«Warum gibt es einen Dresscode, wenn man sich nicht dranhalten muss?», nervt sich eine Zürcherin über die Kronenhalle. Diese will davon nichts wissen.
Kronenhalle
Silvana B.* ärgert sich über diese Situation in der Kronenhalle: Ein Gast trägt unerlaubt Käppi. - zvg

Das Wichtigste in Kürze

  • T-Shirt und Käppi sind in der Zürcher Kronenhalle eigentlich tabu.
  • Nau.ch aber weiss: Immer wieder halten sich Gäste nicht an den vorgesehenen Dresscode.
  • Die Kronenhalle beteuert, man mache die Gäste auf die Gastordnung aufmerksam.
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Sie strahlt Tradition und Eleganz aus – und verlangt das auch von ihren Gästen. Wer in der Zürcher Kronenhalle essen will, muss nicht nur früh genug reservieren. Man muss sich auch entsprechend kleiden.

Dazu verschickt das noble Haus, über das derzeit eine dreiteilige Dokumentation auf SRF läuft, vorab eine Gastordnung. Darin fordert man die Gäste auf, «eine der Saison angepasste, gepflegte, elegante Kleidung» zu tragen.

Gast nervt sich über Touristen mit Baseball-Caps und T-Shirt

Heisst: Männer sollen mittags mit Jackett kommen, abends im Anzug mit Krawatte. Frauen tragen abends das kleine Schwarze. Besonderen Wert legt man in der Kronenhalle auch darauf, was man nicht anzieht.

In der Gastordnung bittet die Kronenhalle die Gäste darum, nicht mit Sandalen oder kurzen Hosen für Männer aufzukreuzen. Ebenso sollten «keine ‹Baseball-Caps› und Jogging/Sport-Anzüge für Damen und Herren» getragen werden. Und man mahnt: «Der Chef de Service/die Direktion darf Gästen in unpassender Kleidung den Zutritt zum Restaurant Kronenhalle verweigern.»

Umso mehr staunt Silvana B.* (35), als sie kürzlich in der Kronenhalle Zmittag isst.

Kronenhalle
Die Kronenhalle strahlt Tradition und Eleganz aus.
Kronenhalle Gastordnung
Die Gastordnung der Kronenhalle sieht unter anderem einen strengen Dresscode vor.
Kronenhalle
Nau.ch weiss: Nicht alle halten sich daran.

«Da sassen Touristen, ich glaube Amerikaner, mit Baseball-Caps und T-Shirt. Einer trug sogar ein Daunen-Gilet», sagt sie. Und nervt sich. «Niemand vom Personal sagte etwas.»

Was Silvana stört: «Ich und die meisten anderen Gäste auch hatten uns wie verlangt chic gekleidet. Aber diese Touristen in Sportkleidern, mit teurer Rolex am Arm nehmen dem Restaurant die Eleganz.» Die Zürcherin fragt sich: «Warum gibt es einen Dresscode, wenn man sich doch nicht dranhalten muss?»

Kronenhalle bittet Gäste, das Käppi abzuziehen

Nau.ch leitet die Frage an Nicolas Godat weiter, mit dem Foto als Beweisstück im Anhang. Der Direktor der Kronenhalle behauptet daraufhin aber, es komme «selten bis nie» vor, dass die Gastordnung nicht eingehalten werde.

Er sagt: «Beim Fall eines ‹Baseball Caps› lassen wir den Gast eintreten. Wenn er das Käppi nicht selber abzieht, machen wir ihn darauf aufmerksam und bitten den Gast dieses abzuziehen.»

Haben Sie schon mal in der Kronenhalle in Zürich gespiesen?

Auf die Frage, wann den Gästen der Zutritt verweigert wird, geht Godat nicht weiter ein.

Zur Frage, ob der Dresscode zeitgemäss sei, entgegnet der Direktor nur: «Für unser Restaurant ist elegante Kleidung und somit ein Dresscode richtig.» Man erhalte «nur positive Rückmeldungen», sagt er.

Weniger positiv sind hingegen die Rückmeldungen, die die Kronenhalle nach Ausstrahlung der dreiteiligen Dokumentation auf SRF anlässlich des 100-Jahr-Jubiläums erhält.

Führungsstil des Küchenchefs sorgt für Kritik

Nach dem Blick hinter die Kulissen ist für alle klar: In der Küche geht es nicht nur hektisch zu, es herrscht auch ein rauer Ton. So rutscht dem Küchenchef auch mal ein «Tubel» raus, wenn einer der Angestellten einen Fehler macht.

Nach der Ausstrahlung hagelte es 1-Sterne-Bewertungen auf Google, wie Nau.ch berichtete.

Küchenchef Peter Schärer nervt sich über eine falsche Lieferung. - SRF

Gegenüber dem Magazin «Gault & Millau» verteidigte Küchenchef Peter Schärer daraufhin seinen Umgang mit den Angestellten. «Ich bin ein Verfechter von Disziplin: Dinge wie Pünktlichkeit, Sauberkeit und ein gepflegtes Erscheinungsbild sind mir wichtig.» Er lebe das selbst vor.

Sein Führungsstil funktioniere, beteuerte er. «Von meinen drei Sous-Chefs arbeitet jener, der am wenigsten lang hier ist, seit 23 Jahren mit mir zusammen.»

* Name von der Redaktion geändert

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