M-Budget ausradiert: Experte findet es «riskant»
Bei der Migros verschwinden in den nächsten zwei Jahren viele Eigenmarken. Betroffen ist auch M-Budget. Ein Marketing-Experte findet diesen Schritt «riskant».

Das Wichtigste in Kürze
- Bei der Migros verschwinden viele Eigenmarken – das betrifft auch Produkte von M-Budget.
- Marketing-Experte Felix Murbach urteilt: «Strategisch nachvollziehbar –aber auch riskant.»
Bei der Migros verschwinden in den nächsten zwei Jahren viele Eigenmarken und sollen künftig einfach unter dem Namen «Migros» laufen. Betroffen sind sogar Produkte von M-Budget. Produkte wie die flüssige Handseife oder Chips werden künftig ins neue Migros-Design überführt.
Nau.ch hat mit Marketing-Experte Felix Murbach über die Entscheidung der Migros zu M-Budget gesprochen. Murbach, der eine eigene Marketing-Beratungsfirma führt, findet den Schritt «strategisch nachvollziehbar – aber auch riskant».
Im Interview mit Nau.ch erklärt er, warum.
Nau.ch: Die Migros verpackt Produkte von M-Budget jetzt neu – ist das schlau oder killt man hier seine wichtigste Eigenmarke?
Felix Murbach: Die Entscheidung, M-Budget-Produkte künftig unter dem Namen «Migros Chips» oder ähnlich zu verkaufen, ist strategisch nachvollziehbar – aber auch riskant. Meiner Meinung nach ist M-Budget keine x-beliebige Eigenmarke. Sie ist Kult.
Die Marke steht für Bodenständigkeit, Verlässlichkeit und Preisbewusstsein. Wer daran rüttelt, muss sich bewusst sein: Man greift tief in die Markenidentität der Migros ein.

Nau.ch: Werden alle M-Budget-Produkte verschwinden?
Murbach: Nein. Die Migros hat bestätigt, dass nicht alle M-Budget-Produkte verschwinden. Es geht um eine Bereinigung des Sortiments. Produkte, die sich schlecht verkaufen, werden aussortiert – das ist betriebswirtschaftlich sinnvoll.
Aber die aktuelle Wahrnehmung bleibt: Die Marke verliert an Bedeutung. Und dieser Imageverlust kann sich negativ auf die Kundentreue auswirken.
Nau.ch: Der Marketing-Chef meint, viele Kunden würden M-Budget-Produkte zu Hause ungern sichtbar hinstellen. Steht man zu wenig hinter den eigenen Produkten?
Murbach: Diese Aussage überrascht mich. Sie vermittelt indirekt, dass M-Budget-Produkte nicht gern gezeigt werden – dabei hat sich die Marke längst in der Alltagskultur etabliert. Aus meiner Sicht ist M-Budget alles andere als ein Fremdschäm-Produkt.
Die Marke steht für Ehrlichkeit, Pragmatismus und Preisbewusstsein – genau das macht sie so erfolgreich. Und das Sage ich nicht nur als Marketing Experte. Sondern auch als jemand, der die Konsumentenperspektive ernst nimmt und Markenloyalität als strategischen Wert sieht.
Wer das öffentliche Vertrauen in eine so etablierte Marke infrage stellt, sollte sich bewusst sein: Auch die emotionale Bindung der Kundschaft steht mit auf dem Spiel.
Nau.ch: Die Migros ist generell im Umbau. In welchem Zusammenhang stehen diese Änderungen?
Murbach: Die Umstellung ist Teil des grossen Konzernumbaus. Migros verkauft Fachmärkte, baut Stellen ab und richtet das Sortiment neu aus. Ziel ist es, schlanker und effizienter zu werden.
Die Eigenmarkenstrategie ist dabei zentral. Doch Markenführung darf nicht nur auf Kostenersparnis ausgerichtet sein. Marken leben von Vertrauen, Tradition, Emotionen, Geschichten, persönlichen Erfahrungen – und Wiedererkennung.
Wird der Fokus zu stark auf Einsparungen gelegt, läuft man Gefahr, die emotionale Bindung zur Marke zu schwächen. Und damit auch ihre langfristige Stärke.