Den Kirchen laufen ihre Schäfchen weiter davon. Erste Schätzungen aus den Kantonen lassen für 2019 Böses erahnen. Die Zahlen dürften über denen von 2018 liegen.
Gottesdienst zum Frühlingssonntag - reformierte Kirche Gränichen
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Das Wichtigste in Kürze

  • In Österreich traten 2019 nach einem Skandal viele Menschen aus der Kirche aus.
  • In der Schweiz gibt man sich auch ohne Skandal pessimistisch.

In Österreich verlassen immer mehr Menschen die kirchliche Glaubensgemeinschaft. Experten vermuten, dies habe mit der «Causa Alois Schwarz» zu tun. Denn: Der frühere Diözesanbischof der Region Kärnten sorgte mit Machtmissbrauchs-Vorwürfen für Negativ-Schlagzeilen.

Aber auch in der Schweiz sind sinkende Zahlen bei Kirchenanhängern Tatsache – und das bisher ganz ohne Skandal.

Nau hat deshalb bei verschiedenen Landeskirchen nachgefragt. Bis diese die definitiven Zahlen von ihren Gemeinden erhalten, dauert es noch ein Weilchen. Aber bereits jetzt zeichnet sich ein düsteres Bild ab: Auch 2019 traten viele Menschen aus den Kirchen aus.

Mehr Austritte erwartet als 2018

«Was wir bis jetzt abschätzen können ist, dass die Austritts-Zahlen über jenen von 2018 liegen werden.» Dies sagt Aschi Rutz, Informationsbeauftragter der Katholischen Kirche im Kanton Zürich. 2018 seien es gut 5800 Personen gewesen.

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Bischof mit Kreuz in den Händen - dpa/AFP

In Luzern ist man ähnlich pessimistisch. «2018 traten knapp 2500 Personen aus, was sehr viel ist», so Dominik Thali. Für 2019 rechne er leider mit einer ähnlich hohen Zahl.

Konkrete Zahlen hat bereits die Kirchgemeinde der Kernstadt Luzern, die grösste Gemeinde im Kanton – Und diese verheissen nichts Gutes.

695 Austritte auf 32'500 Mitglieder

«2019 sind 695 Menschen aus der Kirche ausgetreten», sagt der Medienverantwortliche Urban Schwegler. Besonders mit Blick auf die Gemeindegrösse, die rund 32'500 Menschen betrage, sind das viele Austritte. 2018 seien es noch «bloss» 543 Austritte gewesen.

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Gottesdienstbesucher in der evangelisch-reformierten Kirche in Thalwil im Kanton Zürich. - Keystone

Auch in der Stadt Basel sieht es schlecht aus. «Im 2019 gab es im Kanton Basel-Stadt eine gut 20 Prozent höhere Zahl von Kirchenaustritten als im 2018.» Dies sagt Matthias Schmitz, Informationsverantwortlicher der römisch-katholischen Kirche des Kantons.

Reformierte sind gelassen

Etwas gelassener wirken die reformierten Kirchen. In Zürich erwartet man, dass sich die Austritte zwischen 4000 und 5000 bewegen werden. Also auf einem ähnlichen Niveau wie in den Vorjahren. «Es gibt keine Anzeichen, dass 2019 mehr Menschen austraten», so Mediensprecher Nicolas Mori.

2018 haben knapp 5'000 Personen die reformierte Kirche in Zürich verlassen. Aber auch sie halten sich zurück mit grossen Prognosen, denn die definitiven Zahlen sind noch nicht da.

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Gesangsbücher in einer reformierten Kirche. (Symbolbild) - Keystone

Die reformierten Kirchen der Region Bern-Jura-Solothurn rechnen mit leicht mehr Austritten als im Vorjahr. Allerdings: «Es zeichnet sich auch ab, dass die Eintritte leicht höher sind», sagt Adrian Hauser. In absoluten Zahlen werden sich also die Mitgliederzahlen leicht rückläufig zeigen.

Auch Österreich mit grossem Anstieg

Das Problem ist dabei nicht auf die Schweiz beschränkt. In unserem Nachbarland Österreich sind die Zahlen der katholischen Kirche bereits da.

Fast 70'000 Menschen kehrten der Kirche 2019 den Rücken. Das sind fast 15 Prozent mehr als noch 2018. Rekord ist es dagegen aber nicht. 2010 traten fast 86'000 Menschen aus.

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Ein Bischof verschränkt die Hände. (Symbolbild) - sda - KEYSTONE/STEFFEN SCHMIDT
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