektor auswirken als erwartet, eskalieren die Zollstreitigkeiten weiter und/oder nimmt die Frankennachfrage sprunghaft zu, ist nach der Pause eine weitere Lockerung keineswegs auszuschliessen.

UBS, Alessandro Bee: Wir erwarten, dass die SNB ihren Leitzins bis September 2026 bei 0 Prozent behalten wird. Auf der einen Seite sprechen die tiefe Inflation und die Konjunkturrisiken nicht für einen Zinsanstieg in den kommenden Quartalen.

Auf der anderen Seite sind die Konjunkturrisiken nicht ausgeprägt genug für eine Zinssenkung in den negativen Bereich in den kommenden Quartalen. Die US-Zölle stellen derzeit das grösste kurzfristige Abwärtsrisiko für das Schweizer Wirtschaftswachstum dar. Eine Zinssenkung der SNB in den negativen Bereich dürfte diese Herausforderung unserer Ansicht nach jedoch nicht lösen.

Postfinance, Philipp Merkt: Das Risiko einer zeitnahen Deflationsphase hat sich abgeschwächt. Dennoch lässt sich eine weitere Senkung des Leitzinses in den kommenden Monaten nicht ausschliessen. Die massive Zollbelastung der Exportindustrie auf dem wichtigen Absatzmarkt USA dürfte das Wirtschaftswachstum in den kommenden Quartalen spürbar verlangsamen.

Parallel dazu stehen aufgrund des erneut gesunkenen Referenzzinssatzes weitere Mietsenkungen bevor. Auch bei anderen administrierten Preisen, wie beispielsweise Strom, sind zu Jahresbeginn 2026 Anpassungen nach unten zu erwarten. All dies sind Faktoren, die zusätzlichen Abwärtsdruck auf die Inflation ausüben und die SNB zu einer weiteren Zinssenkung bewegen könnten.

MIGROSBANK, Santosh Brivio: Die jüngste Andeutung der SNB-Spitze, mit einem starken Franken leben lernen zu müssen, dürfte weiterhin Bestand haben. Eine zusätzliche SNB-Leitzinssenkung dürfte daran kaum etwas ändern: Europäische wie auch andere internationale Investoren sehen Anlagen in Schweizer Franken als eine Art Versicherung gegen konjunkturelle und (haushalts-)politische Unwägbarkeiten.

Selbst wenn diese aufgrund eines negativen SNB-Leitzinses mehr kosten sollte, würden sie nicht im grossen Stil auf diesen Versicherungsschutz verzichten. Damit bleibt für die Schweizerische Nationalbank der Handlungsspielraum beschränkt, in welchem sie über die Geldpolitik den Aussenwert des Frankens massgeblich abschwächen könnte.

Wir erwarten daher, dass sie auch im Dezember auf eine – letztlich – symbolische – Zinssenkung verzichten wird, die zudem die bekannten Kollateralschäden bei den Immobilienpreisen, Sparguthaben und Vorsorgen verursachen. Die SNB bevorzugt auch weiterhin Pragmatismus gegenüber unnötiger Hyperaktivität.

Kommentare

User #3076 (nicht angemeldet)

Nullzins bedeutet aber auch Sitllstand. Keine so gute Entwickung.

User #2167 (nicht angemeldet)

Die Sparer und auch Pensionskassen werden mit den Nullzinsen schlicht betrogen. Es hilft der Wirtschaft kaum, wenn das Volk noch weniger Geld hat.

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