Im Kanton Zürich sind letztes Jahr mehr Fälle von häuslicher Gewalt gemeldet worden. Täter sind Jugendliche – meistens im Alter von 16 und 17 Jahren.
Gewalt Zürich
Die häusliche Gewalt hat im Kanton Zürich zugenommen – Täter sind vermehrt Jugendliche. - Keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • In Zürich hat die häusliche Gewalt letztes Jahr zugenommen – Täter sind vermehrt Jugendliche.
  • In 22 Fällen von gemeldeter jugendlicher Gewalt sind vier Fünftel der Täter männlich.
  • Es existiert ein grosses Dunkelfeld – aus Angst- oder Schamgefühlen zeigen vor allem Mütter ihre Kinder nicht an.

«Alleinerziehende stossen eher an ihr Limit»

Vier Fünftel der Täter sind männlich und oft 16 oder 17 Jahre alt. Wie «NZZ» berichtet, waren zwei Drittel der angezeigten Jugendlichen bereits vorbestraft. Jugendliche Gewalt sei aber weniger eine Frage des sozialen Milieus, als vielmehr abhängig von der Familien-Konstellation. «Alleinerziehende stossen eher an ihr Limit», sagt Patrik Killer, Leitender Jugendanwalt der Stadt Zürich.

Die Hälfte der Verfahren eingestellt

22 Jugendliche wurden 2017 im Kanton Zürich wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Die begangenen Delikte sind meistens Tätlichkeiten, Drohungen oder Nötigungen. Opfer sind Mütter, Schwestern, Väter und auch andere Angehörige.

Ein Jugendlicher in seiner Zelle in der Erziehungsanstalt Granges VS.
Ein Jugendlicher in seiner Zelle in der Erziehungsanstalt Granges VS. - Keystone

Nur ein Viertel der Beschuldigten wurden letztes Jahr verurteilt. In einigen Fällen laufen die Untersuchungen noch. Die Hälfte der Verfahren wurden wieder eingestellt.

«Es kommt ebenfalls immer wieder vor, dass Eltern im Konfliktfall zwar die Polizei beiziehen, aber keinen Strafantrag gegen ihre Kinder stellen wollen», sagt Verena Schmid, Leitende Jugendanwältin des Kantons Basel-Stadt. Zudem gebe es eine grosse Dunkelziffer. «Besonders Mütter zögern lange, bis sie eine Anzeige gegen ihr Kind einreichen – beziehungsweise sie verzichten in vielen Fällen darauf», so Kommunikationschef Simon Kopp.

Grund für hohe Hemmschwelle seien Scham- und Schuldgefühle, aber auch die Angst, versagt zu haben. «Vielfach schalten die Betroffenen erst dann die Polizei ein, wenn bereits etwas passiert ist», sagt Ueli Schenk, Sozialarbeiter auf einer Jugendanwaltschaft in Zürich.

Ad
Ad