Hoffnung für Skifahrer: Grenzen der Beschneiung noch nicht erreicht

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Zürich,

Leistungsfähige Beschneiungsanlagen können den hohen Temperaturen entgegenhalten. Skigebiete können trotzdem offen bleiben und so Einnahmen generieren.

Insbesondere tiefergelegene Skigebiete sind wegen des Klimawandels zunehmend auf Schneekanonen angewiesen. (Archivbild)
Insbesondere tiefergelegene Skigebiete sind wegen des Klimawandels zunehmend auf Schneekanonen angewiesen. (Archivbild) - sda - KEYSTONE/TI-PRESS/SAMUEL GOLAY

Das Wichtigste in Kürze

  • Tiefergelegene Skigebiete mussten aufgrund des Schneemangels schliessen.
  • Leistungsfähige Beschneiungsanlagen stellen jedoch einen Hoffnungsschimmer dar.

Einen Winter mit so hohen Temperaturen gab es noch nie: Der Schnee ist in den Bergen vielerorts verschwunden. Die grünen Hänge und die Schliessung von tiefergelegenen Skigebieten haben für viele Schlagzeilen gesorgt.

Doch die Hoffnung schmilzt zuletzt: Trotz der immer wärmeren Winter haben auch tiefergelegene Skigebiete eine Zukunft, wenn sie eine leistungsfähige Beschneiungsanlage haben.

«Rein von der technischen Seite sind die Grenzen der Beschneiung in der Schweiz noch lange nicht ausgereizt.» Das sagt Martin Hofer, der Verkaufsleiter von Technoalpin Schweiz, die zum Südtiroler Weltmarktführer von Beschneiungsanlagen gehört. Mit einer modernen Beschneiungsanlage sei ein Skigebiet in drei bis vier Tagen voll beschneit. «Das ist der Standardwert», sagt Hofer im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AWP.

Die Wasserversorgung ist gering

Viele Anlagen in der Schweiz würden diesen Wert aber nicht erreichen, weil die Wasserversorgung zu gering sei. Im Ausland setzen die Betreiber stärker auf Schneekanonen: In der Schweiz seien etwas mehr als die Hälfte der Pistenkilometer technisch beschneit, während es im Südtirol 95 Prozent seien.

Alleine mit einer Beschneiungsanlage sei es aber nicht getan. Es stelle sich immer auch die Frage, wie viel Beschneiung die Anlage bei welcher Temperatur in welcher Zeit schaffe. «Da hat die Schweiz noch enormes technisches Potential», sagt der Manager des Schneekanonenherstellers aus Bozen.

Gegenwärtig braucht es mehrere Zeitfenster mit kalten Temperaturen für die Beschneiung der Pisten hierzulande. Denn für die Herstellung von Kunstschnee ist eine Lufttemperatur von -10 bis +1 Grad sowie eine möglichst niedrige Luftfeuchtigkeit nötig. Dafür müsse man die Kälteperioden nutzen, die es weiterhin geben werde. Auch wenn der Klimawandel zu höheren Temperaturen führe, sagt Hofer.

Wichtigste Monate für Beschneiung sind November und Dezember

Die wichtigsten Monate für die Beschneiung sind die Monate November und Dezember. Bei kaltem Wetter kann ein Skigebiet unabhängig vom Schneefall in die Saison starten und gute Pistenbedingungen gewährleisten. Das ist gerade für das Weihnachtsgeschäft wichtig, in dem die Branche über ein Viertel des Umsatzes macht.

Interessenskonflikt Wasser Klimawandel
Wenn sich die künstliche Beschneiung verschiebt, könnte dies zu Interessenskonflikten führen. (Symbolbild) - Keystone

Wenn die Piste mal beschneit sei, halte sie auch bei Temperaturen über Null Grad, sagt Hofer. Dies auch, weil Kunstschnee weniger schnell schmilzt als Naturschnee.

Ohne Beschneiungsanlage ist das Risiko für einen Fehlstart in die Skisaison viel grösser: Denn es braucht nicht nur Temperaturen unter dem Gefrierpunkt, sondern auch Niederschlag. Wenn das wichtige Weihnachtsgeschäft wegen Schneemangels ins Wasser fällt, ist laut Hofer die Saison schon gelaufen.

Auch tiefergelegene Skigebiete noch nicht am Ende

In der Schweiz sind auch tiefergelegene Skigebiete noch nicht am Ende ihrer Möglichkeiten. Mit einer leistungsfähigeren Anlage könnten sie die Beschneizeit noch halbieren, sagt Hofer. Damit könnten sie die Pisten offen halten, auch wenn die Zahl der kalten Tage wegen des Klimawandels abnimmt.

Bei vielen Anlagen in der Schweiz erreiche man das aber nicht, weil die Wasserversorgung zu gering sei, sagt Hofer. Diese könnten nicht alle Pisten gleichzeitig beschneien. Dann dauert die Beschneiung des Skigebiets länger.

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Skigebiet Savognin im Dezember 2016 mit grossem Schneemangel - Keystone - Community

Es fehle bei vielen Schweizer Skigebieten an Wasserspeichern und Pumpstationen. Das bedingt Investitionen. Als Faustregel ist laut Hofer 1 Million Franken pro Pistenkilometer nötig.

Ohne Beschneiung kein Skitourismus

Ohne technische Beschneiung gäbe es nicht mehr an vielen Orten Skitourismus, sagt Hofer: «Wenn kein Schnee da ist, ist fertig.» Wenn die Bergbahnen kränkeln, werden die Alpentäler krank. Denn jede Million, welche die Touristen an den Bergbahnen ausgeben, bringe über 6 Millionen an Wertschöpfung im Tal.

Denn der Skipass sei nur ein Ausgabeposten beim Skifahren. Dazu kämen noch die Ausgaben für Anfahrt, Essen, Übernachtung, Skiverleih oder Skilehrer. Hätten die Skigebiete nur noch 30 Tage offen, würden sich Investitionen in Hotels, Restaurants oder andere Dienstleistungen nicht mehr lohnen.

Dies würde auch das lokale Gewerbe treffen. Die wirtschaftliche Grundlage vieler Alpentäler wäre bedroht und damit zehntausende Arbeitsplätze. Die Folge wäre eine Abwanderung aus den Tälern.

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