Der Anstieg der Öl- und Gaspreise, der zum Teil durch den Konflikt in der Ukraine ausgelöst wurde, wird in der Schweiz zu einer steigenden Nachfrage nach umweltfreundlicheren Heizsystemen führen. Doch Lieferkettenprobleme und der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften könnten diesen Trend etwas bremsen.
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Es wird nach Öl gebohrt. (Archivbild) - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Fast die Hälfte aller Gebäude in der Schweiz wird derzeit mit Öl beheizt.

Dabei werden im Durchschnitt neun Millionen Liter des Raffinerieprodukts pro Tag benötigt. Das entspricht etwa 30 Prozent aller hier zu Lande verbrauchten Erdölprodukte, wie die Informationsplattform Energie-Umwelt.ch von mehreren Westschweizer Kantonen zeigt.

«Der Anstieg der Ölpreise wird sich sicherlich auf die Nachfrage nach umweltfreundlicheren und nachhaltigeren Heizlösungen bei den Gebäudebesitzern auswirken. Und man muss sehen, dass die Preise für alle Energieträger steigen werden, nicht nur für Heizöl», sagt Serge Boschung, Leiter des Amts für Energie im Kanton Freiburg. Der Preis für Strom beispielsweise wird ebenfalls steigen.

Die auf Gebäude-Heiztechnik spezialisierte Meier Tobler profitiert derzeit vom Trend zur Energieeffizienz. «Wir beobachten eine grosse Nachfrage nach Wärmepumpen, aber der Mangel an qualifizierten Arbeitskräften für deren Installation bremst unseren Absatz etwas», sagt Martin Schäppi, Sprecher des Luzerner Unternehmens.

Die bei Meier Tobler spürbar höhere Nachfrage spiegelt eine allgemeine Entwicklung wieder. Die in der Schweiz verkauften Wärmepumpenvolumen sind gemäss Zahlen des Verbands «Gebäudeklima Schweiz» innert Jahresfrist um 18 Prozent gestiegen.

Doch die Beschaffung der Wärmepumpen stellt auch Meier Tobler neben dem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften vor Probleme. «Verschiedene Hersteller, wie z.B. die deutsche Bosch, haben ihre Produktion aufgrund von Lieferproblemen, insbesondere bei Halbleitern, gedrosselt», fügt Schäppi hinzu. Die Unsicherheiten auf Ebene der Lieferketten dürften weiter bestehen bleiben.

Auch für holzbasierte Heizsysteme antizipiert Meier Tobler in den kommenden Jahren eine zunehmende Bedeutung, da die Schweiz über viel Waldfläche verfügt und die Nachfrage nach umweltfreundlicheren Heizlösungen weiter steigen wird. Gemäss Gebäudeklima Schweiz handelte es sich bei 63 Prozent der 2021 in der Schweiz verkauften Heizsysteme um Wärmepumpen, 23 Prozent nutzten Gas, 9 Prozent Heizöl und 5 Prozent Holz.

Der Anstieg der Öl- und Gaspreise mit der wirtschaftlichen Erholung nach der Pandemie und dem Krieg in der Ukraine dürfte eine bereits seit einigen Jahren laufende ökologische Bewegung beschleunigen.

Im Kanton Freiburg etwa wurden im Jahr 2021 97 Prozent der Neuinstallationen auf erneuerbare Energien umgestellt. «Das zeigt, dass sich die Gesellschaft weiterentwickelt», so Boschung vom kantonalen Amt für Energie. Dabei dürften auch fiskalische Massnahmen wie etwa Subventionsprogramme eine Rolle spielen.

Die aktuelle Krise macht nicht zuletzt die Abhängigkeit der Schweiz von fossilen Energieträgern deutlich, die alle importiert werden. «Der Ukraine-Konflikt wird uns wahrscheinlich dazu bringen, die einheimischen Ressourcen besser zu nutzen und mittel- bis langfristig viel mehr lokal zu produzieren», prognostiziert etwa Boschung.

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