In der Schweiz sollen laut Berichten Gespräche über den Katalonien-Konflikt laufen. Ob der Separatistenführer persönlich teilnimmt, ist nicht bekannt.
Kataloniens Ex-Regionalpräsident Carles Puigdemont in Brüssel.
Kataloniens Ex-Regionalpräsident Carles Puigdemont in Brüssel. - dpa

Vertreter der spanischen Regierungspartei PSOE und der katalanischen Partei Junts von Separatistenführer Carles Puigdemont haben Medienberichten zufolge am Samstag in der Schweiz Gespräche unter strikter Diskretion über eine Beilegung des jahrelangen Konflikts begonnen. Das berichteten unter anderem der staatliche spanische TV-Sender RTVE und die Zeitung «El País».

Die Unterhändler beider Seiten waren bereits am Vortag in Genf eingetroffen, wie im Fernsehen zu sehen war. Ob Puigdemont selbst teilnehmen würde, war unbekannt. Eine offizielle Mitteilung gab es von beiden Seiten zunächst nicht. Nicht einmal der genaue Ort des Treffens war bekannt.

Gespräche von neutraler Organisation begleitet

Den Verhandlungen hatte Spaniens Regierungschef Pedro Sánchez zugesagt, um sich die Stimmen von Puigdemonts Partei Junts im Parlament in Madrid für seine Wiederwahl vor gut zwei Wochen zum Ministerpräsidenten zu sichern. Puigdemont strebt die Abspaltung Kataloniens von Spanien an, Sánchez möchte das verhindern und den Konflikt durch einen Dialog und Zugeständnisse entschärfen.

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Ein Befürworter der Unabhängigkeit Kataloniens schwenkt während einer Demonstration eine katalanische Fahne. (Archiv) - keystone

Junts hatte durchgesetzt, dass die Gespräche mit der PSOE von einer neutralen Organisation begleitet werden, die mögliche Ergebnisse verifiziert sowie deren Umsetzung überwacht. Offiziell wurde bisher geheimgehalten, wer diese Funktion übernommen hat. RTVE berichtete, es sei das renommierte Schweizer Henri-Dunant-Zentrum für humanitären Dialog (HD oder auch HDC). Diese private Stiftung mit Sitz in Genf, die nach eigenen Angaben seit Jahrzehnten diskret weltweit in Konflikten vermittelt, hatte in Spanien schon die Auflösung der baskischen Terrororganisation ETA begleitet und 2018 verifiziert.

Puigdemont würde in Heimat festgenommen werden

Das Treffen fand Medienberichten zufolge ausserhalb Spaniens statt, damit der in Belgien im Exil lebende Puigdemont möglicherweise persönlich teilnehmen könnte. In seiner Heimat würde er sofort festgenommen, weil 2017 als damaliger Regionalregierungschef versucht hatte, Katalonien mit einem illegalen Unabhängigkeitsreferendum aus dem spanischen Staatsverband herauszubrechen.

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Ein Mann hält ein bedrucktes Tuch mit dem Bild des ehemaligen katalanischen Regierungschefs Puigdemont während eines Protests vor dem italienischen Konsulat in Barcelona. Foto: Joan Mateu/AP/dpa - dpa-infocom GmbH

Sánchez hat Junts und der zweiten separatistischen katalanischen Partei ERC für seine Wiederwahl zwar auch eine Amnestie versprochen. Die muss jedoch noch vom Parlament beschlossen werden, was Monate dauern kann.

Die konservative Opposition Spaniens läuft Sturm gegen die Zugeständnisse an die Katalanen. Oppositionsführer Alberto Núñez Feijóo von der konservativen Volkspartei PP warnte wiederholt vor einer Gefährdung der Einheit Spaniens, der Demokratie und der Gewaltenteilung.

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