Kanton Zug will Deutschpflicht vor dem Kindergarten

Riccardo Schmidlin
Riccardo Schmidlin

Region Zug,

Schweizer Chindsgi-Kinder sprechen immer schlechter Deutsch. Nun denkt der Kanton Zug über Sprachtests vor dem Kindergarten nach.

Kindergarten
Der Kanton Zug will, dass Kindergartenkinder besser Deutsch sprechen. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Kanton Zug plant eine Deutschpflicht vor Kindergarten für eine bessere Integration.
  • Kosten von rund 2 Millionen Franken jährlich werden erwartet.
  • Die Pädagogische Hochschule Zug warnt vor Stigmatisierung.

Im Kanton Zug sollen Kinder künftig bereits vor dem Kindergarten genügend Deutschkenntnisse haben. Die Kantonsregierung unterstützt einen entsprechenden Vorstoss der Mitte-Fraktion.

Wer nicht gut genug Deutsch kann, soll zwingend eine deutschsprachige Kita oder Spielgruppe vor dem Chindsgi-Eintritt besuchen müssen. Auch eine Deutschpflicht, verbunden mit Sprachtests, steht im Raum, wie das Portal «Zentralplus» berichtet.

Die Zuger Kantonsregierung anerkennt die Sprachkompetenz als Grundvoraussetzung für Integration und schulischen Erfolg.

Massnahme soll Chancengleichheit fördern

Die Idee: Je früher die Kinder Deutsch können, umso geringer sind die Hürden später. Die Massnahme soll die Chancengleichheit fördern.

Das Modell stammt aus dem Kanton Basel-Stadt. Dort müssen Kinder zwingend eine Spielgruppe oder Kita besuchen, wenn sie in Deutsch Nachholbedarf haben. Auch andere Kantone kennen inzwischen Deutschtests.

Der Kanton Zug will dieses Modell nun prüfen. Ebenso könnte stattdessen ein Spracheintrittstest vor der ersten Klasse eingeführt werden. Kinder mit ungenügenden Deutschkenntnissen müssten im zweiten Modell dann das Kindergartenjahr wiederholen.

Der Vorstoss wird als erheblich erklärt. Heisst: Möglichst bald soll er im Kantonsparlament diskutiert werden, um eine Gesetzesvorlage zu erarbeiten.

Kanton Zug rechnet mit Kosten von zwei Millionen Franken jährlich

Gratis wäre das nicht. Der Kanton rechnet mit Kosten von zwei Millionen Franken pro Jahr. Tests oder eine Ausweitung des Deutschunterrichts könnten zusätzliche Kosten verursachen.

Wer die Kosten trägt – ob der Kanton oder die Gemeinden – ist noch unklar.

Doch es gibt auch kritische Anmerkungen zum Vorhaben, schreibt das Portal. Die Pädagogische Hochschule Zug fordert etwa ein kostenloses Angebot für alle Kinder.

Begrüsst du Sprachtests für Kindergartenkinder?

Die Eltern sollen miteinbezogen werden und nicht benachteiligt werden, wenn sie sich selbst um die Sprachförderung bemühen. Ziel müsse es sein, Stigmatisierungen zu verhindern.

Untersuchungen der Universität Basel zeigen: Jedes fünfte Kleinkind spricht gar nicht oder nur sehr selten Deutsch. 55 Prozent der Kinder sprechen zu Hause eine oder mehrere Fremdsprachen.

Auch Kinder mit Schweizer Pass sprechen schlecht Deutsch

Ein Problem, wie die Forscherin Marina Jambreus gegenüber SRF sagte: «Kommen Kinder im Kindergarten erstmals in Kontakt mit der deutschen Sprache, haben sie einen Rückstand gegenüber den anderen Kindern. Das aufzuholen, wird schwierig.»

Viele Dreijährige in der Schweiz haben ungenügende Deutschkenntnisse.

Im Kanton Thurgau, der ebenfalls einen Deutschtest vor dem Kindergarteneintritt kennt, haben 25 Prozent der getesteten Kinder mangelhafte Deutschkenntnisse.

Viele davon haben einen Schweizer Pass – etwa in Bischofszell TG 47 Prozent. Der Kanton erklärt sich das damit, dass viele Ehen mit einer fremdsprachigen Person geschlossen werden.

Werden die Kinder dann von deren Grosseltern betreut, sprechen die Kinder mit ihnen in der Fremdsprache – statt auf Deutsch.

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