Schülerinnen und Schüler sollen nicht bereits für die Sekundarschule in verschiedene Stufen eingeteilt werden. Das findet eine Mehrheit der Schulleiter.
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Ist es sinnvoll, die Schüler für die Sek in verschiedene Stufen einzuteilen? Die Meinungen gehen auseinander. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Umfrage unter Schulleitungen zeigt: Die Sek-Selektion ist unbeliebt.
  • 55 Prozent sprechen sich für eine Abschaffung dieser Einteilung aus.
  • Ein Argument ist die Chancengleichheit – wobei das nicht alle so sehen.
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Die Mehrheit der Schulleitungen hat sich gegen eine Selektion beim Übertritt in die Sekundarschule ausgesprochen.

Wie die «NZZ am Sonntag» berichtet, ist dies das Ergebnis einer Umfrage des Verbands Schulleiterinnen und Schulleiter Schweiz. Demnach wollen 55 Prozent der VSLCH-Mitglieder eine solche Einteilung abschaffen.

Schadet die Selektion der Chancengleichheit?

Präsident Thomas Minder sagt: «Die Selektion in der sechsten Klasse muss abgeschafft werden.» Seiner Ansicht nach sollen alle Kinder vom Kindergarten bis zum Ende der Oberstufe zusammen unterrichtet werden. Laut dem VSLCH findet die Einstufung aus entwicklungspsychologischer Sicht aktuell zu früh statt.

Vorstandsmitglied Jörg Berger argumentiert mit der Chancengleichheit. Diese sei aktuell nicht gegeben. Denn: Ein Schüler in einem tieferen Niveau werde für den Rest des Lebens stigmatisiert.

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Schülerinnen und Schüler in einem Klassenzimmer. (Symbolbild) - keystone

In vielen Kantonen besteht für Schüler die Möglichkeit, das Niveau im Verlaufe der Sekundarschule noch zu wechseln. Allerdings sagt Berger: «Diese Durchlässigkeit ist eine Farce.» Der Zug für einen solchen Aufstieg sei meist nach einem halben Jahr abgefahren.

Allerdings gibt es auch Kritik an der Haltung der Schulleitungen. Sekundarlehrer Daniel Kachel, der im Zürcher Lehrerverband die Sekundarstufe vertritt, sagt: «Es mutet komisch an, dass die Schulleitungen nun bei diesem Thema Druck aufbauen.»

«Mit einer Verschiebung der Selektion wird das System nicht gerechter», sagt Kachel. «Man geht damit einfach einer Diskussion aus dem Weg, die dann später geführt werden muss.» Zudem zweifelt er daran, dass die Jugendlichen bessere Chancen haben, nur weil ein anderer Buchstabe auf dem Zeugnis steht.

Mehrheit der Schulleitungen will auch Primar-Noten abschaffen

Die Umfrage bringt indes auch noch andere Erkenntnisse: 68 Prozent der befragten Schulleiterinnen und Schulleiter wollen beispielsweise auf Zeugnisnoten in der Primarschule verzichten.

Am liebsten würde der Schulleiterverband auch Langzeitgymnasium auflösen. Beim Langzeitgymnasium gehe es auch um Chancengleichheit der Geschlechter, sagte Lucius Hartmann, Präsident des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrpersonen. Sie würden so den Sprung ins Gymnasium noch vor der Pubertät schaffen.

Halten Sie eine Einteilung in verschiedene Sek-Niveaus für sinnvoll?

Rund tausend Schulleitungen aus der Deutschschweiz nahmen am sogenannten Schulleitungsmonitor teil.

Für die Verbandsspitze ist das Resultat eine Bestätigung. Berger sagt: «Wir kämpfen offenbar nicht gegen interne Widerstände an.»

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Thomas MinderNZZ