Zwei populäre Vertreterinnen des Feminismus befinden sich im Streit. Jolanda Spiess-Hegglin und Julia Onken ziehen bis vor Gericht. Erstere erfolgreich.
Die beiden Feministinnen Jolanda Spiess-Hegglin (links) und Julia Onken (rechts) liefern sich einen Streit bis vor Gericht. - Nau/Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Jolanda Spiess-Hegglin siegt vor Gericht gegen Julia Onken wegen übler Nachrede.
  • Die beiden Feministinnen streiten sich wegen eines Blogeintrags von Julia Onken.

Dieser Streit hat es in sich. Die eine gilt als bekannteste Schweizer Feministin der Gegenwart: Julia Onken. Das hielt die 76-Jährige jedoch nicht davon ab, 2016 auf ihrem Blog negativ über eine andere Feministin zu schreiben.

Die andere, weitaus jüngere Politikerin Jolanda Spiess-Hegglin (39) war 2014 in den Skandal an der Zuger Landammannfeier verwickelt. Es ging vermeintlich um K.O.-Tropfen und Vergewaltigung.

Da Spiess-Hegglin die Darstellung im Blog nicht auf sich sitzen liess, zog sie vor Gericht. Erfolgreich: Julia Onken erhält laut der «Luzerner Zeitung» einen Strafbefehl wegen übler Nachrede und eine Busse.

Spiess-Hegglin habe sich als Opfer dargestellt

Die Doyenne des Schweizer Feminismus hatte in ihrem Blog über das Verhalten von Spiess-Hegglin geschrieben. Darin redet Onken laut Zeitung von «Fremdgehen» oder «Filmriss». Spiess-Hegglin habe sich nach der sexuellen Eskapade als Opfer dargestellt, um sich aus der Verantwortung zu ziehen.

Spiess-Hegglin
Jolanda Spiess-Hegglin hilft mit ihrem Verein Netzcourage den Opfern von Shitstorms. - Keystone

Doch die Medienberichte, auf die sich Onken stützt, entsprechen nicht der Wahrheit. Dies war bereits klar, als der Blogeintrag veröffentlicht wurde.

Die Zuger Staatsanwaltschaft hatte Entsprechendes im August 2015 in einer Einstellungsverfügung festgehalten. Darin steht, dass Spiess-Hegglin keine konkreten Beschuldigungen gegen den involvierten Markus Hürlimann erhoben hatte.

Feminismus im Generationen-Konflikt

Die ehemalige Zuger Kantonsrätin hat seither fast 200 Anzeigen eingereicht. Unter anderem gegen Christoph Mörgeli oder Weltwoche-Vize Philipp Gut. Die Angezeigten sind meist männlich und meist politische Gegner.

Bei Julia Onken sei es jedoch ein Spezialfall. «Wie kann eine, die sich Frauenrechtlerin nennt, öffentlich die Ehre einer Frau verletzen?», so Spiess-Hegglin.

Feminismus
Die Doyenne des Schweizer Feminismus, Julia Onken, kämpft seit Jahren für die Abschaffung der KESB. - Keystone

Dass sich Feministinnen in den Rücken fallen, sei Gift für die Gleichstellung von Mann und Frau. Zudem offenbare der Rechtsstreit für die Zugerin einen Generationenkonflikt.

Onken, einstiges Aushängeschild der Frauenrechtlerinnen, habe in der aktuellen Debatte eine untergeordnete Rolle. Darum wehre sie sich gegen andere, neuere Ausprägungen von Feminismus.

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