Laut dem BFS bleibt die Sozialhilfequote konstant
Die Sozialhilfequote in der Schweiz blieb letztes Jahr konstant bei 3,3 Prozent. Der Anteil bestimmter Bevölkerungsgruppen ist aber überproportional gewachsen.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2017 haben 3,3 Prozent der Schweizer Bevölkerung Sozialhilfe bezogen.
- Bei 50 bis 64-Jährigen hat sich die Quote allerdings um über einen Viertel gesteigert.
Wie 2016 hat auch letztes Jahr 3,3 Prozent der Bevölkerung mindestens einmal wirtschaftliche Sozialhilfe bezogen. Überproportional gewachsen ist der Anteil der 50- bis 64-Jährigen - und das, obwohl sie besser ausgebildet sind als die jüngeren Sozialhilfebezüger.
Neben älteren Menschen sind Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren, Geschiedene und Personen ausländischer Nationalität am häufigsten auf Sozialhilfe angewiesen, wie Zahlen des Bundesamts für Statistik (BFS) von heute Dienstag belegen.
In diesen Bevölkerungsgruppen ist die Sozialhilfequote seit 2011 gleichmässig gestiegen: bei den Minderjährigen beispielsweise von 4,9 auf 5,3, bei den Ausländerinnen und Ausländern von 6 auf 6,3 Prozent. Geschiedene liegen mit einer Quote 5,6 Prozent ebenfalls deutlich über dem Landesdurchschnitt von 3,3 Prozent.
Besser Qualifiziert als jüngere Bezüger
Die 50 bis 64-Jährigen liegen zwar noch leicht unter dem Mittel, aber das wird sich bald einmal ändern. Bei ihnen stieg die Sozialhilfequote relativ drastisch von 2,5 auf 3,2 Prozent, was einem Anstieg von über einem Viertel entspricht. Die Zunahme geht gemäss BFS auf das Konto von Langzeitbezügern: 2011 erhielten 50- bis 65-Jährige im Schnitt 41 Monate lang Stütze, 2017 waren es 54 Monate, also fast ein Drittel länger.
Das ist der Schwierigkeit geschuldet, ältere Arbeitnehmer wieder ins Berufsleben einzugliedern. Dabei wären die bedürftigen Senioren und Seniorinnen gemäss BFS eigentlich besser qualifiziert als ihre jüngeren Mitbetroffenen: 57 Prozent der Vor-Rentner haben eine abgeschlossenen Berufsausbildung oder einen Hochschulabschluss; bei den 18- bis 35-Jährigen sind es nur 42 Prozent, bei den 36- bis 49-Jährigen 54.
Caritas schlägt Alarm
Die Caritas Schweiz warnt davor, sich von der gleichbleibenden Quote von 3,3 Prozent blenden zu lassen: «Die Quote der Sozialhilfebeziehenden bleibt konstant, die Fallzahlen steigen», schreibt sie in einer Mitteilung von heute Dienstag. De facto nehme die Armut zu – trotz guter Wirtschaftslage und vorteilhaften Wachstumsprognosen. «615'000 Menschen in der Schweiz sind von Armut betroffen, weitere 600'000 leben in prekären Verhältnissen».
«Mit der Unterzeichnung der globalen Agenda 2030 hat sich die Schweiz zum Ziel bekannt, die Armut im eigenen Land zu halbieren. (...) Die Statistiken zeigen, dass es der Schweiz derzeit nicht gelingt, die Armut zu reduzieren, von einer Halbierung ganz zu schweigen».