Kaninchen anonym abgeben: Erste Schweizer Tierklappe öffnet

Elena Hatebur
Elena Hatebur

Thun,

In Hilterfingen BE wird die erste Schweizer Tierklappe montiert. Die zuständige Stiftung erklärt, wie die Klappe funktioniert – und warum sie so wichtig ist.

Tierklappe
Eine solche Tierklappe soll Tierbesitzern künftig die Möglichkeit bieten, ihre Vierbeiner anonym abzugeben. - tierklappe-schweiz.ch

Das Wichtigste in Kürze

  • In Hilterfingen BE wird Anfang November die erste Schweizer Tierklappe eröffnet.
  • Statt ihre Vierbeiner auszusetzen, können Tierbesitzer sie dort anonym und sicher abgeben.
  • Vorerst ist das Pilotprojekt auf Kaninchen und andere Nagetiere ausgerichtet.

Ausgesetzte Haustiere sind ein globales Tierschutzproblem. Und auch in der Schweiz nimmt der Trend zu.

Immer häufiger werden Katzen, Hunde oder Kleintiere am Strassenrand ausgesetzt, festgebunden oder einfach zurückgelassen.

Die «Stiftung Tierklappe» möchte dieser Entwicklung nun entgegenwirken: Mit einer eigens konstruierten Tierklappe sollen Tierhalter die Möglichkeit erhalten, ihre Vierbeiner anonym in sichere Hände abzugeben.

Zuerst berichtete «Plattform J» darüber. Das Vorgehen ist ähnlich wie bei den Babyklappen, die es seit über 20 Jahren in der Schweiz gibt.

Kaninchen und Co. werden «oft nicht ernstgenommen»

«Es kam der Wunsch auf, explizit für Kaninchen und Nagetiere etwas zu verändern.» Das erklärt Jasmin Reinhard, Stiftungsratspräsidentin, auf Anfrage von Nau.ch.

Jasmin Reinhard
Jasmin Reinhard ist Präsidentin des Stiftungsrates bei der Stiftung Tierklappe. - tierklappe-schweiz.ch

«Es sind Tiere, welche leider oft nicht wirklich ernst genommen werden», sagt sie. «So wurde es immer gemacht» sei im Tierschutz keine faire Aussage dem Tier gegenüber.

Reinhard: «Die Klappe selbst soll wirklich als letzte Möglichkeit dienen.» Man wünsche sich, dass Tierhalter zunächst das Gespräch mit der Stiftung oder einem Tierheim suchen würden.

Klappe gewährt Anonymität

Sicher und diskret soll die Tierklappe am kommenden Wochenende auf dem Schlossareal Hünegg in Hilterfingen bei Thun aufgestellt werden.

«Wir dürfen die Klappe beim Waldparkplatz aufstellen. Dort ist unter der Woche nicht viel los und man kann direkt daneben parkieren», erklärt Reinhard.

Sie verweist dabei besonders auf den Aspekt der Anonymität. Denn: Die Aussetzung von Haustieren ist häufig mit Scham behaftet. Ein Grund, warum viele verzweifelte Halter ihre Tiere unbeobachtet zurücklassen.

Der Innenraum der Tierklappe sei mit einer Kamera samt Bewegungsmelder ausgestattet, erklärt Reinhard. «Diese ist nur auf das Tier gerichtet – so können wir die Anonymität gewährleisten.»

Neben der Box liegen anonym gestaltete Formulare bereit. Sie ermöglichen es Tierbesitzern, der Stiftung wichtige medizinische Informationen zum abgegebenen Tier mitzuteilen.

Tiere dürfen erst nach zwei Monaten zu neuem Besitzer

Das Prinzip ist einfach: Die Klappe wird geöffnet, das Tier hineingesetzt und anschliessend wird die Klappe wieder geschlossen.

Das Pilotprojekt richtet sich vorerst an Kaninchen und Nagetiere. Am 1. November soll der Gebrauch der Klappe erstmals möglich sein.

Über die Kamera im Innenraum wird das Stiftungsteam unmittelbar über eine Abgabe informiert. Anschliessend werden die Tiere medizinisch untersucht und in einer Pflegestelle untergebracht.

Hast du schon einmal ein Haustier abgegeben?

Speziell ist: Die abgegebenen Tiere müssen bei der Schweizerischen Tiermeldezentrale als Findeltiere erfasst werden. Meldet sich innerhalb von zwei Monaten kein Besitzer, wird für die Tiere ein neues Zuhause gesucht.

«Nur gemeinsam können wir etwas verändern»

Die Stiftung setzt jedoch auch auf Aufklärung. «Bildung ist sehr wichtig und daher liegt uns die Aufklärungsarbeit auch an Schulen am Herzen», sagt Reinhard. Die entsprechenden Programme werden derzeit mit Pilotklassen aufgebaut.

Die Stiftung erhoffe sich in erster Linie einen offenen Austausch mit Tierhaltern und anderen Tierschutzorganisationen.

Auch der reflektierte Umgang mit der Tierklappe stehe im Vordergrund. «Nur gemeinsam können wir etwas verändern», unterstreicht Reinhard.

Die Ausweitung auf andere Kantone und weitere Tierarten sei ein Thema. Vorerst will die Stiftung jedoch ein funktionierendes Netzwerk schaffen, das die zuverlässige Versorgung der Tiere gewährleistet.

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Kommentare

User #3595 (nicht angemeldet)

So eine Klappe nur für Karnikel mach ich auch in die Aussenwand meiner Küche. Da kann man das dann direkt auf die Bratpfanne setzen.

User #1286 (nicht angemeldet)

Wermuth passt da sicher auch rein.

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