Neue Kehrichtwagen zu breit – Stadt Bern streicht Parkplätze

Wegen breiterer E-Fahrzeuge sollen in Bern Parkplätze weichen. Anwohnende wittern Schikane – die Stadt verweist auf Sicherheit und Klimaziele.

Entsorgungsstelle
Die neuen E-Fahrzeuge der Stadt Bern sind breiter als die alten Dieselfahrzeuge (Bild) – deshalb müssen Parkplätze weichen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Stadt Bern ersetzt Diesel-Kehrichtfahrzeuge durch breitere E-Modelle.
  • Damit diese durch die engen Quartierstrassen manövrieren können, fallen Parkplätze weg.
  • Anwohnende kritisieren den Abbau als «Auto-Verbot» und «fadenscheinig».
  • Die Stadt betont: Der Platz wird für Müllabfuhr und Feuerwehr benötigt.

Den Bewohnerinnen und Bewohnern des Breitfeld-Quartiers flatterte kürzlich ein Brief der Stadt Bern ins Haus.

Der Betreff: «Parkplätze aufheben, Durchfahrt sicherstellen».

Die Botschaft: Die Stadt ersetzt ihre alten Diesel-Kehrichtfahrzeuge durch breitere Elektro-Modelle – und braucht dafür mehr Platz in den engen Quartierstrassen. Bereits im Herbst 2025 sollen erste Parkplätze weichen.

«Kommt praktisch einem Auto-Verbot gleich»

Das kommt nicht bei allen Anwohnenden gut an.

Kai R.* sagt gegenüber Nau.ch: «Noch weniger Parkplätze kommen praktisch einem Auto-Verbot gleich. Es hat schon heute nicht genug Plätze für alle.»

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Wer im Breitenrain einen Parkplatz sucht, fährt lange im Quartier herum, wie dieser Ausschnitt eines Leser-Videos zeigt. (Aufnahme vom September 2023) - zvg

Nicole M.* wirft den städtischen Behörden gar Unaufrichtigkeit vor: «Dieser Brief macht mich sauer. Nur weil die elektrischen Putzmaschinen ein paar Zentimeter breiter sind, sollen Parkplätze weg? Dieses Argument ist doch fadenscheinig.»

Bereits 2019 hatte die Stadt Bern angekündigt, die Anzahl Parkplätze im öffentlichen Raum halbieren zu wollen. Seither führte der sukzessive Abbau in den Quartieren immer wieder zu Frust bei Autofahrenden.

Nau-Leser Pascal N.* etwa lieferte im Herbst 2023 einen «Video-Beweis» für seine erfolglose Parkplatz-Suche im Breitenrain. «Manchmal kommt es mir vor, als wolle mich die Stadt vertreiben, nur weil ich ein Auto habe», sagte er.

Stadt: Kein ideologischer Abbau

Den Vorwurf der «Auto-Schikane» weist die Stadt entschieden zurück.

Lorenzo Bonati, Sprecher der Direktion für Tiefbau, Verkehr und Stadtgrün, hält fest: «Die breiteren E-Fahrzeuge sind kein Vorwand für den Parkplatzabbau. Parkplätze werden nie einfach so aufgehoben, sondern nur, wenn ein anderes öffentliches Interesse dahintersteht.»

Ein solches sei im vorliegenden Fall gegeben: «Die Fahrzeuge der städtischen Entsorgung und der Feuerwehr müssen auch in Quartierstrassen zirkulieren können, um ihren Grundaufgaben nachzukommen.»

Tatsächlich seien die neuen Elektrofahrzeuge rund 20 Zentimeter breiter als die alten Dieselmodelle, erklärt Bonati. Das sorge in engen Strassenabschnitten vermehrt für Probleme – besonders dann, wenn Autos nicht korrekt parkiert sind.

Im Breitfeld-Quartier sollen deshalb acht Auto- und drei Motorradparkplätze verschwinden. Auch in anderen Gebieten wie Breitenrain und Muesmatt sind Aufhebungen geplant – konkrete Zahlen nennt die Stadt dort noch nicht.

Parkplätze erhalten durch zentrale Entsorgung

Hätte man nicht einfach schmalere E-Fahrzeuge anschaffen können? Der Markt sei «intensiv sondiert» worden, versichert Bonati. Jedoch würden neue E-Modelle, die den Anforderungen der Berner Müllabfuhr genügen, standardmässig mit einer Breite von 2.50 Metern hergestellt.

Wo möglich, werde auf eine zentrale Bereitstellung der Abfälle gesetzt. Mit dieser Massnahme könne der Parkplatzabbau «in Grenzen gehalten werden».

Gibt es genügend Parkplätze in der Stadt Bern?

Im Zuge ihrer Klimastrategie 2035 will die Stadt zudem strengere Regeln für Anwohnerparkkarten einführen. Nur wer keinen privaten Stellplatz hat, soll künftig eine Parkkarte erhalten.

Bonati ist überzeugt: «Dies wird die Ausgabe von Parkkarten reduzieren und damit auch die Problematik des Suchverkehrs entschärfen.»

*Namen geändert

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Kommentare

User #2528 (nicht angemeldet)

Sind die Raumplaner wohl unfähig gewesen. Eine Schande das es schon wieder auf dem Buckel der Automobilisten ausgetragen wird

User #2999 (nicht angemeldet)

Würde den Bernern die Subventionen gestrichen, kämen die grünen und roten Stadtbewohner wohl schnell zur Besinnung.

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