Genforscher als Geburtshelfer des Homo neanderthalensis
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Das Wichtigste in Kürze

  • Wissenschaftler forschen an der Wiederauferstehung des Neandertalers
  • Ein "neandertalifiziertes" Embryo könnte in eine menschliche Gebärmutter eingeplanzt werden

Mit einem Neandertaler am gleichen Tisch sitzen, das soll, gemäss einem Artikel auf Spiegel Online, schon bald wieder möglich sein. Aus wissenschaftlicher Sicht, ist die Wiederauferstehung des Homo neanderthalensis eigentlich unmöglich. Es gibt weder intakte DNA-Moleküle, noch Chromosomen oder Zellkerne eines Neandertalers. George M. Church, Visionär und Genforscher, Professor an der Harvard University, forscht aber genau in diese Richtung. Schon 2013 sprach er in einem Interview mit dem Spiegel über seine Pläne, das Erbgut einer befruchteten menschlichen Eizelle zu "neandertalifizieren". Das so manipulierte Embryo würde sich in einer menschlichen Gebärmutter zum Neandertaler-Baby entwickeln.

Viele möchten Mutter eines kleinen Neandertalers werden

Nach Aussage von Church, hätten sich schon dutzende Frauen bei ihm gemeldet, die sich als Leihmütter für das Projekt zur Verfügung stellten wollten. Der 63-jährige Forscher arbeitet ebenfalls an der Wiedererweckung des Mammuts. Das sei eine Art Nebenprojekt seiner Forschungen. Ethisch mehr als fragwürdig, wäre das Revival des Neandertalers. Aber wäre es technisch überhaupt möglich? Im Jahr 2012 entdeckte eine Forschergruppe um Emmanuelle Charpentier und Jennifer A. Doudna Cate in Bakterien eine Art molekularer Erbgut-Schere. Diese biochemische Methode wurde unter dem Namen CRISPR-Cas bekannt. Sie wird angewendet, um DNA an einer bestimmten Sequenz zu schneiden. Dadurch können DNA-Sequenzen entfernt oder andere DNA-Sequenzen eingefügt werden. Mithilfe von CRISPR könnte man menschliches Erbgut in Neandertaler Erbgut umschreiben. Das sei, gemäss dem schwedischen Arzt und Biologen Svante Pääbo, gar nicht so kompliziert. Pääbo gilt als Begründer der Paläogenetik. Seit 1999 ist er einer der Leiter der Abteilung Evolutionäre Genetik am Max-Planck-Institut für evolutionäre Anthropologie in Leipzig. Er war es auch, der 2010 den genetischen Bauplan des Neandertalers veröffentlichte. Momentan gibt es noch einige Lücken beim Sequenzieren von Neandertaler-Erbgut. Mit den aktuellen Methoden lassen sich immer nur Stücke, nie die gesamte DNA sequenzieren. Interessant: Die Gene des modernen Europäers enthalten zwischen zwei bis vier Prozent Neandertaler-Gene. Die Gene stammen vollumfänglich aus dem Y-Chromosom, was bedeutet, dass wir nur weibliche Neandertaler-Gene in uns tragen.

Die Erschaffung neuer Lebewesen in naher Zukunft

Der Neandertaler lebte in Europa und Asien (nicht in Afrika) ab ca. 300'000 v.Chr. Vor ungefähr 60'000 Jahren wanderte eine kleine Gruppe des Homo Sapiens von Afrika nach Asien, später nach Europa aus. In Asien kam es zu ersten Paarungen zwischen den Frühmenschen. Die Spur des Neandertalers verliert sich vor ca. 30'000 Jahren, aus noch unbekannten Gründen. Der Homo Sapiens überlebt als einzige menschliche Spezies auf dem Planeten. Der Neandertaler lebt, zumindest genetisch, zu einem kleinen Teil im modernen Menschen weiter. Das scheint den Wissenschaftlern aber nicht zu genügen. Genforschern wie George M. Church, wird es nach eigenen Einschätzungen in wenigen Jahren gelungen sein, das menschliche Genom nicht mehr bloss lesen zu können. Ziel dieser Gen-Propheten wird es sein, neue Genome zu schreiben. Die Entwicklung geht in die Richtung nicht nur neue Lebewesen zu erschaffen, sondern auch alte Spezies wieder auferstehen zu lassen.

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