Schottland hat für Alkohol einen Mindestpreis eingeführt. In der Schweiz loben Suchtpräventionsorganisationen den Schritt. Wichtig sei primär die Jungen für einen bewussten Umgang mit Alkohol zu sensibilisieren.
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Was darf eine Stange Bier in einem Restaurant kosten? - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Schottland führt für einen Mindestpreis für Alkohol ein.
  • Das Blaue Kreuz will in der Schweiz kein solches Gesetz, sondern will die Konsum-Kompetenz fördern.
  • Sucht Schweiz fordert die Biersteuer zu erhöhen.

Als erstes Land der Welt führt Schottland Mindestpreise für Alkohol ein. 60 Rappen soll ein Zentiliter Alkohol kosten müssen – ein Scotch Whisky kommt so beispielsweise auf einen Mindestpreis von 14 Franken.

Das Blaue Kreuz Schweiz begrüsst den Schritt der Schotten. Dass der Preis einen Einfluss auf das Konsumverhalten vor allem von Jugendlichen habe, sei durch zahlreiche Studien belegt, sagt ihr Präsident und SP-Nationalrat Philipp Hadorn.

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Der SP-Nationalrat Philipp Hadorn. - Keystone

«Wenn der Alkohol mehr kostet, überlegen sie sich spätestens beim zweiten Bier, ob sie nochmal ein alkoholisches Getränk bestellen.» Dabei sei auch der sogenannte Sirup-Artikel wichtig, der Anbieter von alkoholischen Getränken dazu verpflichtet, günstigere unalkoholische Getränke anzubieten.

Es braucht eine Konsum-Kompetenz

«Wir wollen niemandem das Feierabendbier oder das Glas Wein zum Essen verbieten», erklärt Hadorn. Doch es müsse ein sensibler Umgang erlernt werden und ein Bewusstsein, wann zu viel sei. Und das sei gar nicht so einfach, denn «der verantwortungsvolle Umgang mit dem Auto muss auch erst gelernt werden», so Hadorn.

250'000 Personen sind in der Schweiz alkoholkrank. Jeder zwölfte Tote ist an den Folgen des Alkoholkonsums gestorben – 1600 jedes Jahr. Dreiviertel sind Männer. Gerechnet auf die Einwohner sind das ähnlich viele Alkohol-Tote (1,9 Prozent), wie in Schottland (2,38 Prozent).

Das Blaue Kreuz wünsche sich in der Schweiz einen Mindestpreis für Alkohol, sagt Präsident Hadorn. Allerdings sei ein politischer Vorstoss jetzt nicht an der Zeit, da das Parlament mit den gegenwärtigen Mehrheiten einen solchen Vorschlag bachab schicke. Das Volk stütze tendenziell solche Vorhaben, aber Mindestpreise für Alkohol gehören auch aus Hadorns Sicht nicht in die Verfassung.

Geschätzte Verteilung des konsumierten Alkohols in der Bevölkerung.
Geschätzte Verteilung des konsumierten Alkohols in der Bevölkerung. - Sucht Schweiz

Vollrausch ist zu billig

Anders die Organisation Sucht Schweiz. In ihrem Bericht «Suchtpanorama 2018» stellt sie fest, das ein halber Liter Bier knapp 50 Rappen koste. Viel zu billig, findet sie: «Der tiefe Preis und die hohe Verfügbarkeit kurbeln den Konsum an, gerade bei Jugendlichen, die sehr preissensibel reagieren.»

Und in den letzten zehn Jahren wurde der Alkohol in den Läden konstant billiger, wie der Landesindex für Konsumentenpreise zeigt. Trotzdem ist der Pro-Kopf-Konsum stetig gesunken und lag 2016 bei 7,9 Litern Alkohol pro Jahr und Person.

Sucht Schweiz fordert deshalb klar: Die Biersteuer – sie beträgt für ein Halbliter-Bier aktuell 12,6 Rappen – gehört keinesfalls abgeschafft. «Vielmehr sollte die niedrige Steuer erhöht und für gesundheitliche Belange eingesetzt werden.»

Risikoreicher Alkoholkonsum.
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Der Konsum von Alkohol ging in den letzten Jahrzehnten zurück.
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Der Alkoholkonsum in der Schweizer Bevölkerung.
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Alkoholkonsum nach Alter.
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