Heimische Bierbrauer tricksen mit dem Schweizerkreuz

Simon Ulrich
Simon Ulrich

Zürich,

Viele Brauereien werben mit heimischem Flair, auch wenn Hopfen und Malz oft aus dem Ausland stammen. Kritiker sprechen von Augenwischerei.

Bier
Auch Biere mit importierten Zutaten schmücken sich mit dem Kreuz. (Symbolbild) - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Viele Schweizer Biere werben mit dem Schweizerkreuz, nutzen aber ausländische Rohstoffe.
  • Grund ist eine Gesetzesregelung: Schweizer Wasser gilt als «wesensbestimmend» für Bier.
  • Die Kritik: Für den Biergeschmack sind Hopfen und Malz entscheidend, nicht das Wasser.

Viele Schweizer Biere tragen stolz das Schweizerkreuz, auch wenn sie mehrheitlich aus importierten Zutaten gebraut werden.

Das berichtet der «Ktipp» auf Grundlage einer Stichprobe in Läden und unter Berufung auf die Herstellerangaben.

Ein Beispiel: Auf dem Bier «Hopp Schwiiz» von Lidl prangt ein Schweizerkreuz, obwohl nur kleine Mengen des Hopfens aus der Schweiz stammen. Auf der Dose sei das nicht ersichtlich.

Auch Marken wie «Feldschlösschen», «Appenzeller Quöllfrisch», «Calanda», «Eichhof» und «Tell» verwenden trotz ausländischer Zutaten das Schweizerkreuz.

Wasser gilt als «wesensbestimmend»

Die Bierbrauer profitieren dabei von einer gesetzlichen Sonderregelung: Wasser gilt bei Bier als «wesensbestimmend» – und das Wasser wird in der Schweiz entnommen.

Deshalb dürfen Biere mit Schweizer Wasser, aber ausländischen Rohstoffen, als «schweizerisch» beworben werden.

Martin Uster vom Verein «Die freien Schweizer Brauereien» kritisiert das: «Für den Charakter eines Biers sind Hopfen und Malz entscheidend, nicht das Wasser

Ausländische Brauereien verzichten in der Regel auf das Schweizerkreuz, wenn sie in der Schweiz brauen, aber Zutaten importieren.

«Birra Moretti» wird zum Beispiel in Chur gebraut, trägt aber nicht das Schweizerkreuz. Heineken erklärt, dass eine Herstellung in Italien weder ökologisch noch ökonomisch sinnvoll wäre.

Schweizer Rohstoffe sind massiv teurer

Auch «Heineken», «Sagres», «Carlsberg» und «Super Bock Unfiltered» werden hierzulande gebraut, stammen aber ursprünglich aus dem Ausland.

Es gibt aber auch Biere mit Schweizer Rohstoffen: etwa «Appenzeller Gran Alpin», «Baarer Bier» oder «Ittinger Klosterbräu».

Trinkst du gerne Bier?

Laut dem Schweizer Brauerei-Verband stammen nur etwa zehn Prozent des Hopfens und zwei bis drei Prozent des Malzes aus der Schweiz. Eine Schweizer Mälzerei gibt es erst seit vier Jahren.

Schweizer Rohstoffe sind zwei- bis dreimal teurer als ausländische. Martin Uster zufolge macht das pro Halbliterdose sieben bis zehn Rappen Mehrkosten aus.

Kommentare

User #1077 (nicht angemeldet)

Wer meint, dass ein Bier nur dann «schweizerisch» ist, wenn Hopfen und Malz zu 100 % aus der Schweiz kommen, verkennt, wie die Bierwelt funktioniert. Die Zutaten aus der Schweiz sind nicht nur teurer, sondern haben auch eine ganz andere Qualität – schlichtweg, weil uns die jahrhundertealte Erfahrung und Spezialisierung fehlt. Beispiel? Malz aus Bamberg, Hopfen aus der Hallertau oder dem Yakima Valley – das sind Regionen, die sich seit Generationen auf Qualität spezialisiert haben. Heineken druckt bei in Chur gebrauter Moretti bewusst kein Schweizerkreuz auf die Dose – aber nicht, weil sie so ehrlich wären, sondern weil ihr italienisches Dolce-Vita-Marketing sonst nicht mehr aufgeht. Es ist also nicht unbedingt ein Zeichen von Transparenz, sondern schlicht Markenstrategie. Fakt ist: Es gibt weltweit nur zwei grosse Anbaugebiete für Hopfen – in den USA und in Deutschland. Selbst wenn jede Schweizer Brauerei nur Schweizer Hopfen und Malz verwenden wollte – es gibt schlicht nicht genug davon. Und: Eine Schweizer Mälzerei existiert erst seit wenigen Jahren. Also: Man braucht kein Schweizerkreuz auf der Dose, um gutes, ehrliches Schweizer Bier zu machen. Und umgekehrt macht das Kreuz allein noch kein lokales Produkt aus Überzeugung. Das Herzblut der lokalen Brauer:innen, die Vielfalt der Stile, und die Leidenschaft für Qualität – das ist entscheidend. 💡 Support your local brewer. Egal, woher der Hopfen kommt – es geht darum, wer ihn braut und wie!

User #2277 (nicht angemeldet)

Überall wo ein CH Kreuzchen drauf ist; ist der Dreck X-mal teurer, für Diese Produkte, als für gleiches Zeugs, ohne Diese Patrioten-Kreuze ! Fällt mir zumindest immer mal wieder auf... ! Warum eigentlich ? Sind denn Diese Kreuzchen So teuer, oder die Anzahl der Idioten so hoch, die Diesen überteuerten Dreck immer noch dauernd kaufen... ??? !

Weiterlesen

swiss beer awards
6 Interaktionen
«Swiss Beer Awards»
a
343 Interaktionen
Stichprobe
Feldschlösschen
4 Interaktionen
Minus 1 Prozent

MEHR AUS STADT ZüRICH

Viktorija Golubic
3 Interaktionen
Rasches Out
FC Zürich
8 Interaktionen
Kapitel beendet
Schnecke
308 Interaktionen
«Tendenziös»