Offengelegte Lobby-Einkünfte erhöhen Wahlchancen
In einem Experiment haben fiktive Politiker offen über ihre Lobby-Einkünfte kommuniziert. Dies führte zu erhöhter Vertrauenswürdigkeit und besseren Wahlchancen.

Das Wichtigste in Kürze
- Politiker gelten als vertrauenswürdiger, wenn sie Lobby-Nebeneinkünfte offenlegen.
- Dies zeigt ein Experiment, in dem fiktive Politiker mit ihren Wählern kommunizierten.
- Auch Politiker mit hohen Zusatzeinkünften wurden besser bewertet, als solche ohne Angaben.
Transparenz lohnt sich für Politikerinnen und Politiker: Eine neue Studie zeigt, dass Parlamentsmitglieder an Vertrauenswürdigkeit gewinnen, wenn sie ihre Lobby-Nebeneinkünfte offenlegen. Selbst wenn diese sehr hoch sind.
Für die Studie führte ein Forschungsteam der Universitäten Basel, Genf und Wien ein Experiment durch. Dies, um herauszufinden, wie Politikerinnen und Politiker wahrgenommen werden, wenn sie ihre Nebeneinkünfte offenlegen oder verschweigen.
Nebeneinkünfte sind Vergütungen für Funktionen in Organisationen, zu denen Parlamentarierinnen und Parlamentarier eine Interessenbindung haben.
Das erklärte die Universität Basel in einer Mitteilung vom Dienstag. Am Experiment nahmen über 14'000 Personen aus sieben europäischen Ländern teil.
In den Versuchen präsentierten die Forschenden den Teilnehmerinnen und Teilnehmern frei erfundene Tweets von fiktiven Parlamentarierinnen und Parlamentariern: Manche veröffentlichten ihre Nebenverdienste aus ihren Interessenbindungen, andere wehrten sich mit Hinweis auf die Privatsphäre gegen Transparenz.
Das im Fachblatt «European Journal of Political Research» veröffentlichte Resultat fiel dabei sehr klar aus: Politikerinnen und Politiker, die ihre Nebeneinkünfte offenlegten, erhielten im Schnitt deutlich höhere Werte bei Vertrauenswürdigkeit und Wählbarkeit.
Lieber hohe Zusatzeinkünfte als keine Angaben
Am besten schnitten Parlamentsmitglieder ohne Nebeneinkünfte ab. Doch selbst Parlamentarierinnen und Parlamentarier mit sehr hohen Zusatzeinkünften – bis zum 1,5-Fachen des Mandatseinkommens – wurden gut bewertet. Zumindest im Vergleich zu solchen, die ihre Einkünfte nicht offenlegten.
«Die Schweiz gehört zu den intransparentesten Ländern Europas, weil nicht klar ist, wie viele Gelder die Parlamentsmitglieder woher bekommen». Das sagte Studienautorin Stefanie Bailer von der Universität Basel gemäss einer Mitteilung zur Studie.
Seit 1985 sind Schweizer Parlamentarierinnen und Parlamentarier zwar verpflichtet, ihre Interessenbindungen anzugeben. Wie viel Geld sie dafür erhalten, müssen sie aber nicht preisgeben.
In parlamentarischen Debatten würde oft das Argument verwendet, dass sich Bürgerinnen und Bürger nicht für Transparenz interessierten, so Bailer. Die Studie widerlege diese Annahme klar.











