Die Fondation Beyeler präsentiert mit «Mondrian Evolution» die verschlungene Reise des niederländischen Grossmeisters der Abstraktion von der figurativen Genremalerei zu seinen berühmten radikalen Kompositionen.
Mondrians Weg zur Abstraktion: Aus dem Bau wird eine kubistische Komposition.
Mondrians Weg zur Abstraktion: Aus dem Bau wird eine kubistische Komposition. - sda - KEYSTONE/GEORGIOS KEFALAS
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Das Wichtigste in Kürze

  • Piet Mondrian (1872-1944), erkennt jeder und jede sofort.

Mit seinen radikal abstrakten Kompositionen mit den rechtwinklig angeordneten schwarzen Linien auf weissem Hintergrund und Flächen in den Grundfarben Gelb, Rot und Blau ist er zum Prototypen des abstrakten Malers überhaupt geworden. In der Sammlung der Fondation Beyeler befinden sich mehrere herausragende Gemälde aus dieser Phase.

Den berühmten Kompositionen ist denn auch der letzte grosse Saal der Ausstellung gewidmet. Dieser wurde so aufgeteilt, als befände man sich als Besucherin und Besucher selber in einer dreidimensionalen Version eines dieser Kompositionen.

Der Weg dahin führt durch viele Räume, die Erstaunliches offenbaren. Sie zeigen auf, wie Mondrians Werk sich von der Landschafts- und Genremalerei im Stile eines van Goghs oder Monets über den Kubismus zu der radikalen flächigen Reduktion führte. Die Ausstellung zeigt mit knapp 90 Werken auch auf, dass dieser Weg nicht gradlinig war und sich bereits im Frühwerk abzuzeichnen begann.

Der erste Saal offenbart als eine Art Prolog mit vier Werken die grosse Spannweite: Da steht einem kleinen dunklen Abbild einer alten Frau eine der radikalen Kompositionen gegenüber. Bei der Gegenüberstellung erhält man das Gefühl, als könne man die Komposition mit den rechtwinklig angeordneten Linien quasi als Raster über das figurative Bild legen.

Oder man entdeckt das, was Mondrian selber als Evolution bezeichnet haben soll, nämlich die radikale Reduktion des Abbilds der Natur auf die Essenz des Daseins. In einem originell gestalteten Film, der auf Mondrians theoretischer Schrift «Natürliche und abstrakte Realität» von 1919/1920 basiert, kann man sich in diese These vertiefen.

Die Ausstellung setzt verschiedene Glanzpunkte mit Gegenüberstellungen. Zum Beispiel mit einer Reihe von drei grossen Gemälden, die an ein und demselben Motiv eines Baums den Weg in die Abstraktion auf augenscheinlichste Art aufzeigen. Am Anfang steht der in Rot- und Blautönen gemalte «Rote Baum» von 1908-1910. Daneben ist ein sich aus der natürlichen Form lösender Baum positioniert, der schliesslich weiter zum kubistischen Gemälde «Blühender Apfelbaum» von 1912 führt.

Für Mondrian war der Kubismus aber nicht das endgültige Tor in die Abstraktion. Das wird in einem weiteren Saal mit verschiedenen Windmühlen-Darstellungen deutlich: Hier fängt es an mit pointillistischen Windmühlen aus dem Jahr 1908. Es folgen kubistische Kompositionen, die kaum mehr etwas Figuratives erahnen lassen. Und schliesslich kommt Mondrian 1917 wieder auf das Motiv der Windmühle zurück, die er nun als expressionistisch-flächige Silhouetten darstellt.

«Mondrian Evolution» überzeugt durch die stimmig zusammengesetzten Werkserien aus dem Oeuvre des Künstlers. Die Ausstellung ist damit auch eine schöne Lehrstunde der Moderne in der bildenden Kunst. Sie ist bis 9. Oktober in der Fondation Beyeler in Riehen zu sehen.

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