Talratspräsident in Blatten bricht in Tränen aus
In Blatten VS ist der Gletscher abgebrochen, das Dorf wurde zu grossen Teilen verschüttet, eine Person wird vermisst. Im Ticker gibt es alle Entwicklungen.

Das Wichtigste in Kürze
- In Blatten VS ist der erwartete Bergsturz erfolgt.
- Rund drei Millionen Kubikmeter Geröll stürzten auf das Dorf herab.
- Alle neuen Entwicklungen liest du hier im Ticker.
Am Mittwochnachmittag kam es bei Blatten VS zum befürchteten Gletscherabbruch. Rund drei Millionen Kubikmeter Geröll stürzten ins Tal und beschädigten grosse Teile des Dorfes. Der Fluss Lonza wurde blockiert.
Eine Person wird vermisst. Verletzte gibt es dank der frühzeitigen Evakuierung des Ortes nicht.
Alle neusten Entwicklungen gibt es hier im Ticker.
21.15: Bei «Schweiz aktuell» spricht Talratspräsident Christian Rieder von einem «Jahrtausend-Ereignis» und kämpft mit den Tränen. «Es ist krass.»
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Es gebe eine riesige Betroffenheit im ganzen Tal, sagt er, die Blattener fühlten sich ohnmächtig. Psychologische Nothilfe sei für die Betroffenen organisiert worden, man müsse Ordnung ins Chaos bringen. Er sei überzeugt, dass die Lötschentaler wieder aufstehen könnten, sie hätten die Widerstandskraft.
Gestautes Wasser steigt um 80 Zentimeter pro Stunde an
18.50: Das gestaute Wasser der Lonza bei Blatten VS steigt zurzeit um etwa 80 Zentimeter pro Stunde und damit etwas langsamer als auch schon. Die mit Wasser bedeckte Fläche werde aber grösser, sagte Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren.
Derzeit sei es indes unwahrscheinlich, dass die Flutwelle das Staubecken bei Ferden überwinde, hiess es an der Medienkonferenz in Ferden VS. Allerdings wurden die Orte Gampel und Steg unten im Tal in die Planung einbezogen und auf trotz allem nötige Evakuierungen vorbereitet. Konkret geplant sind diese aber nicht.
18.00: An einer Pressekonferenz informieren die Walliser Behörden über die neusten Entwicklungen und die kommenden Massnahmen.
Eröffnet wird von Valentin Werlen. Er warnt unter anderem vor der anhaltenden Gefahr durch Abbrüche vom kleinen Nesthorn. Zurzeit könne daher nicht interveniert werden. «Wir sind zur Observation gebannt», so Werlen.
Auch die Lonza ist eine Gefahrenquelle, wie Christian Studer von der Dienststelle Naturgefahren weiterführt. Sie könnte noch in der Nacht auf den Freitag über den Schuttkegel auslaufen. Möglicherweise würden Murgänge ausgelöst.

«Die Schweizer Armee ist bereit, wirkungsvoll zu helfen, sobald es die Lage zulässt», versichert Divisionär Droz. Unter anderem habe man hochleistungsfähige Wasserpumpen bereit.
Staatsrat Stéphane Ganzer stellt jedoch klar: Ein Einsatz heute Morgen sei noch nicht möglich gewesen. «Wir müssen die Bevölkerung schützen, aber wir müssen auch die Einsatzkräfte schützen», betont er.
Staatsrätin Franziska Biner spricht ihr Mitgefühl den Einwohner Blattens aus. Sie versichert ausserdem: «Wir werden alles Menschenmögliche tun, um auch die Sicherheit der Menschen in den umliegenden Dörfern zu gewährleisten.»
Die Einsatzkräfte vor Ort hätten bisher «extrem guten Job» gemacht, lobt Biner. «Wenn eine Katastrophe passiert, stehen wir zusammen. Ich wünsche mir aus der ganzen Schweiz Solidarität für Blatten.»
Und sie kann zumindest eine teilweise Entwarnung geben: Es sei laut Fachleuten äusserst unwahrscheinlich, dass das Wasser der Lonza «in einem Schwall» abfliessen werde. Für die tiefer liegenden Dörfern sei die Gefahr daher gering.
16.36: Die Suche nach dem seit dem Gletscherabbruch im Lötschental vermissten Mann wird vorläufig eingestellt. Das Gelände sei zu gefährlich für einen weiteren Einsatz der Suchtruppe, schrieb die Walliser Kantonspolizei.

Noch am Donnerstagvormittag sei intensiv nach dem im Gebiet Tennmatten vermissten Mann gesucht worden, hiess es in der Mitteilung vom Nachmittag. Gefunden wurde er aber trotz dem Einsatz von drei Hunden und einem Helikopter nicht.
Karin Keller-Sutter kehrt frühzeitig aus Irland zurück
15.48: Am Freitag wird Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter ins Lötschental reisen, wie ihr Departement gegenüber SRF bestätigt.

Derzeit hält sich Keller-Sutter für Gespräche in Irland auf. Für den Besuch im Wallis wird sie frühzeitig in die Schweiz zurückkehren.
Armee bereitet sich auf Katastrophenschutzhilfe vor
15.30: Im Lötschental sind bis am Donnerstagmorgen weitere 16 Menschen aus ihren Häusern evakuiert worden. Es handelt sich bei den Betroffenen um Bewohner von Kippel und Wilder sowie der Fafleralp.

15.25: Die Armee intensiviert die Vorbereitungen für einen Katastrophenhilfe-Einsatz. Aktuell können jedoch aus Sicherheitsgründen weder zivile Kräfte noch die Armee im Bergsturzgebiet eingesetzt werden. Zu diesem Schluss sei man nach einer Lagebeurteilung gekommen, teilt die Armee mit.
«Dorf von Landkarte verschwunden»
13.59: Nach den Worten des Walliser Regierungsrats Christophe Darbellay haben die Menschen in Blatten VS alles verloren.
«Ihr Zuhause, ihre Souvenirs, ihre Kirche, ihren Friedhof», sagte er am Donnerstag vor den Medien. «Ein Dorf ist von der Landkarte verschwunden.» Die Landwirte hätten nicht einmal mehr einen Boden.
Der Schock sitze tief in der Bevölkerung. Auch ihn selbst habe das Ausmass stark betroffen. «Gestern konnte ich meine Tränen nicht zurückhalten», sagte Darbellay.
Behörden veröffentlichen neues Foto
13.17: Die Behörden haben eine neue Aufnahme von Blatten VS veröffentlicht. Darauf ist zu sehen, dass das Wasser des Sees hinter dem Absturzmaterial schon deutlich angestiegen ist.

Nach dem gigantischen Gletscherabbruch im Lötschental droht nun eine weitere Katastrophe. Ein meterhoher Damm aus Geröll, Fels und Eis verhindert den Abfluss der Lonza. Dahinter stauen sich bereits immense Wassermassen.
Wenn das Wasser durchbricht, droht weiter unten im Tal eine Flutwelle. «Ein Tal weint», schrieb die Online-Plattform des Medienhauses Pomona.
Intervention in Katastrophengebiet derzeit «unmöglich»
12.14: Am kleinen Nesthorn werden auch nach dem massiven Bergsturz noch grosse Instabilitäten festgestellt, heisst es in einem Lagebericht des Kantons. Mehrere Hunderttausend Kubikmeter Fels seien betroffen.
Auch das aus Fels, Eis und Wasser bestehende Absturzmaterial im Tal sei wenig stabil. Murgänge seien selbst in der Ablagerung möglich.
Dies mache eine «Intervention im Katastrophengebiet zum jetzigen Zeitpunkt unmöglich», heisst es.
So viel Geröll ist ins Tal gestürzt
11.49: Drei Millionen Kubikmeter Stein sind am Mittwoch in Blatten VS mit dem Gletscher zusammen ins Tal gekommen. Um das in die Tiefe gestürzte Geröll abzutransportieren, bräuchte man über 36'360 SBB-Cargo-Schüttgutwägen des Typs «Eanos».
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Aneinandergereiht würde das einen Zug in der Länge von rund 560 Kilometern ergeben. Zum Vergleich: Die Schweiz ist von Nord bis Süd etwa 220 Kilometer lang.
Aufräumen und Co. wird wohl Millionen kosten
11.19: Die Patenschaft für Berggemeinden stellt für das Dorf Blatten VS eine Million Franken zur Verfügung. Das Geld soll für Aufräumarbeiten und den Wiederaufbau verwendet werden.
Es sei davon auszugehen, dass das Aufräumen und die Wiederinstandsetzung von Infrastrukturen Millionen kosten würden. Das heisst es in einer Mitteilung.

10.46: Caritas Schweiz und das Schweizerische Rote Kreuz stellen 400'000 Franken für die Soforthilfe an Bergsturz-Opfer im Walliser Lötschental bereit. Viele Menschen aus Blatten haben alles Hab und Gut verloren.
Das Geld solle in Absprache mit den Behörden für den Kauf von Gütern des täglichen Bedarfs zur Verfügung stehen. Das schrieben die beiden Organisationen.
Nicht verschüttete Häuser nun überflutet
10.09: Die Häuser in Blatten VS, die nicht vom Bergsturz verschüttet wurden, stehen mittlerweile unter Wasser, wie SRF berichtet.
Grund dafür ist der See, der sich durch den blockierten Fluss Lonza hinter den Absturzablagerungen gebildet hat.

Der Regionale Führungsstab gehe davon aus, dass inzwischen das ganze Dorf zerstört sei.
09.33: Die Erschütterungen durch den Gletscherabbruch im Lötschental am Mittwochnachmittag sind landesweit zu spüren gewesen. Nach Angaben des Erdbebendienstes an der ETH Zürich war es eine der grössten je aufgezeichneten Massenbewegungen.
Gemeinden flussabwärts bislang verschont
07.28: Durch das aufgestaute Wasser und Schuttmaterial ist es in der Nacht in den Gemeinden flussabwärts nicht zu Erosionen gekommen. Suchhunde werden nach einem Vermissten suchen, wie der Regionale Führungsstab mitteilte.

Der hinter den Ablagerungen in Blatten entstandene See habe sich weiter gefüllt. Das sagte ein Sprecher des Regionalen Führungsstabs Lötschental am Donnerstagmorgen auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA.
Weitere Evakuierungen in der Nacht
03.00: Im Lötschtal wurden in der Nacht weitere Häuser evakuiert. Die Gemeinden Wiler und Kippel haben vorsorgliche Evakuierungszonen eingerichtet. Grund dafür ist die blockierte Lonza, die sich, wie Bilder zeigen, zu einem See aufstaut.

Die Gemeinden warnen vor der Gefahr von starken Abflüssen, die zu seitlichen Erosionen im Flussbett führen können. Einige potentiell gefährdete Gebäude wurden deshalb evakuiert.
Fluss staut sich
02.30: Das Absturzmaterial verschüttete im Lötschental eine Fläche von rund zwei Kilometer Länge und 50 bis 200 Metern Breite. Die Lonza wurde gestaut, laut Raphael Mayoraz, Chef der Dienststelle Naturgefahren, wird das Wasser einen Weg finden. «Das können wir aber nicht kontrollieren.»
Staatsrat Stéphane Ganzer sagt gegenüber RTS, dass rund 90 Prozent des Dorfes unter der Gerölllawine begraben sind.