Ein Facebook-Post über Alt-Bundesrat Joseph Deiss wird der Jungen SVP beinahe zum Verhängnis. Mord-Drohungen zu verhindern ist offenbar eine Frage des Geldes.
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Präsident der Jungen SVP Benjamin Fischer über Hass-Kommentare auf Social Media. - Keystone/Nau
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Das Wichtigste in Kürze

  • Alt-Bundesrat Joseph Deiss weibelte diese Tage für einen EU-Beitritt.
  • Die Junge SVP postete einen entsprechenden Bericht und löste heftige Kommentare aus.
  • Sogar Mord-Drohungen tauchten unter den Kommentaren auf.

Er tat es wieder: Alt-Bundesrat Joseph Deiss weibelte in einem Interview für einen EU-Beitritt der Schweiz. «Wir können nur darauf Einfluss nehmen, wenn wir auch mit dabei sind und mitentscheiden», so Deiss. Emotionale Reaktionen waren zu erwarten.

Doch auf der Facebook-Seite der Jungen SVP Schweiz schäumten die Emotionen über.

Sogar CVP-Chef diskutiert mit

Die JSVP postete das Interview mit dem Alt-Bundesrat auf Facebook. Über 150 Kommentare waren das Resultat. Tendenz: Wut und Empörung. Von «durchgeknallt» über «Demenz» wurde Deiss für seine Aussagen heftig kritisiert.

Noch weiter - klar zu weit - gingen Kommentare, die eine «Kugle» forderten oder von Hinrichtung sprachen. Diese wurden der Jungen SVP auf Twitter auch gleich zum Verhängnis. Ein User prangerte die Jungpartei dafür an.

Im gleichen Zuge wurde auch CVP-Chef Gerhard Pfister angegriffen, der ebenfalls «wilde Theorien» verbreite. Dies lässt Pfister nicht auf sich sitzen: «Ich halte nicht viel davon, jedem Irren auf Twitter noch mehr Aufmerksamkeit zu geben.»

Junger SVP fehlt Geld für konsequente Kontrolle

Die Jungpartei selber distanziert sich. Präsident Benjamin Fischer sagt zu Nau: «Wir haben die Morddrohungen natürlich gelöscht.» Vielen sei offenbar nicht bewusst, welche Tragweite ihre Aussagen hätten.

«Die Leute sind einfach extrem frustriert, das Thema ist sehr emotional. Die Aussage von Deiss ist einfach komplett falsch.» Doch dies rechtfertige die Mord-Drohungen keineswegs, betont Fischer.

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Benjamin Fischer, Präsident der Jungen SVP. - Keystone

Trotzdem rechtfertigt sich der Jungpartei-Präsident, sie seien schliesslich alles Miliz-Politiker. «Wir machen das alles ehrenamtlich und haben keine Chance auf alle Kommentare zu reagieren.» Die Junge SVP habe keine finanziellen Mittel um jemanden einzustellen, der die Kommentare verwalte.

«Nicht wie beispielsweise die Juso, die bezahlte Praktikumsstellen dafür hat.» Diese habe viel mehr Geld zur Verfügung, glaubt Fischer zu wissen. «Wir haben im Wahljahr gerade mal eine Praktikumsstelle im 50%-Pensum für administrative Funktionen.»

Natürlich würde eine bezahlte Verwaltungs-Stelle für Social Media Abhilfe schaffen. Doch die Junge SVP stehe zu ehrenamtlichem Engagement und dem Milizsystem. Und zu freier Meinungsäusserung, auch auf Social Media. «Wenn es zu heftig wird, melden oder löschen wir die Kommentare.»

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