Die Schule in Niederlenz AG sucht nach Lotsen, die den Verkehr an der stark befahrenen Hauptstrasse regeln. Das können die Kinder selbst, findet die Gemeinde.
Dieser Fussgängerstreifen in Niederlenz AG sorgt für Zündstoff. - Nau.ch/Drone-Air-Media.ch
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Niederlenz AG werden dringend erwachsene Personen als Verkehrslotsen gesucht.
  • Gemäss der Schule sei der Job für die Kinder selbst zu gefährlich.
  • Die Gemeinde ist anderer Meinung: Die Jugendlichen könnten so Verantwortung übernehmen.

Die Schule Niederlenz im Kanton Aargau ist auf der Suche nach erwachsenen Verkehrslotsen. Grund dafür ist ein gefährlicher Fussgängerstreifen. Die Lotsen sollen die Schulkinder der Gemeinde sicher über die Hauptstrasse begleiten.

Zuerst hatten Schüler diesen Dienst selber übernommen: Doch gegenüber «Aragovia Today» moniert die Schulleiterin, dass die Autofahrer die 14-16 Jährigen oft nicht respektieren würden. Autofahrende hätten regelmässig gereizt, gestresst und genervt auf die Lotsen reagiert. Einige Kinder sollen gar angefahren worden sein, heisst es.

Kanton gleist Sicherheitsstudie auf

Die Schulleitung wendet sich darum in einem Brief an «Mütter, Väter, Grosseltern, Seniorinnen und Senioren sowie andere zuverlässige Menschen» aus der Gemeinde. Sie sollen zu den Stosszeiten am Morgen und am Mittag die Kinder sicher über die Strasse bringen.

Auf Anfrage von Nau.ch wollte sich die Schulleiterin dazu nicht weiter äussern.

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Die «verantwortungsvolle Aufgabe» könne die Jugendlichen in «anspruchsvollen Verkehrssituationen überfordern», schreibt die Schulleitung.
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Ortsschild der Gemeinde Niederlenz.
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Schulhaus in Niederlenz.
Kinder überqueren die Strasse
Kinder überqueren die Strasse

In Niederlenz sorgt die Strasse schon länger für Diskussionen: Im März 2022 wandte sich die Gemeinde erstmals bezüglich Schulwegssicherheit an den Kanton.

«Der Gemeinderat hat dann letzten Sommer die Forderung zur Temporeduktion T30 im Dorfkern der Hauptstrasse an den Kanton gestellt.» Das sagt Gemeinderätin Ariana Bhunjun gegenüber Nau.ch.

Seither wurde eine gemeinsame Sicherheitsstudie gestartet, die aber noch nicht abgeschlossen ist. Konkrete Massnahmen sind erst für nachher angekündigt.

Der Kanton rechtfertigt zudem: Eine Verkehrsmessung in der Umgebung habe «einen relativ konstanten Wert von täglich 10'000 Fahrzeugen» ergeben.

Nau.ch hat sich den Fussgängerstreifen angesehen. Und trifft vor Ort auf laute LKWs, die am Trottoir vorbeibrausen.

Gemeinderat will Schüler weiter Lotsendienst verrichten lassen

Der Gemeinderat will bis zum Abschluss der Untersuchung derweil weiter die Schüler den Lotsendienst verrichten lassen. Seitens Kanton und Regionalpolizei seien keine Kollisionen registriert worden, sagt Bhunjun.

«Jedoch soll dies nicht das Kriterium für die Entwicklung eines sicheren Schulweges sein», hält sie fest.

Können 15-Jährige an einer Hauptstrasse als Lotsen für Sicherheit sorgen?

Der Gemeinderat habe sich aber klar für die Sinnhaftigkeit des Schülerlotsendienstes ausgesprochen. Vorausgesetzt, diese würden durch den Verkehrsinstruktor fachlich instruiert, was «sehr gut» funktioniere.

«Wir sind der Überzeugung, dass 15-jährige Oberstüffeler diese Verantwortung tragen können und sollen. Sie übernehmen ja schon bald Verantwortung für sich und andere im Rahmen ihrer Berufsausbildung», so Bhunjun.

Man sei sich bewusst, dass diese Massnahme nicht von allen befürwortet werde. «Der Gemeinderat ist jedoch der Ansicht, dass diese Aufgabe am richtigen Ort angesiedelt wurde.»

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