Eltern aus Basel mussten ihrem Kind die Wahrheit über Ostern sagen – wegen der Kindergartenlehrerin. Ist das zulässig?
Kinder glauben an Osterhasen
Der Entscheid, ob Kinder an den Osterhasen glauben sollen, liegt bei den Eltern. (Symbolbild) - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Kindergärtnerin aus Basel erzählte den Kindern, dass es den Osterhasen nicht gibt.
  • Ein Junge ist seither verunsichert und weiss nicht mehr, was er glauben soll.
  • Das sieht der Lehrplan über die korrekte Vermittlung der Ostergeschichte vor.
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«Mami, gibt es jetzt den Osterhasen oder nicht?» Diese Frage stellte der 6-jährige David* seinen Eltern letzte Woche während eines Mittagessens.

Denn die Kindergartenlehrerin habe erzählt, dass es ihn gar nicht gebe. Der Kleine hält aber daran fest. «Ich glaube trotzdem, dass es den Osterhasen gibt», meint er tapfer.

Die Eltern aus Basel reagierten empört: «Es ist doch auf dieser Schulstufe noch zu früh, den Osterhasen zu verleugnen», nervt sich die Mutter Jasmin* gegenüber Nau.ch.

Wirklich? Eine Empfehlung, dass die Kinder auf Kindergartenstufe noch an den Osterhasen glauben sollen, gibt es nicht. Dem Lehrpersonal wird diese Lehre auch nicht aufgezwungen. «Die Schule hat keinen Auftrag, Glauben zu vermitteln», sagt Sandra Liechti, Sprecherin der Pädagogischen Hochschule Bern, dazu.

Kinder dürfen glauben, was sie wollen

Der Entscheid, was für einen diesbezüglich stimmig sei, liege bei jedem Menschen selbst. «In diesem Fall beim Kind.» Die religiöse und weltanschauliche Erziehung obliege zudem den Erziehungsberechtigten.

Der schulische Fachunterricht habe aber die Aufgabe, dass sich die Kinder mit Alltagsphänomenen, -situationen und Lebenspraxis auseinandersetzen. Dazu gehöre auch die Fähigkeit, zwischen weltanschaulichen und wissenschaftlich überprüfbaren Sachbeständen zu unterscheiden.

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Eine Kindergartenlehrerin erklärt den Kindern, es gebe den Osterhasen gar nicht.
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Die Eltern reagieren empört.
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Allerdings gibt es keine Empfehlung, dass die Kinder auf Kindergartenstufe noch an den Osterhasen glauben sollen.
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Der Lehrplan gibt nur vor, dass verschiedene Festtagstraditionen thematisiert werden.

«Der Lehrplan gibt nur vor, dass verschiedene Festtagstraditionen thematisiert werden. Dies vor allem auch im Hinblick auf kulturelle und religiöse Vielfalt.»

Ähnlich äussert sich Klaus Fischer, Geschäftsführer des Religionspädagogischen Fachgremiums der reformierten Kirchen: «Die Entscheidung, ob und wie ein Kind an den Osterhasen glaubt, sollte zunächst und vor allem beim Kind selbst liegen.»

Aufgabe von Schule und Eltern sei es, darauf zu achten, dass sich solche Vorstellungen «lebensdienlich entwickeln» könnten. Dazu gehöre zum einen das Ernstnehmen der jeweiligen kindlichen Vorstellungen. Zum anderen gehöre die Eröffnung eines Raums dazu, in dem Fragen der Kinder selbstverständlich seien.

Auch mit Blick auf den Osterhasen oder auf der anderen Seite die christliche Ostergeschichte. Kinder im Kindergartenalter könnten sich so in verschiedenen Perspektiven dem Thema Ostern nähern.

Kinder können das Leben von Fantasie unterscheiden

Doch ab wann sollte die Geschichte von Jesus im Unterricht anstelle des Osterhasen thematisiert werden?

«Das ist keine Frage des Alters und es geht auch nicht um ein ‹anstelle›. Es sollte deutlich werden, dass die christliche Ostertradition eines Neuanfangs des Lebens dahintersteht», findet Thomas Schlag. Er ist Professor für Praktische Theologie mit dem Schwerpunkt Religionspädagogik an der Universität Zürich.

Haben Sie als Kind an den Osterhasen geglaubt?

An «Osterhasen glauben» sei ja nicht wirklich das Thema. Sondern die Frage ist, was die Kinder mit Ostern verbinden. «Dies als Fest der Hoffnung auf ein solches gutes und neues Leben.»

Christian Irgl, Mediensprecher der Fachhochschule Nordwestschweiz, ergänzt: «Aus der Psychologie kann man Folgendes sagen: Kinder können bereits sehr früh das echte Leben und die Fantasie auseinanderhalten. Dies gewiss ab dem Kindergartenalter.»

* Name von der Redaktion geändert.

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