Nach Schaffhausen kommt ein vergoldeter silberner Pokal zurück. Heute gilt das Trinkgefäss als Meisterwerk für die europäische Goldschmiedekunst.
Schaffhausen
Blick auf die Stadt Schaffhausen. (Archivbild) - Keystone
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Ein vergoldeter Silberpokal kehrt zurück nach Schaffhausen. Das Trinkgefäss gilt heute als Meisterwerk europäischer Goldschmiedekunst. Vor 181 Jahren aber hatten es die Schaffhauser zu Geld gemacht. Die Geschichte einer langen Reise nahezu um die Welt.

«Es passiert nur ein Mal im Leben, dass man ein solches einmaliges Objekt zurück in seine Heimat holen kann», schwärmte Daniel Grütter im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Keystone-SDA. Er ist Kurator für Kulturgeschichte am Museum zu Allerheiligen in Schaffhausen. Der vergoldete Silberpokal gilt als «äusserst bedeutendes Zeugnis der mittelalterlichen Kultur Schaffhausens und der Schweiz», hiess es in am Donnerstag in einer Mitteilung des Museums zu Allerheiligen.

1987 auf Besuch in Schaffhausen

«Unbedeutend und durchaus entbehrlich», lautete jedoch 1843 das Verdikt der Schaffhauser Behörden. Offenbar, weil sie Geld brauchten, haben sie den Pokal versteigert. Den Zuschlag erhielt ein Händler aus dem benachbarten badischen Gailingen.

Knapp vierzig Jahre später tauchte der Silberpokal in einer englischen Kirche wieder auf. Dann kaufte ihn der amerikanische Bankier und Kunstsammler John Pierpont Morgen (1837–1913), vermutlich über einen Kunsthändler aus Frankfurt. Rund 65 Jahre später, im Jahr 1945, gelangte der Pokal aus der Piepont-Sammlung in den Besitz des französischen Kunst- und Antiquitätenhändlers Jacques Heft (1891–1980). Dieser wiederum verkaufte den Pokal 1956 an einen privaten Sammler in Südamerika.

Als Leihgabe, quasi auf Besuch in Schaffhausen, war der Pokal dann erstmals wieder im Jahr 1987. Damals als Teil einer Ausstellung. Auf diese Zeit gehen zudem persönliche Beziehungen zwischen der Sturzenegger-Stiftung in Schaffhausen und dem südamerikanischen Sammler zurück.

31 Zentimeter hoch und 1,5 Kilogramm schwer

Diesen Beziehungen sei es zu verdanken, dass der Sammler aus Südamerika sich letztlich dazu entschied, «dieses national bedeutende Stück von kulturhistorischer Bedeutung» an die Sturzenegger-Stiftung zu verkaufen, wie Grütter sagte. Denn: «Verschiedene amerikanische Museen haben auch ihr Interesse bekundet.» Die Sturzenegger-Stiftung wiederum sammelt Kunstwerke und historische Objekte, die für die Stadt und die Region Schaffhausen von Bedeutung sind.

Welchen Betrag die Stiftung für den Pokal ausgegeben hat, wollte Grütter nicht verraten. Nur: «Solche Stücke kommen nicht in den Handel. Der Preis war Verhandlungssache zwischen dem Händler und der Stiftung.» Deren Sammlung steht unter anderem dem Museum zu Allerheiligen als Dauerleihgabe zur Verfügung.

So nun auch der vergoldete Silberpokal – auf einem Fuss steht das bauchige Gefäss mit seitlich angesetztem Henkel, darauf ein Deckel mit einem Aufsatz in Form einer Stadtmauer. Der Deckel kann umgedreht ebenfalls als Trinkschale verwendet werden, mit ebenjenem Aufsatz als Fuss. Der ganze Doppelpokal ist 31 Zentimeter hoch und 1,5 Kilogramm schwer. «Verhältnismässig gross für ein solches Gefäss», sagt Grütter.

«Keine sakrale Bedeutung»

In der ganzen Schweiz einmalig sei das Gefäss auch, weil es städtisch sei. Worauf laut Grütter nicht zuletzt der Aufsatz in Form einer Stadtmauer deute. «Es hat also keine sakrale Bedeutung, das macht es besonders.»

Grütter und seine Kollegen gehen davon aus, dass Goldschmiede aus Schaffhausen den vergoldeten Silberpokal um das Jahr 1500 hergestellt haben. Schaffhausen sei zu dieser Zeit ein Zentrum der Gold- und Silberschmiedekunst gewesen, so Grütter. Wofür der Pokal verwendet wurde, darüber gibt ein Verzeichnis in den Schaffhauser Archiven Auskunft.

Ab 1. Juni Teil der Dauerausstellung des Museums

Im «Inventarium und Beschreibung über dess Klosters Allerheiligen legend und fahrender Haab und Gütheren» wird 1705 der «Bächer, worinnen der Wein an die Hochzeiten verehrt würd» erwähnt. Mit seinen beiden Trinkschalen galt der Pokal demnach den Menschen damals als Sinnbild für die eheliche Verbindung.

Dem Brautpaar und seinen Gästen wurde aus dem Pokal der zeremonielle Hochzeitstrunk gereicht. Nun ist das Prunkstück also zurück in Schaffhausen. Am Donnerstag hat es das Museum zu Allerheiligen den Medien präsentiert. Und ab 1. Juni wird es Teil der Dauerausstellung des Museums sein.

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