Harmonisierung des Sprachunterrichts in den Schulen kommt voran
Eine Erhebung im Auftrag der Kantone zeigt, dass die Harmonisierung des Sprachunterrichts in der obligatorischen Schule Fortschritte gemacht hat.

Die Harmonisierung des Sprachunterrichts in der obligatorischen Schule ist vorangekommen. Das zeigt eine Erhebung im Auftrag der Kantone. Doch erreichen viele Jugendliche am Ende der obligatorischen Schule die gesteckten Ziele in den Fremdsprachen Deutsch und Französisch nicht.
Die Verfassung schreibt den für die Bildung zuständigen Kantonen vor, ihr Schulwesen zu harmonisieren. Umgesetzt wird die Vorgabe mit dem HarmoS-Konkordat. Die regelmässige Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen soll zeigen, wo die Harmonisierung steht und ob die gesteckten Ziele erreicht werden.
Alle Kantone ausser Zug machten bei der Überprüfung des Erreichens der Grundkompetenzen (ÜGK) mit. Getestet wurden bei rund 18'500 Jugendlichen, die am Ende ihrer obligatorischen Schulzeit angelangt waren, die Kompetenzen in der Schulsprache – Deutsch, Französisch respektive Italienisch.
Im Deutsch als Schulsprache hatten 82 respektive 84 Prozent der Jugendlichen die verlangten Grundkompetenzen in Lesen und Rechtschreibung. Tief war der Anteil mit 41 Prozent beim Französisch. Im Tessin hatten 77 Prozent der Schülerinnen und Schüler im letzten Schuljahr die Italienisch-Grundkompetenzen.
Schwankende Ergebnisse
Weniger gross war der Anteil der Jugendlichen mit erreichten Grundkompetenzen im Fremdsprachenunterricht. Getestet wurde – je nach Kanton – das Hör- und Leseverstehen in Deutsch, Französisch und Englisch. Zwischen 51 und 58 Prozent lagen die Mittelwerte für das Lesen und Hören in Deutsch und Französisch.
In Englisch hatten 75 Prozent die Grundkompetenzen beim Leseverstehen. Beim Hörverstehen lag der Anteil der Jugendlichen mit erreichtem Niveau bei 85 Prozent. Die Unterschiede von Kanton zu Kanton sind beträchtlich. Die Getesteten wurden zum Teil erst seit kurzer Zeit gemäss den neuen sprachregionalen Lehrplänen unterrichtet.
«Die Harmonisierung ist gut fortgeschritten», stellte Christophe Darbellay, Präsident der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektorinnen und -direktoren (EDK), fest. In den Kantonen waren die Anteile der Jugendlichen mit erreichten Kompetenzen vergleichbar.
Darbellay verteidigt schwierige Rechtschreibung im Französischen
Mässig fortgeschritten sei die Harmonisierung dagegen beim Deutschen und Französischen als Fremdsprache, räumte Darbellay ein. Im Französischen sei die Rechtschreibung sehr schwierig, verteidigte der Walliser seine Muttersprache. «Es dauert länger, bis man dasselbe Niveau erreicht hat, als in anderen Sprachen.»
Aufzugeben, komme nicht in Frage, hielt Darbellay fest. Die Schweiz sei ein viersprachiges Land. Würden Landessprachen als Fremdsprachen unterrichtet, müssten sie den Schülerinnen und Schülern «etwas schmackhafter und etwas attraktiver gemacht werden, etwa mit einem gemeinsamen Skilager.» Es brauche mehr Motivation.
In den nächsten Monaten werde geprüft, welche Lehren aus den Befunden gezogen werden müssten, etwa bei den Lehrplänen und den Zielen, sagte EDK-Vizedirektor Armin Hartmann. Für Fremdsprachen sei das heutige Lernziel A 2.2 im Hören, Lesen und Sprechen – etwas mehr als grundlegende Kenntnisse – ambitionierter als andernorts.
Mehr Grundkompetenzen für Kinder und Jugendliche
Insgesamt zeigte die Erhebung nach Angaben der EDK, dass auf sprachregionaler und auch auf kantonaler Ebene Massnahmen geprüft werden müssten, damit mehr Kinder und Jugendliche in der obligatorischen Schulzeit die Grundkompetenzen erwerben könnten.
Deutlich wurde auch, dass Mädchen die in der obligatorischen Schulzeit geforderten Grundkompetenzen eher erreichten als Knaben. Auch Jugendliche mit privilegierter sozialer Herkunft erreichten die Lernziele häufiger als Benachteiligte. Als fördernd für die Fortschritte in den «fremden» Landessprachen erwiesen sich Austausche unter den Sprachregionen.
Austausche unter Schulklassen wirkten Wunder, sagte Darbellay. Einige Kantone seien in diesem Gebiet sehr engagiert. «Aber die Politik und auch die Kinder müssen es wollen.» Die zweisprachigen Kantone Bern, Freiburg und Wallis hatten denn auch vergleichsweise gute Werte.