Immer wieder erleiden Personen durch Gummischrot-Geschosse Augenverletzungen. In den letzten Jahren passierte das vor allem in Bern und Basel.
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Die Berner Polizei setzt gegen Demonstranten Wasserwerfer und Gummischrot ein. (Archiv) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • In 29 Fällen wurden in der Schweiz Menschen durch Gummischrot am Auge verletzt.
  • Meist sind vor allem Männer betroffen, die an unbewilligten Demos und Co. teilnehmen.
  • In den letzten 20 Jahren kam es am häufigsten in Bern und Basel zu solchen Fällen.
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Im Gegensatz zu Ländern wie Österreich und Dänemark sowie vielen deutschen Bundesländern darf die Polizei in der Schweiz Gummischrot einsetzen.

Die Stadtpolizei Zürich bezeichnet dies als das «letzte wirksame Einsatzmittel», wenn Beamte angegriffen werden, wie der «Tagesanzeiger» schreibt. Doch der Einsatz von Gummischrot ist nicht ungefährlich und kann buchstäblich ins Auge gehen.

So geschehen an der diesjährigen 1.-Mai-Demo in Zürich: Ein 26-Jähriger bekam ein Geschoss ab, was dazu führte, dass er auf einem Auge erblindete.

Dass dies kein Einzelfall ist, zeigt die Zürcher Augenärztin Anna Fierz in einem neuen Fachartikel auf: 29 solcher Fälle sind seit 1980 bekannt geworden – in elf davon erblindeten die Verletzten auf einem Auge.

Meist Männer betroffen

Bei genauer Betrachtung der von Fierz gesammelten Daten fällt auf, dass vor der Jahrtausendwende fast alle Gummischrot-Verletzungen in Zürich passierten. Zwischen 1980 und 2003 ereigneten sich in Zürich 15 solche Vorfälle – danach erst 2013 wieder. Eine Erklärung für die Abnahme der Zürcher Fälle könnte sein, dass sich 2001 ein verletzter Berufsschullehrer an die Öffentlichkeit wandte.

In den vergangenen 20 Jahren kam es vor allem in Basel und Bern zu Augenverletzungen durch Gummischrot.

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In der Schweiz dürfen Beamte Gummischrot abfeuern.
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Immer wieder werden bei solchen Einsätzen Personen am Auge verletzt. (Archiv)
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Von 1980 bis zu den Nullerjahren passierten solche Fälle vor allem in Zürich. (Archiv)
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Seit 2003 kommt dies überwiegend in Bern und Basel vor. (Archiv)

Die Geschosse kommen oftmals bei unbewilligten Demos und Fanmärschen zum Einsatz. Meist sind es Männer, die bei diesen Demos oder Fussball- oder Hockeyspielen durch Gummischrot verletzt werden. Es ist jedoch auch schon vorgekommen, dass Unbeteiligte getroffen wurden.

Für die Abgabe von Gummischrot gelten je nach Geschossart Mindestabstände. Bei ihrer Recherche fiel der Augenärztin auf, dass es sogar schon zu Verletzungen kam, obwohl diese eingehalten wurden.

Waren Sie dieses Jahr bei einer 1.-Mai-Demo dabei?

In ihrem Fachartikel zitiert Fierz den US-Augenarzt Prem Subramanian: «Verhaftung, Inhaftierung, Geldstrafen – das sind alles angemessene Strafen für Rechtsverstösse. Blindheit durch die Anwendung von Polizeigewalt aus der Ferne ist es nicht.»

Fierz hält fest: Die Anerkennung bleibender Augenschäden durch Gummischrot sei «überfällig». Schuldzuweisungen an einzelne Akteure seien dabei aber kontraproduktiv. «Insbesondere können Polizistinnen und Polizisten nichts für die unselige Allianz blinder Flecken in Politik, Gesellschaft, Juristerei und Medizin.»

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