Stadt Zürich

In Zürcher Firma entscheidet das Team über den Lohn

Rowena Goebel
Rowena Goebel

Zürich,

In einem Zürcher Unternehmen schicken die Mitarbeitenden ihre Lohnwünsche in den Team-Chat. Dann sitzen sie zusammen – und verhandeln.

Lohn
Den eigenen Lohn im Team diskutieren? Eine Zürcher Firma hat ein solches Experiment gewagt. (Symbolbild) - pexels

Das Wichtigste in Kürze

  • Eine Zürcher Unternehmensberatungsfirma hat ein Lohnexperiment getestet.
  • Alle Mitarbeitenden dürfen ihren Lohnwunsch in den Gruppenchat des Teams schicken.
  • Anschliessen verhandeln die Mitarbeitenden untereinander. Das Fazit ist positiv.

Die Lohnverhandlung der Zukunft? Die Zürcher Unternehmensberatungsfirma Great Place to Work GPTW hat ein aufsehenerregendes Experiment gewagt: Die Mitarbeitenden dürfen ihre Lohnwünsche in einen Gruppenchat schicken – dann wird direkt im Team verhandelt.

Wer jetzt denkt, dass dennoch Chef oder Geschäftsleitung das letzte Wort haben, liegt falsch. Entschieden wird gemeinsam, wie «Der Bund» schreibt.

Eine Mitarbeiterin, die das Experiment für einen Lohnerhöhungswunsch genutzt hat, ist Lorena D’Agrosa. Sie hat sich auf die Diskussion vorbereitet: Dazu hat sie das Marktumfeld angeschaut, sich überlegt, was sie ins Team einbringt und wie sie sich selbst sieht.

Lohnverhandlungen im Team – was halten Sie davon?

So kommt sie zum Schluss, dass sie eine Lohnerhöhung von drei Prozent verdient hat. Im Team geht es dann los: Zuerst argumentieren alle einzeln, warum sie eine Lohnerhöhung erhalten sollten. Dann gibt's Feedback.

«Es war etwas ungewohnt, derart offen über den eigenen Lohn zu sprechen», sagt D'Agrosa. Ihr Fazit ist aber positiv – das Team hat ihren Vorschlag für eine Lohnerhöhung angenommen. «Die Diskussion war sehr offen und in einem freundlichen Ton.»

Extrovertierte forderten nicht mehr Lohn

Lohnverhandlungen im Team – kommen da introvertierte Angestellte nicht zu kurz? GPTW-Mitinhaber Patrick Mollet machte sich diese Gedanken auch, gibt er zu.

Die Diskussion habe ihn aber überrascht: Die eher extrovertierten Sales-Leute forderten nicht mehr und auch Unterschiede zwischen Männern und Frauen beobachtete er nicht.

Insgesamt forderten 9 von 17 Mitarbeitenden eine Lohnerhöhung. Per Los wurde ein Komitee aus Team-Mitgliedern gebildet, das die Wünsche anschauen musste. Genehmigt wurden dabei alle bis auf zwei.

Das Komitee entschied, dass die beiden mit ihren Forderungen etwas zu weit nach den Sternen griffen. Statt zehn Prozent gewährten sie deshalb nur eine Erhöhung von fünf Prozent.

Und das Fazit? Mitbegründer Mollet räumt ein, dass man sich die Lohnverhandlungen wohl ein bisschen zu einfach vorgestellt habe. «Ob man will oder nicht: Es wird schnell emotional und persönlich.»

In Zukunft will er deshalb einige Dinge anpassen. So soll zum Beispiel etwas mehr Zeit für die Entscheidung eingebaut werden, damit die Mitarbeitenden alles verarbeiten können.

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