Über 40 Jahre nach ihrer Entstehung sind die acht grossen Modena Paintings von Jean-Michel Basquiat erstmals vereint zu sehen. Der Fondation Beyeler in Riehen ist damit gelungen, was der damalige Auftraggeber der Bilder nicht geschafft hatte.
Jean-Michel Basquiat
In «Boy and Dog in a Johnnypump» verewigte Jean-Michel Basquiat sich selber mit einem Höllenhund. - sda - Fondation Beyeler/Adam Reich © Estate of Jean-Michel Basquiat. Licensed by Artestar, New York

Sie sind wild und roh, kraftvoll und actiongeladen: typisch Basquiat halt. Inhaltlich und stilistisch treffen in den Gemälden Comic-Elemente auf Zitate der grossen Meister der Moderne und der Renaissance, entsteht ein Mix aus jüngstem Gericht und Voodoo-Zauber.

Sam Keller, Direktor der Fondation Beyeler, sparte an der Medienpräsentation der Ausstellung am Freitag nicht mit Superlativen: «Es ist keine grosse Ausstellung, aber eine kleine Sensation», sagte er. Eine Ausstellung, die alle Basquiat-Liebhaber und -Spezialistinnen nach Riehen locken werde.

Zu sehen sind in einem Raum vereint und als Auftakt im Foyer die acht grossen Gemälde, die der 22-jährige Shootingstar Jean-Michel Basquiat innert weniger Tage in einer Lagerhalle in Modena gemalt – also gemalt, gezeichnet und gesprayt hat, um genau zu sein. Es handelt sich allesamt um Hauptwerke des 1988 mit erst 27 Jahren verstorbenen Künstlers.

Basquiat war 1982 vom italienischen Galeristen Emilio Mazzotti nach Modena eingeladen worden, um eine Werkserie für eine Ausstellung zu erschaffen. Die Werke entstanden, zur Ausstellung kam es aus verschiedenen Gründen aber nicht. Die Gemälde verschwanden in verschiedenen Privatsammlungen und waren somit bis heute nie zusammen zu sehen – «und werde es wohl künftig niemals mehr sein», wie Keller sagte.

Die von Basquiat selber mit dem Entstehungsort Modena versehenen Gemälden vereinen auf merkwürdige und zum Teil verquere Art heidnische Urmythen und Momente der christlichen Religion. Da tauchen monsterartige Gerippe auf – meist mit erhobenen Armen – die mit Heiligenscheinen und Dornenkronen versehen sind. Als Betrachtender weiss man nicht so recht, ob man sich vom «Devil» mehr fürchten soll als vom «Angel».

Basquiat selber erscheint auf einem der Gemälde als «Boy» in Begleitung eines Höllenhunds – ein Bild mit dem Titel «Boy and Dog in a Johnnypump», das zuletzt 2020 für über 100 Millionen Dollar versteigert wurde. Und in einem weiteren Gemälde mit dem Titel «Woman with Roman Torso» ist zu erleben, wie die sagenhafte Medusa mit ihrem Fluch, alle Betrachter in Stein zu verwandeln, die römischen Steintorsos erschuf.

Die Ausstellung «Basquiat. The Modena Paintings» in der Fondation Beyeler ist noch bis 27. August zu sehen.

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