«Nur in Schweiz»: Pendlerin verblüfft über vier Minuten Umsteigezeit
Die Job-Reise von Zürich nach Mailand löst bei Sales Manager Cristina Euphorie aus. Grund dafür ist nicht ein neuer Kunde, sondern die Schweizer Pünktlichkeit.

Das Wichtigste in Kürze
- Schon wenige Minuten Verspätung reichen aus, um bei Schweizern für Stirnrunzeln zu sorgen.
- Ganz anders sieht es bei jenen aus, die oft im Ausland Zug oder Bus fahren.
- Deshalb hat eine Fahrt von Zürich nach Mailand bei Pendlerin Cristina Euphorie ausgelöst.
Wer kennts nicht? Der Zug hat fünf Minuten Verspätung – und schon scheint der Tag quasi verdorben.
Dabei führt die Schweiz das Pünktlichkeits-Ranking der Bahnen innerhalb von Europa an. Dicht gefolgt von Belgien.
Ganz schlecht bestellt um die Zuverlässigkeit ist es bei unseren Nachbarn. Die Deutsche Bahn lässt offenbar sogar mit Absicht Verbindungen ausfallen, um die Statistik zu verbessern.
Frustriert bei zwei Minuten Verspätung
Während unsere Nachbarn somit hart im Nehmen sein müssen, sind die Ansprüche in der Schweiz hoch. «Ich finde es so lustig zu beobachten, wie manche Einheimische die Stirn runzeln oder frustriert sind, wenn das Tram oder der Zug plötzlich zwei Minuten Verspätung haben», sagt Cristina Gadibadi zu Nau.ch.
Die gebürtige Moldawierin arbeitet heute als Senior Partner Sales Manager bei Amazon Web Services von Zürich aus – ist sich aus ihrer Heimat in Sachen ÖV aber andere, desolate Zustände gewöhnt.
Deswegen war sie auch so erstaunt darüber, dass sie bei ihrem Business-Trip mit dem Zug pünktlich in Mailand ankam und alle Verbindungen erwischte. Obwohl sie in Arth-Goldau sowie in Lugano jeweils nur vier Minuten Umsteigezeit hatte.
«Ich war mir zu 99 Prozent sicher, dass ich es nicht schaffen würde, aber ratet mal – ich habe es geschafft!», schreibt sie auf Linkedin. Das gäbe es «only in Switzerland», also nur in der Schweiz, jubelt sie.
Akrobatin im Bus zur Schule
Fast 1500 Likes erhält sie für diesen Post. Und einige hämische Kommentare über das ÖV-System in anderen Ländern. «Fordere dich selbst heraus und versuche das Gleiche in Grossbritannien», so ein Kommentar.
Ein anderer rät mit einem Augenzwinker-Emoji, bei der Fahrt nach München einige Minuten zusätzlich einzuplanen.
In ihrer Heimatstadt in Moldawien seien die einzigen öffentlichen Verkehrsmittel private Busse, so Cristina Gadibadi. Es gäbe weder einen Fahrplan noch richtig eingerichtete Bushaltestellen.

«Ich erinnere mich daran, wie ich morgens zur Schule ging: Man steht mitten auf der Strasse. Dort, wo der Bus normalerweise hält und wartet einfach – in der Hoffnung, dass er kommt.»
Als Kind habe sie sich fast jeden Morgen wie eine Akrobatin gefühlt, die im vollgestopften Bus mitfuhr und versuchte, das Gleichgewicht zu halten.
Deshalb nun die Euphorie über die Schweizer Pünktlichkeit. «Seit ich nach Schweden und dann in die Schweiz gezogen bin, bin ich so dankbar für dieses ideale System», sagt sie.
Zwei bis sieben Minuten Umsteigezeit
Die SBB legt die Umsteigezeit je nach Grösse des Bahnhofs fest.
Für kleinere Bahnhöfe – beispielsweise mit nur zwei Gleisen – würden deutlich geringere Umsteigezeiten von zwei oder drei Minuten definiert, da der Weg dort automatisch kürzer ist.
«Während beispielsweise für den Zürich Hauptbahnhof – als grösster Bahnhof in der Schweiz – innerhalb des Bahnhofs sieben Minuten Umsteigezeit definiert sind», erklärt SBB-Mediensprecherin Sabrina Schellenberg auf Anfrage.
Ausnahmen seien möglich, wenn der ankommende und der abfahrende Zug am selben Perron respektive an direkt gegenüberliegenden Perrons verkehren.
Die Umsteigezeit sei so definiert, dass sie «mehr oder weniger für alle Kundinnen und Kunden» machbar sei. Also auch für Rentner, mobilitätseingeschränkte Personen oder Familien mit Kinderwagen.
Für Cristina ist klar – wenn sie das nächste Mal mit dem Zug reist, wird sie mehr Vertrauen in die Verbindung haben.