Katholiken-Genossenschaft will 4780 Fr. für 4,5 Zimmer
Eine Katholiken-Genossenschaft in Luzern fördert «preisgünstiges Wohnen» und vermietet eine 4½-Zimmer-Wohnung für 4780 Franken. Wie passt das zusammen?

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Katholiken-Genossenschaft verlangt bis zu 4780 Franken für Attikawohnungen in Luzern.
- Die teuren Mieten sollen günstigere Wohnungen im Haus mitfinanzieren.
- Die günstigen Wohnungen sind weg – nur die Luxuswohnungen sind noch frei.
4250 Franken für 70 Quadratmeter Wohnfläche – dafür gibt’s eine 3½-Zimmer-Dachwohnung mit Terrasse und Aussicht im Luzerner Bramberg-Quartier. Eine zweite Attikamietwohnung im selben Quartier kostet stolze 4780 Franken. Dafür gibt es eine 4½-Zimmer-Wohnung auf 90 Quadratmetern plus Terrasse von 56 Quadratmetern.
Wer sich auf Immobilienportalen durch die zwei Inserate klickt, stösst auf das übliche Versprechen: «Zeitgemässe Architektur», «hochwertiger Ausbau», «exklusive Lage». Es sind zwei Neubauten, mit denen ein Treuhandbüro wirbt.
An solchen Lagen mitten in der Stadt haben Neubau-Attikawohnungen ihren Preis. Erstaunlich ist also nicht unbedingt der Mietzins. Doch wie ein Artikel der «Luzerner Zeitung» festhält, lässt die Vermieterin aufhorchen.
Es ist nämlich nicht etwa eine gewinnorientierte Immobilienfirma – sondern die KAB Wohnraumgenossenschaft. Dabei handelt es sich um eine gemeinnützige Genossenschaft, gegründet von Delegierten der Katholischen Arbeitnehmerinnen- und Arbeitnehmer- Bewegung (KAB).
Teurere Wohnungen, finanzieren günstigere mit
Gemäss ihrer Website versteht sich diese Organisation als «soziale Institution». «Preisgünstiges Wohnen im Kanton Luzern» soll aktiv gefördert werden, heisst es. Wie passt das mit den hohen Preisen zusammen?
Genossenschaftspräsident Martin Schwegler verteidigt gegenüber der «Luzerner Zeitung» dieses Mietzins-Modell und erklärt: Die vier sehr viel teureren Attikawohnungen würden im Gegenzug «einige sehr günstige Wohnungen» in den unteren Etagen ermöglichen.
Konkret kostet etwa eine 3½-Zimmer-Wohnungen mit zusätzlichem Balkon vmonatlich zwischen 1650 und 2400 Franken. Je nach Etage.
Für 4½ Zimmer plus Balkon sind es für die meisten Wohnungen monatlich 1900 bis 2250 Franken. Nur in den oberen Etagen kosten diese bis zu 3000 Franken.
Günstigere Wohnungen sind längste vergeben
Wie Schwegler weiter erklärt, seien die Mietzinsen in den unteren Etagen bewusst sehr tief gewählt. Man wollte damit auch den ehemaligen Mietern in abgerissenen Häusern eine Chance geben. «Zudem sollte letztere für junge Familien erschwinglich sein.»
Tatsächlich sind diese günstigeren Wohnungen längst vergeben – laut Schwegler gab es über 100 Interessenten. Ganz ohne öffentliche Ausschreibung. Nur die Luxuswohnungen ganz oben sind noch frei.

Es ist übrigens kein Zufall, dass es in den KAB-Neubauten im Bramberg-Quartier überhaupt Attikawohnungen gibt: Das Bau- und Zonenreglement erlaubt solche als Bonus, wenn ein Haus nicht die maximale Vollgeschossanzahl erreicht.
Attikawohnungen an dieser Lage seien besonders begehrt. Mit freiem Blick auf die Reuss, die Berge und das Grün hinter der Museggmauer. «Das nutzen wir aus», sagt Schwegler, «um letztlich die anderen Wohnungen bezahlbarer zu machen.»