Das neue Ausbildungsangebot des Kantons Thurgau soll eine Lücke ausserhalb der beruflichen Grundbildung schliessen. Nicht IV-berechtigte, lernschwache Jugendliche sollen so in die Arbeitswelt einsteigen können. Mit einer Ausbildung ohne Lehrplan und Lernziele.
Im Thurgau werden lernschwache Jugendliche für die Berufswelt vorbereitet.
Im Thurgau werden lernschwache Jugendliche für die Berufswelt vorbereitet. - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ab August werden lernschwache Jugendliche im Thurgau auf die Arbeitswelt vorbereitet.
  • Während einem Tag in der Woche besuchen die Jugendlichen die Berufsfachschule

Das neue «niederschwellige» Ausbildungsangebot des Kantons Thurgau soll schon im August eingeführt werden. Damit wird auch lernschwachen Schulabgängern, welche knapp nicht IV-berechtigt sind, eine Chance geboten. Die Ausbildung ist ganz darauf ausgerichtet, die Stärken von den kognitiv Schwachen zu zeigen. Obwohl diese Art von beruflicher Grundbildung nicht anerkannt ist, soll es ein Einstieg in die Berufswelt ermöglichen und sie vor der Sozialhilfe bewahren. Ziel ist es, dass die jungen Erwachsenen nach der Ausbildung eine national anerkannte Berufslehre absolvieren können.

So funktioniert die Ausbildung

Das kantonale Angebot dauert zwei Jahre und umfasst neben der Ausbildung im Betrieb auch einen Tag Unterricht an einer Berufsfachschule. Schwerpunkte: Arbeitswelt und Allgemeinbildung. Bevor die Ausbildung aber angetreten werden kann, muss ein entsprechender Arbeitsvertrag vorliegen.

Beruflich liegt der Fokus etwa auf Umgangsformen, betrieblichen Organisationen, Gefahren am Arbeitsplatz, Werkstoffen oder Maschinen. In der Berufsfachschule in Kreuzligen TG soll den Jugendlichen unter anderem vermittelt werden, wie sie ihre Lebensumgebung korrekt wahrnehmen und mitgestalten können. Dabei geht es vor allem um die Bereiche Familie, Gesundheit, Arbeit und Freizeit. Grundlage dazu bilden die Grundkompetenzen.

Keine Lernziele, kein Lernplan

Während der Ausbildung gibt es keine Lernziele und auch keinen Lehrplan. Somit auch keine Noten, Zeugnisse oder einen Abschluss. Vielmehr geht es darum, dass in einem jährlichen Kompetenznachweis das aufgezeigt wird, was die jungen Erwachsenen können und nicht das was sie nicht können.

Der Vorstoss für dieses Ausbildungsangebot kam vom Grossen Rat. Dieser wollte ein entsprechendes Gesetzt dafür. «Dagegen haben wir uns aber heftig gewehrt.» sagt Brigitte Kaufmann vom Thurgauer Gewerbeverband gegenüber Nau. Die Idee an sich sei gut gewesen, aber mit einem Gesetz würden die Unternehmen noch mehr eingeschränkt werden. «Somit haben wir vom Gewerbeverband aus eine Verordnung aushandeln können und stehen jetzt auch hinter dem Angebot.»

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