Meret Schneider will die Welt zu einem besseren Ort machen. Wie nötig das ist, zeigt sich zum Beispiel an den Vergewaltigungs-Drohungen, die die Grüne bekommt.
Grüne Zürich Meret Schneider
Der grünen Nationalrätin Meret Schneider ist Fleisch-Werbung ein Dorn im Auge. - Facebook / Meret Schneider
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Zürcherin Meret Schneider will für die Grünen in den Nationalrat.
  • Je bekannter sie wird, desto häufiger werden Online-Belästigungen.
  • Eine Konversation machte Schneider darum publik.

Das Internet ist ein anonymer Tummelplatz. Hier wagt sich manch einer zu schreiben, was er offline niemals sagen würde. Oder zu zeigen, was er auf der Strasse in der Hose behält.

«Er» – weil es fast nur Männer sind, die Frauen online sexuell belästigen. Online-Belästigung kennt Nationalratskandidatin Meret Schneider nur zu gut.

Grüne Nationalratskandidatin online belästigt

«Wann immer ein Interview mit mir oder ein Artikel über mich erscheint, werden es mehr», sagt sie. Mehr eindeutige Einladungen, mehr anzügliche Nachrichten, mehr unerwünschte Intim-Fotos. «Dann haben diese Leute mich offenbar für eine Weile auf dem Radar.»

Grüne Nationalrat Meret Schneider
Die Zürcherin Meret Schneider will für die Grünen in den Nationalrat. Dafür macht sie selbstredend auch Wahlkampf. - Facebook / Meret Schneider

Nun will die junge Zürcherin für die Grünen in den Nationalrat. Dafür macht sie auch Wahlkampf. Sie prangt auf Plakaten und Flyern – und bei noch viel mehr Menschen auf dem Radar. «Jetzt im Wahlkampf bekomme ich noch mehr anzügliche Nachrichten», sagt Schneider.

Penis-Bilder und Drohungen

«Du solltest so hart genommen werden, dass dir hören und sehen vergeht», steht da dann zum Beispiel. «Dazu kommen Penis-Bilder. Die kriege ich sehr oft. Und Vergewaltigungsandrohungen.»

Längst hat Schneider darum für sich selber eine Strategie entwickelt. Ihre Copy-Paste-Antwort geht immer gleich: «Null Interesse.»

«Nimmen is Muul»

«Die Reaktionen sind immer unterschiedlich. Manche akzeptieren das Nein ganz anständig. Viele werden dann aber auch sehr unangenehm», so die Nationalratskandidatin.

Kürzlich kopierte sie ihre Standard-Antwort einmal mehr in den Chat mit einem jungen Mann. Dessen Antwort: «Nimmen is Muul du Sau! Abfahre Ciao.»

Grüne Nationalrat Meret Schneider
Diese Nachricht bekam die Grüne Nationalratskandidatin Meret Schneider via Facebook geschickt. Sie hat sie fotografiert und auf Twitter gestellt. - Screenshot / Facebook

Da hatte Meret Schneider genug – machte ein Bild der Konversation und stellte sie ins Internet. «Viele Männer denken, in der Anonymität des Internets könnten sie mit Frauen umgehen, wie sie wollen. Ich will ihnen zeigen, dass ihr Online-Verhalten auch Offline-Konsequenzen hat. Dass Frauen nicht einfach alles hinnehmen, sondern sich wehren», sagt Schneider.

Keinen Shitstorm auslösen

Mittlerweile hat sie das Bild allerdings wieder entfernt. «Die Kommentare gingen dann auch zu weit.» Sie habe einfach mal «Gopferdammi, Jungs, so nicht», sagen wollen. «Keinen Shitstorm gegen den einen Menschen auslösen.»

Sie habe der Person – und all denen, die sich online gleich verhalten – einfach mal den Spiegel vorhalten wollen.

Scham als Bremse

«Anhand der Kommentare haben er und hoffentlich auch einige andere gesehen, dass dieses Verhalten nicht okay ist. Dass die Gesellschaft das nicht toleriert. Noch mehr: Dass sie sich jetzt, wo sie so exponiert sind, dafür schämen. Vielleicht ändert das etwas.»

Juso Tamara Funiciello SP
Die zurücktretende Juso Präsidentin Tamara Funiciello kennt sich aus mit Online-Beleidigungen und Hate-Speech im Internet. - Keystone

Ob das funktioniert hat, lässt sich schwer nachprüfen. Schneider weiss nur eins: «Bisher habe ich keine solchen Nachrichten mehr bekommen. Auch nicht von jemand anderem.»

Auch andere bekannte junge Frauen betroffen

Die Grüne ist nicht die Einzige, die von Online-Belästigung betroffen ist. Die Berner SP Frau Tamara Funiciello reagierte auf die Beleidigungen mit Konfrontation. Sie klingelte kurzerhand an der Haustür ihrer Belästiger und suchte das Gespräch mit ihnen.

Fazit: Offline kehren Respekt und Anstand plötzlich wieder zu ihren Besitzern zurück.

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