Lehrer alarmiert wegen langer Wartezeiten psychischer Abklärungen
Kinder und Jugendliche mit psychischen Störungen warten monatelang auf Hilfe. Für hiesige Lehrpersonen eine alarmierende Situation. Sie fordern mehr Ressourcen.

Das Wichtigste in Kürze
- Seit der Corona-Pandemie nehmen die psychischen Störungen bei jungen Menschen zu.
- Auch Lehrpersonen leiden unter der Situation und fordern deshalb mehr Ressourcen.
Derzeit gibt es in der Schweiz extrem lange Wartezeiten für Abklärungen von psychischen Störungen bei Kindern und Jugendlichen. Wer etwa an ADHS oder Autismus leidet, erfährt das erst Monate später. Teilweise kann es bis zu einem Jahr dauern, bis Betroffene überhaupt einen Abklärungs-Termin bekommen.

Mit schwerwiegenden Folgen. Denn: «Wenn Kinder und Jugendliche so lange auf eine Diagnose warten müssen, geht wertvolle Zeit verloren», betont Leonie Seebohm von Autismus deutsche Schweiz (ads).
Sie warnt: «Eine Zeit, in der sie für ihre persönliche sowie schulische Laufbahn oftmals nicht ausreichende oder passende Unterstützung bekommen.»
Lehrpersonen scheinen allerdings die Hände gebunden zu sein. Denn «erst nach einer Diagnose» erhalten die Kinder die nötige Betreuung, erklärt Beat Schwendimann, Leiter Pädagogik beim Lehrerverband LCH.
Schulen fehlen zentrale Ressourcen
Der Lehrerverband mahnt deshalb schon seit langem, dass für die Umsetzung der integrativen Schule nur ungenügend Ressourcen zur Verfügung stehen. «Die Erfahrungen der letzten zwei Jahrzehnte haben gezeigt, dass die Ressourcen und Strukturen für ein qualitativ hochwertiges und nachhaltiges Funktionieren unseres integrativen Schulsystems noch nicht ausreichend sind», erklärt Schwendimann.
Grenzen würden sich beispielsweise dann zeigen, wenn Lehr- und Fachpersonen überfordert sind. Sie hätten schlichtweg nicht genug Zeit, um ein «nachhaltiges Funktionieren» des neuen Schulsystems zu ermöglichen.
«Es bedarf einer besseren Koordination, pragmatischer Strukturreformen sowie ausreichender personeller, finanzieller, zeitlicher und räumlicher Ressourcen», fordert Schwendimann.
Also mehr Personal, mehr Geld und mehr Platz. Dies wird auch in einem Positionspapier des Lehrerverbands zum Thema integrative Schule klar. Wirklich Anklang hat dieses Papier bisher aber nicht gefunden.