Malaysische Künstlerin mit erster grosser Europaausstellung in Thun
Das Kunstmuseum Thun präsentiert die erste grössere Europaausstellung der malaysischen Künstlerin Yee I-Lann. Unter anderem wird der Kolonialismus thematisiert.

Darin werden Einflüsse des Kolonialismus, aber auch das Fortbestehen des indigenen Erbes thematisiert. Helen Hirsch, Direktorin des Kunstmuseum Thun und Kuratorin der Ausstellung, wurde 2022 im «Unlimited»-Sektor der Kunstmesse Art Basel auf die malaysische Künstlerin aufmerksam. «Ich war angetan von ihrer eigenständigen, multidisziplinären und vielschichtigen Ausdrucksart und ihrer respektvollen Haltung gegenüber den lokalen Communities, mit denen sie zusammenarbeitet», heisst es in einer Mitteilung des Kunstmuseums.
Die Künstlerin selber hat durch einen Grossonkel einen kleinen Bezug zur Schweiz: Dieser war um die Jahrhundertwende Bergsteiger in Zermatt und ist auf dem dortigen Friedhof begraben. In Thun finde sie ähnliche Formen und ähnliche Kraft wie in ihrer Heimat, betont Lee I-Yann.
Mansau Ansau – Der Gang ins Unbekannte
«Mansau Ansau», so der Titel der Ausstellung, bedeutet soviel wie immer weiter gehen, ohne klares Ziel vor Augen. Der Ausdruck stammt aus der Sprache der indigenen Stämme in der Heimat der Künstlerin. Der Gedanke an diesen Gang ins Unbekannte könne verängstigen, sei aber auch eine Chance, Neues zu entdecken, so die Künstlerin.
Ihr gehe es darum, Themen wie Kunst und Kolonialismus aus neuen Blickwinkeln zu betrachten. Herzstück der Ausstellung ist die aus Bambus geflochtene Matte als Grundlage zum Versammeln und Zusammensitzen. Sie symbolisiert einen Raum für Intimität und bietet in der Betrachtungsweise der Künstlerin eine Plattform für das Lokale, Demokratische, Feministische und die soziale Gleichheit.
Die komplexe geopolitische Geschichte Südostasiens
Im grösseren Kontext hinterfragt die Künstlerin in ihrem Schaffen die komplexe geopolitische Geschichte Südostasiens. Ihre enge Zusammenarbeit mit einem Weberinnenkollektiv aus ihrer Heimat ist für die Künstlerin ein Mittel, um die Unterdrückung in Kunst und Handwerk sichtbar zu machen.
Neben Textilien werden aber auch Fotografien, Videoarbeiten und Skulpturen gezeigt, die sich ebenfalls mit Themen wie kollektiver Neuordnung, Neuausrichtung und Imagination als Strategien für die persönliche und gemeinsame Zukunft beschäftigen.
Die Ausstellung im Thuner Kunstmuseum öffnet am 23. August ihre Tore und dauert bis Ende November.