Historikerinnen und Historiker appellieren an den Bundesrat, Lesesäle von Archiven und Forschungsbibliotheken wieder zu öffnen.
Akten im im Archiv des DRK-Suchdienstes in München. Foto: Marc Müller
Akten im im Archiv des DRK-Suchdienstes in München. Foto: Marc Müller - dpa-infocom GmbH

Die generelle Schliessung seit 18. Januar sei für Studierende, Doktorierende, Habilitierende und an Forschungsaufträgen Arbeitende verheerend.

Dies sei umso problematischer, als der Kanton Bern von Ende Oktober bis Mitte Dezember 2020 bereits die Lesesäle zentraler Forschungsinfrastrukturen des Bundes, der Nationalbibliothek und des Bundesarchivs vorübergehend habe schliessen lassen, heisst es in einem Brief an den Bundesrat, den die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG) am Montag veröffentlichte.

Wegen der Schliessungen könnten freischaffende Historikerinnen und Historiker ihre Auftragsarbeiten nicht mehr fristgerecht erledigen, Studierende die für ihren Studienabschluss notwendigen schriftlichen Arbeiten nicht abschliessen, und Doktorierende sowie Habilitierende würden in ihrer weiteren akademischen Karriere blockiert, weil sie die dafür notwendige Grundlagenforschung nicht leisten könnten. Für die Betroffenen habe die Schliessung der Lesesäle tiefgreifende Folgen für ihr berufliches Fortkommen und ihre finanzielle Situation.

So stehe die historische Forschung still, während in vielen anderen Disziplinen, insbesondere in den Naturwissenschaften, geordnetes Forschen nach wie vor möglich sei, heisst es weiter. Die von zahlreichen Archiven und Forschungsbibliotheken angebotene Digitalisierung von Aktenbeständen vermöge die Lücke nicht zu schliessen. Die Wartefristen dauerten oft mehrere Wochen, was das Forschen faktisch verunmögliche.

Zudem widerspiegelten die bestehenden Digitalisierungsangebote nicht die Auswertungsstrategien, wie in Archiven geforscht werde. Die aktuelle Krise zeige, dass die bisherigen Anstrengungen im Bereich der Digitalisierung von Archiven insgesamt ungenügend gewesen seien und weit mehr Ressourcen für deren Umsetzung auf allen staatlichen Ebenen nötig wären, um eine Alternative zu Besuchen im Lesesaal zu bieten.

Bereits im vergangenen Sommer hätten viele dieser Institutionen gezeigt, dass sie in der Lage seien, geeignete Massnahmen zu ergreifen, um ein geregeltes Forschen unter den gebotenen Sicherheitsvorkehrungen und unter Wahrung der Gesundheit aller zu ermöglichen, heisst es in dem Appell an den Bundesrat.

Die Schweizerische Gesellschaft für Geschichte (SGG) ist der Dachverband der Historikerinnen und Historiker der Schweiz und zählt nach eigenen Angaben rund 1500 Mitglieder in zwölf Sektionen.

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