Masken-Trick schon am Flughafen – gibt’s bald Kontrollen?
Im Frühling machte der «Masken-Trick» in Interlaken Schlagzeilen. Weil Frauen nun schon am Flughafen so ankommen, sollen jetzt Kontrollen her.

Das Wichtigste in Kürze
- In der Schweiz darf an öffentlichen Orten das Gesicht nicht mehr verhüllt werden.
- Davon betroffen sind auch Touristinnen mit Gesichtsschleier.
- In Interlaken trugen daraufhin immer mehr arabische Touristinnen Hygiene-Masken.
- Weil sie schon so am Flughafen ankommen, soll es dort nun Kontrollen geben.
In Interlaken greifen immer wieder Touristinnen aus arabischen Ländern zur Hygiene-Maske. Grund: Seit Anfang Jahr ist die Gesichtsverhüllung an öffentlichen Schweizer Orten verboten. Wer Burka oder Nikab trägt, dem droht eine Busse von 100 Franken. Das Verbot kann mit der Maske aber einfach umgangen werden.

«Wir wissen ja nicht, ob die Frauen wirklich krank sind oder nicht», sagte die Polizei.
Nau.ch erreichen Fotos vom Flughafen Zürich. Auch hier kommen zahlreiche Frauen im schwarzen Tschador (alles verhüllt ausser das Gesicht) an. Und: Sie tragen eine dazu passende schwarze Hygienemaske.

Das Verbot werde bei der Einreise zu wenig kontrolliert, sagt Walter Wobmann vom Egerkinger Komitee zu Nau.ch. Das Komitee steckt hinter den angenommenen Volksinitiativen zum Minarett- und Verhüllungsverbot. Wobmann sagt: «Wir stehen erst am Anfang.»
Er fordert denn auch, dass die Kontrollen gleich am Flughafen durchgeführt werden, «denn dort ist die Kontrolle am einfachsten».
Politiker schauen beim Verbot genau hin
Im Frühling hatte das Komitee bereits vorgeschlagen, bei Touristinnen, die Hygienemasken tragen, ein ärztliches Attest einzufordern. Wobmann glaubt, dass dies nun fruchtet. «Scheinbar gibt es immer weniger verhüllte Frauen auch in Interlaken.»
Wie das Verbot im Kanton Zürich umgesetzt wird, interessiert derweil auch die beiden Kantonsräte Christoph Marty und Anita Borer (beide SVP). Sie haben Anfang Juli beim Regierungsrat eine entsprechende Anfrage gestellt. Es geht auch darum, wie viele Verstösse gegen das Gesetz schon festgestellt wurden. Die Anfrage ist noch hängig. Darum kann die Kantonspolizei Zürich dazu noch nichts sagen.
Der Flughafen Zürich sagt auf Anfrage, man erhebe keine Statistik darüber, wie viele Personen mit Gesundheitsmasken am Flughafen ankommen.
Kontrollen am Flughafen ernten Kritik
Von einer Kontrolle am Flughafen halten andere aber gar nichts. Bei der Föderation Islamischer Dachorganisationen Schweiz (FIDS) heisst es, es sei Sache der zuständigen Behörden, ob und wie sie Kontrollen am Flughafen anpassen.
Wichtig sei aber: «Falls Kontrollen verschärft werden, müssen diese für alle Reisenden gleichermassen gelten. Ein Fokus ausschliesslich auf muslimische Frauen wäre diskriminierend und rechtlich problematisch.»
Hygienemasken würden aus unterschiedlichen Gründen getragen. Etwa aus gesundheitlichen Rücksichten (um andere nicht anzustecken), aus kultureller Gewohnheit (beispielsweise bei asiatischen Reisenden) oder bei Grossveranstaltungen.

Gegner kritisieren «Generalverdacht»
Für die FIDS ist drum klar: «Eine gezielte Kontrolle nur aufgrund religiöser Kleidung würde eine Ungleichbehandlung schaffen, die dem Grundsatz der Rechtsgleichheit widerspricht.»
Das Klima habe sich seit der Annahme des Verhüllungsverbots ohnehin schon verschlechtert. Das berichten «viele Musliminnen» der FIDS. «Es vermittelt das Signal, dass muslimische Frauen unter einen besonderen Generalverdacht gestellt werden dürfen. Das führt vermehrt zu verbalen Anfeindungen und einem unsicheren Gefühl im Alltag – oft auch bei Frauen, die gar keine Vollverschleierung tragen, sondern lediglich ein Kopftuch.»