Die Intensivstationen sind schweizweit stark gefüllt. Der Impfstatus soll bei der Platzvergabe keine Rolle spielen, fordert die SAMW.
Boosterimpfung Coronavirus
Trotz weniger Platz kann ein sicherer Betrieb mit denselben Ressourcen und ohne explodierende Wartezeiten aufrechterhalten werden können. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Intensivstationen kommen an ihre Grenzen.
  • Bei Ungeimpften ist das Risiko auf einen schweren Krankheitsverlauf höher.
  • Der Impfstatus soll jedoch kein Kriterium beim Vergeben der Spital-Plätze sein.

Aus Sicht der Schweizerischen Akademie der Medizinischen Wissenschaften (SAMW) darf der Covid-19-Impfstatus kein explizites Kriterium sein. Dies bei der Frage, wer bei zu wenig Kapazitäten noch einen Platz auf der Intensivstation bekommt und wer nicht. Aus medizinischer Sicht spiele der Impfstatus allerdings sehr wohl eine Rolle.

Bekanntermassen hat jemand, der nicht gegen Covid-19 geimpft ist, das höhere Risiko eines schweren Krankheitsverlaufs. Bei einer Triage-Entscheidung wird anhand der kurzfristigen Überlebensprognose der Patientinnen und Patienten entschieden, schreibt die SAMW.

Coronavirus Impfung
Eine Person erhält die Corona-Impfung. - dpa

Dabei würden de auch der erwartete Behandlungsaufwand und die Behandlungsdauer mit einbezogen. Ungeimpfte Covid-Kranke mit schwersten Verläufen haben gemäss SAMW unter diesem Aspekt daher schlechte Chancen auf eine intensivmedizinische Behandlung.

«Kurzfristige Überlebensprognose» hat Auswirkungen

Die SAMW reagiert mit der Mitteilung auf einen offenen Brief von acht Krebs-Organisationen, die forderten, die Triage-Richtlinien zu überdenken. Krebspatientinnen und - Patienten hätten Angst, dass sie im Notfall aufgrund der «kurzfristigen Überlebensprognose» keinen Platz bekommen würden.

Das verneint die SAMW. Das Kriterium der kurzfristigen Überlebensprognose komme Krebspatienten im Triage-Fall in der Regel zugute. Wenn es bei ausserordentlicher Ressourcenknappheit so weit komme, erfolge eine Therapiezielumstellung auf palliative Behandlung.

Corona-Intensivstation
Blick in eine Intensivstation. - dpa

Es sei auch eine Form von Triage, wenn planbare Eingriffe wegen der Überlastung in den Spitälern verschoben werden. Darauf weist die SAMW hin. Durch verschobene Eingriffe würden Behandlungen allenfalls aufwändiger und Heilungschancen kleiner.

Bevorzugung von Geimpften

Bei Ressourcenknappheit seien gemäss Richtlinien in erster Linie Behandlungen aufzuschieben, bei denen durch die zeitliche Verzögerung keine Verschlechterung der Prognose. Zudem keine irreversiblen Gesundheitsschädigungen oder kein vorzeitiger Tod zu erwarten seien.

Die Krebs-Organisationen forderte die SAMW, zu prüfen, ob das Personal, wenn es zwischen zwei Patienten entscheiden muss, die Geimpften bevorzugt. Die Organisationen gehen davon aus, dass dadurch auch die Impfbereitschaft erhöht würde.

Unverständnis gegenüber Ungeimpften

Die SAMW lehnt dies entschieden ab. Zwar verstehe sie das Unverständnis gegenüber Ungeimpften, hielt sie fest. Es sei schwer auszuhalten, dass viele Menschen die Prävention vor einem schweren Krankheitsverlauf nicht nutzen.

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Im Falle einer Durchseuchung dürften die Intensivstationen an ihre Grenzen stossen. - Universität Basel

Stattdessen beanspruchen sie aufwändige Behandlungen und viele Ressourcen. Die SAMW hält es für ausgeschlossen, den Ungeimpften damit zu drohen sie im Notfall nicht zu behandeln.

Das Recht auf medizinische Versorgung sei ein Grundrecht. Dieses könne man nicht verlieren, auch nicht durch wissentlich riskantes Verhalten.

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